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Das Fest der Zwerge

Das Fest der Zwerge

Titel: Das Fest der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Polzin
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kalt gestellt habe.
    Ich war freudig aufgeregt, aber auch ziemlich nervös, als ich einen Tag vor Heiligabend in den Zug nach München stieg. Ich trug meinen neuen langen Rock, darunter hohe schwarze Stiefel, und während ich durch das Abteil ging, um meinen Sitzplatz zu suchen, fiel mir auf, dass mir die Blicke der Männer folgten.
    Der Sitzplatz neben mir war leer, also konnte ich mich mit meinem Gepäck ungestört ausbreiten. Es war ein sonniger Tag, und je mehr ich mich München näherte, desto blauer wurde der Himmel. Die Ackerschollen waren mit Raureif überzogen, und die kahlen Zweige der Bäume glitzerten im Sonnenlicht. Ich war in Hochstimmung.
    Als der Zug in den Münchner Hauptbahnhof einfuhr, entdeckte ich Bernd am Ende des Gleises. Wir fielen uns lachend in die Arme, ich roch sein herbes Aftershave, das ich so mochte. Dieses Mal machte es mich regelrecht verrückt. Dann trat Bernd einen Schritt zurück, musterte mich und erklärte verblüfft: »Marlene, du siehst großartig aus!«
    »Danke«, erwiderte ich nur.
    »Nein, das meine ich ehrlich. Du siehst ganz verändert aus. Was ist mit dir geschehen?«
    Ich runzelte die Stirn. »Wenn das ein Kompliment sein sollte, ist es schiefgegangen.«
    Sogleich wollte er sich entschuldigen, doch ich grinste ihn an, und er stieß erleichtert Luft aus.
    Auf dem Weg zu seinem Auto sprachen wir von seinem Roman. Bernd hatte noch kein Feedback von seinem Verlag, aber der Lektor hatte versprochen, den Text mit nach Hause zu nehmen und über Weihnachten zu lesen. Die übliche Warterei.
    »Verzeih mir, wenn du keine besonders große Freude an mir haben wirst«, kündigte Bernd an. »Wahrscheinlich bin ich die ganze Zeit ungenießbar.«
    Die Zeit zwischen der Abgabe des Buches und dem ersten Feedback des Verlags ist hart, fast noch schlimmer als der Endspurt beim Schreiben. Ich versicherte Bernd, dass ich alles tun würde, um ihn auf andere Gedanken zu bringen, worauf er mit einem eigentümlichen Blick antwortete.
    Er wohnte in einer Loftwohnung im Westend. Ich beneidete ihn um diese Wohnung, auch wenn die Miete irrsinnig hoch sein musste. Den größten Teil der Wohnung nahm das riesige Wohnzimmer ein, das zum Flur und zur Küche hin offen war. Schlaf- und Arbeitszimmer und das Bad waren dagegen mit Türen abgetrennt. Mittlerweile hatte Bernd seinen Schreibplatz ins Wohnzimmer verlegt, weil er die Aussicht durch die großen Fenster inspirierend fand. Das Arbeitszimmer diente nun als Gästezimmer. Ich spürte eine leichte Enttäuschung, als Bernd meinen Koffer dort abstellte. Aber was hatte ich erwartet?
    »Ich hoffe, dass du dich bei mir wohl fühlst«, meinte er etwas ratlos.
    »Danke, sehr gemütlich«, erwiderte ich.
    »Möchtest du einen Kaffee?«
    »Gerne.«
    Wir gingen in die Küche.
    »Keine Traumfrau in Sicht?«, fragte ich provozierend, als wir an seinem Schlafzimmer vorbeikamen.
    »Ach«, sagte er nur und zuckte die Achseln. »Ich bin die Suche allmählich leid.«
    Im Wohnzimmer stand ein riesiger, sehr schön geschmückter Weihnachtsbaum.
    »Ich dachte, du hast nie einen Weihnachtsbaum«, murmelte ich überrascht.
    »Dieses Jahr schon.« Bernd grinste. »Deinetwegen.«
    Wir tranken Kaffee und unternahmen einen Spaziergang. Obwohl noch immer die Sonne schien, wehte ein kalter Wind, und es roch nach Schnee. Ich hatte meine Handschuhe in Bernds Wohnung vergessen, und meine Finger schmerzten bald vor Kälte. Ich hauchte sie an. Bernd lachte und griff nach meinen Händen, um sie zu wärmen.
    »Ich freu mich schon auf die Berge«, sagte ich.
    »Und ich freu mich auf den Abend mit dir«, erwiderte er.
    Wir sahen uns in die Augen, bis ich meinen Blick senkte.
    »Ja, endlich mal wieder in Ruhe quatschen«, murmelte ich. »Nicht nur am Telefon.«
    »Frierst du nicht in deinem schönen Rock?«, fragte Bernd.
    »Schon«, gab ich zu.
    »Bei der Bergtour musst du dir was anderes anziehen.«
    »Keine Sorge, ich bin ausgerüstet.«
    Nachdem die Sonne untergegangen war, wurde es ungemütlich, und wir kehrten um.
    »Ist es dir recht, wenn ich für uns koche, oder möchtest du essen gehen?«, erkundigte er sich.
    »Es ist mir sogar sehr recht, von dir bekocht zu werden.«
    Bernd entfachte ein Feuer im Kamin. Dann verschwand er in der Küche. Ich wollte wissen, ob ich ihm helfen könnte, doch er bestand darauf, alles allein vorzubereiten. Ich ging ins Gästezimmer, um aus meinem Koffer eine Flasche Wein zu holen, die ich für Bernd mitgebracht hatte. Dabei fiel mein Blick auf den

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