Das Fest der Zwerge

Titel: Das Fest der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Polzin

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Anthropoiden mit Geweih aus.
    »Das ist er«, rief Vera, »nur seine Nase war … leuchtender.«
    Brenda flitzte im Raum herum und suchte die Atmosphäre nach verräterischem Knistern ab, der Folge einer Wirklichkeitsverschiebung. Es gab genug davon im Umkreis. Ich konnte es spüren, aber ich war nicht so gut darin wie Brenda. Mir konnte es genauso passieren, dass ich in das Universum sprang, in dem er zuvor gewesen war oder in eine benachbarte Realität. Es ist nicht so, dass das Omniversum ein akkurater Tellerstapel wäre. Es ist eher wie ein Sandsack.
    Ich trat zurück und ließ Brenda ihre Arbeit machen. Ich arbeitete schon länger in dem Job. Hatte das Schlimmste gesehen, was viele Universen zu bieten hatten. Es war ein glückliches Universum, das einen Santa Claus besaß, und ich war nicht bereit, einen weiteren umkommen zu lassen.

    Brenda und ich schauten bei der nächsten Außenstelle der Warp-Polizei vorbei, bevor wir unsere Verfolgung des Santa-Killers wieder aufnahmen. Es gibt eine Menge toter, unbewohnter Universen da draußen, und wir nutzen diese Nullstellen als praktische Raststätten. Das nächste Leeruniversum hatte eine Eigenart in seiner physikalischen Gesetzmäßigkeit, das bewirkte, dass es im Durchmesser nur ein paar tausend Meilen maß, mit einem einzigen Planeten und einem winzigen, ihn umkreisenden Stern. Das Büro war nichts als ein grauer Betonklotz mit ein paar Sicherheitsleuten, einigen Betten und dem, was sie an Ausrüstung zur Verfügung hatten. Die Warp-Polizei war der Abteilung Öffentliche Ordnung zugeordnet, allerdings war sie nicht ordentlich. Die Beamten operierten autonom, mit jeglicher Unterstützung, die die Zentrale aufbieten konnte. Aber es war ein großes Omniversum, und wir waren größtenteils auf uns gestellt.
    »Bei allen Musen, ist das ein herrliches Gefühl, wieder zu sprechen«, sagte Brenda. Sie glühte nicht mehr, und auch mein Fell war wieder normal.
    Wir zeigten den Wachen unsere Marken. Sie salutierten nicht, sondern grunzten nur und wandten sich wieder ihrem Kartenspiel zu.
    »Also, warum kommen wir hierher zurück«, fragte Brenda, »wenn wir eigentlich den Täter aufspüren sollten?«
    »Mir gefällt der Gedanke auch nicht, dass noch ein Santa des Omniversums beseitigt wird, Brenda, aber wir können es uns nicht leisten, unvorbereitet ranzugehen. Ich habe das Gefühl, wenn wir diesen Kerl fassen, wird es hässlich.«
    Sie widersprach nicht.
    In keiner Außenstelle kann man sicher sein, was man finden wird. Das Hauptquartier tat sein Bestes, seine Agenten mit der richtigen Ausrüstung zu versorgen, aber es war trotzdem immer eine Suche auf gut Glück. Der Inventurbeamte dieser Dienststelle war ein riesenhafter Reptiloid mit einem fotografischen Gedächtnis und einer Passion für Papierkram.
    Die gewaltige Masse des Reptiloiden ließ seinen Schreibtisch wie ein Spielzeug aussehen. Er saß nicht auf einem Stuhl, sondern hockte dahinter auf dem Boden.
    »Agent Jones«, brummte er, »ich bin sicher, Sie sind gekommen, um die Vakuumkanone zurückzubringen, die Sie vor drei Monaten getestet haben.«
    »Schlechte Nachrichten, Tkk-Tkk-Hasss«, antwortete ich. »Die Kanone ist in ein schwarzes Loch gefallen.«
    Seine roten Augen verengten sich.
    »Es war nicht meine Schuld«, sagte ich. »Es hat sich an mich herangeschlichen.«
    »Es war ein kleines schwarzes Loch«, ergänzte Brenda. »Schlich sehr hinterhältig.«
    Tkk-Tkk-Hasss seufzte, was sich bei ihm anhörte wie ein hungriges Knurren. Hätte ich nicht gewusst, dass Reptiloide Vegetarier sind, wäre ich vielleicht nervös geworden. Der Job war sicherlich nicht einfach für ihn. Tkk-Tkk mochte Ordnung, und es gab herzlich wenig davon in diesem Arbeitsbereich.
    »Sie werden ein paar Formulare unterschreiben müssen, bevor ich Ihnen irgendeine neue Ausrüstung aushändigen kann, Jones. Sie auch, Agent Belle. Glauben Sie nur nicht, ich hätte den Echolokalisierer vergessen, den Sie sich ausgeliehen haben.«
    »Ein Drache ist draufgetreten«, sagte Brenda.
    Tkk-Tkk war nicht glücklich darüber, aber ein gewisser Prozentsatz an Ausrüstungsverlusten wurde von der Zentrale einkalkuliert. Wir füllten die erforderlichen Formulare in dreifacher Ausfertigung aus, dann ließ Tkk-Tkk uns ein paar Biofeldscanner ausprobieren. Ich tauschte meinen alten Blaster gegen ein neueres Modell ein. Danach machte ich einen physischen Spaziergang durch den tatsächlichen Bestand. Die Zeit, die man brauchte, um an den Regalen