Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
Perihel –, brachen auf seiner Südhalbkugel gewaltige Staubstürme los, die mit Geschwindigkeiten von bis zu fünfhundert Stundenkilometern dahinpeitschten, den Himmel verdunkelten und sich erst wieder einigermaßen beruhigten, wenn sie die Nordhälfte des Planeten erreichten. In der Sturmsaison die Treibhäuser freihalten zu wollen war aussichtslos. Trotz ihrer geschützten Lage hinter der oberen Station, im Windschatten des niedrigen, sichelförmigen Bergrückens, verwandelten sie sich in rostbraune Halbzylinder, in denen für Monate bestenfalls diffuses Dämmerlicht herrschte.
    Dem Kalender nach war die Zeit der Stürme seit acht Wochen vorbei. Letzte Woche war eine Gruppe draußen beim Point Armstrong gewesen, hatte das Druckzelt für das Silvesterfest aufgestellt, und prompt war kurz darauf wieder eine dicke, gelbe Staubwolke über die Ebene hinweggezogen und gestern Abend noch eine.
    Die Verschlüsse der Raumanzüge klickten, die Anschlüsse gaben schrille Zischlaute von sich, Kontrollanzeigen leuchteten grün auf. Jeder Handgriff saß, wie man es nach hunderten Malen erwarten konnte, trotzdem dauerte das Anlegen der Raumanzüge seine Zeit. Sie kontrollierten sich gegenseitig noch einmal, setzten dann gleichzeitig mit Mrs Dumelle die Helme auf, die mit einem beruhigenden, satten Geräusch einrasteten.
    Ein Druck auf eine handtellergroße Taste an der Wand ließ die innere Schleusentür auffahren. Sie betraten die Schleusenkammer und betätigten eine andere Taste. Die Tür schloss sich wieder, und ein schrilles, sirrendes Geräusch zeigte an, dass eine Pumpe die Luft aus der Kammer presste. Je weniger Luft noch übrig war, desto schwächer wurde das Geräusch, und schließlich hörte man es überhaupt nicht mehr.
    Gleich darauf ging das äußere Luk auf, ein wuchtig aussehendes Stahltor, und gab den ungefilterten Blick auf den Mars frei.
    Zahllose Stiefel hatten den Boden unmittelbar vor der Schleuse zertrampelt, breite Reifenspuren führten kreuz und quer durch den rostroten Sand. Neben der Schleuse standen ein paar Holzkisten aufgestapelt, lagen Metallstangen, eine zusammengefaltetete Folie aus Kunststoff, mit einem Stein beschwert, und ein Windmessgerät mit verbogenem Schaufelrad. Alles war bereits wieder von einer dünnen Schicht Flugsand bedeckt.
    Einer der Rover stand keine dreißig Meter entfernt geparkt, ein Fahrzeug, das Neuankömmlinge von der Erde ausnahmslos wie ein atemberaubendes Ungetüm vorkam, wenn sie das erste Mal davor standen. Die Fahrerkabine war eine drei Meter durchmessende Kugel mit großen Sichtfenstern, einer engen Schleuse an der Unterseite und einem langen, von innen steuerbaren Greifarm mit vier Gelenken und einem dreifingrigen Endstück, das stark genug war, Stahl zu biegen. Die klobige Motoreneinheit, die sich daran anschloss und deren flache Oberseite auch als Ladefläche diente, verlieh dem Gefährt eine Gesamtlänge von zwölf Metern. Das ganze Gebilde bewegte sich auf sechs gelenkig gelagerten, brusthohen Reifen aus Drahtgeflecht von jeweils zweieinhalb Metern Breite. Auf den Seiten hatte einmal das prachtvolle Marskolonisten-Symbol geprangt, doch nach dem Ende der Regierung von Präsident Sanchez hatte man auf Geheiß der neuen Regierung alle diese Symbole weiß übertünchen müssen, auf den Rovern, den Flugmaschinen, an den Außenwänden der Station, überall.
    Alle Marskinder hatten – was Erdlinge normalerweise unglaublich fanden – so ein Ding schon ungezählte Male gefahren und Unfug mit dem Greifarm angestellt. Sie hatten sich auch, obwohl das selbstverständlich streng verboten war, hinter dem Hügelwall wilde Wettrennen geliefert. Dass Mrs Dumelle sich weigerte, das Steuern eines Rovers zu erlernen, war in ihren Augen eine unverständliche Marotte.
    »Also, wir müssen die Besen mitnehmen und noch eine Ladung Isoliermatten«, erklärte Mrs Dumelle. »Die liegen drüben vor Schleuse 1.«
    »Die können wir ja mit dem Greifarm aufladen«, meinte Carl.
    Die Besen lagen, selber ganz eingestaubt, in einem Gestell unter einem der Verbindungstunnel zwischen den Stationsteilen. Die langen Griffe konnte man auseinander schrauben, sodass sie sich auf der Ladefläche unterbringen ließen.
    Dann gingen sie an Bord, schlossen die Luken und fluteten die Kabine mit Atemluft, um Helme und Handschuhe abnehmen zu können. Ronny hockte sich wie selbstverständlich hinters Steuer und legte den Schalter um, der die Methanturbine anwarf. Ein helles, singendes Maschinengeräusch

Weitere Kostenlose Bücher