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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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keine Kojoten gehört.« Seymour zog sich das Kicherkraut rein, wann immer er Gelegenheit dazu hatte, und deshalb dachte Jimmy, der Mann wäre bekifft. An den meisten Tagen stank der ganze Wagen danach, und Jimmy musste die Klimaanlage auf Hochtouren pusten lassen, um nicht durch bloßes Passivrauchen high zu werden. Jimmy selber rauchte nie. Es machte ihn paranoid.
    »Du hast geschlafen. Sie waren hier, bis die Cops aufgekreuzt sind. Das war auch kein lautes Kläffen. Eher so was wie ein Flüstern.«
    »Du warst bekifft.«
    »Nein, Mann. Ich war vielleicht bekifft, aber diese Kojoten sind immer da. Jedes Mal, wenn wir eine Leiche holen, höre ich sie. Ich meine, nachts. Da hängen sie rum und suchen nach Fleisch.«
    Wenn man Jimmy fragte, war das Blödsinn. Seymour kriegte selten was mit, aber wenn, dann war es immer irgendwas Schräges. Zum Beispiel sagte er: »Hey, hast du die Krähe mit der Zigarre im Schnabel gesehen?« Nicht, dass Jimmy in der Stadt noch keine Kojoten gesehen hätte, nur war das meistens in der Nähe von Burlingame oder vom Great Swamp. Kürzlich war er spät nachts um eine Kurve gekommen, und da war eine ganze Meute auf der Straße gewesen. Sie waren auseinandergestoben, als er Gas gegeben hatte, aber nicht sofort. Vorher hatten sie ihn noch angestarrt, mit roten Augen im Scheinwerferlicht.
    »Nachts im Irak haben immer Hunde gebellt«, sagte Seymour. »Du warst auf Patrouille und hast sie machen hören. Da wusstest du, die fressen die Leichen. Oder ’ne Bombe ging hoch, und Körperteile waren überall verstreut, und diese Köter kläfften. Eine Explosion war so was wie ’ne Essensglocke für die.«
    Nach seiner Massage kehrte Ernest Hartmann zum Brewster Brew zurück. Er wartete auf einen Anruf, und das konnte er genauso gut dort wie anderswo tun. Er kaufte sich den Globe , bestellte sich noch eine Tasse Kaffee und einen Bagel und setzte sich hin, um zu warten. Jetzt nach dem Ende der Baseball-Saison war der Globe nicht mehr so interessant. Es gab noch ein bisschen Fachsimpelei, und ein paar der Jungs mussten operiert werden, aber das war schon so gut wie alles. Hartmann hatte auf der Highschool in Worcester gespielt, und infolgedessen fühlte er sich den Jungs in der Oberliga ein bisschen näher.
    »Wie war die Massage?«, fragte Jean und stellte ihm noch einen Pumpernickel-Rosinen-Bagel hin.
    Hartmann drehte sich versuchsweise auf dem Stuhl hin und her. »Scheint geholfen zu haben, so ziemlich jedenfalls. Ich hatte zuerst meine Zweifel.«
    »Weshalb?«
    »Der Typ war ein bisschen sonderbar. Er hatte ein Medaillon mit einer Schlange, die sich in den Schwanz biss. Irgendwas Religiöses. Er hat mich gefragt, wo wir ohne die Schlange im Garten Eden wären. Bei all dem Kneten und Quetschen konnte ich nicht richtig folgen, doch er glaubte, wir wären schlechter dran.«
    »Mir kommen die Leute ganz nett vor. Sie sind oft hier, aber große Kaffeetrinker sind sie nicht. Ich musste Chai bestellen.«
    »Was ist das? Eine Art Tee?«
    »Süßer Tee. Mit Gewürzen.«
    Hartmann verzog das Gesicht. »Die meisten Leute sind nett, bis man an der Oberfläche kratzt. Dann stellt man fest, dass nur ein paar von ihnen nett sind.«
    Ein junges Paar kam herein, und Jean ging hinüber, um ihre Bestellung aufzunehmen, auch wenn sie lieber mit dem Mann im Hawaiihemd über Schlangen geredet hätte. So dachte sie an ihn: der Mann im Hawaiihemd. Schlangen waren ein großes Thema bei den Kunden heute Morgen. Sie betrachtete ihre Gäste als Kunden – ihre Kaffeekunden. Tatsächlich hatte sie befürchtet, dass frei herumkriechende Schlangen sie verscheuchen würden, bis ein Polizist ihr erzählt hatte, es handle sich nur um eine. Was die Frage anging, wo wir uns befänden, wenn es die Schlange im Garten Eden nicht gegeben hätte, so wusste sie immerhin, wo Frankie, ihr Mann, dann wäre. Er würde sich die Eier lecken.
    Bis zum Mittag hatte Jean mehr zu tun als sonst. Das lag an dem Baby. Die Leute wollten darüber reden. Sie wollten einen öffentlichen Ort aufsuchen und ihre Ansichten austauschen. Zum Beispiel, dass die Leiterin des Krankenhauses ganz sicher gefeuert werden würde. Und ein paar andere Leute auch. Die Geschichte war im Fernsehen gekommen, sogar in Boston. Eine Freundin in Dorchester hatte angerufen, um zu fragen, wie es Jean gefiel, im Zentrum des Universums zu wohnen. »Du sitzt wirklich auf dem heißen Stuhl da unten«, hatte die Freundin gesagt, und Jean hatte geantwortet, so schlimm sei es

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