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Das Fest der Zwerge

Das Fest der Zwerge

Titel: Das Fest der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Polzin
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ganzen Leichnam herumzusabbern.
    Brenda pfiff missbilligend.
    »Hey, irgendwo in einem anderen Universum ist es jetzt fünf Uhr.« Ich steckte die Flasche zurück in die Tasche und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Santa hatte sich heftig gewehrt. Gut für ihn. Er mochte vielleicht ein munterer Elf gewesen sein, aber man sollte meinen, dass man mit einem Kerl seiner Größe nicht so leicht fertig wurde.
    »Wie viele macht das?«, fragte ich.
    Brenda landete auf meiner Schulter und zirpte vier Mal.
    »Verdammt.«
    Vier Wochen, vier Universen, vier tote Santas. Jemand hasste diesen Kerl wirklich und tötete ihn immer und immer wieder. Brenda und ich waren seit dem ersten Opfer hinter ihm her, aber wir hatten den Killer immer noch nicht gefasst. Allerdings kamen wir näher. Dieser hier konnte nicht länger als vier Stunden tot sein. Das sagte mir der frische, würzige Duft des Blutes.
    »Willst du die Zeugen befragen, oder soll ich?«
    Sie schwebte vor meinem Gesicht und pfiff, während sie mich finster anblickte. Ich wusste nicht, wie sie gleichzeitig pfeifen und finster dreinsehen konnte, aber sie konnte es. Ich war beeindruckt, vor allem in Anbetracht dessen, dass ich nicht einmal pfeifen konnte. Nicht in dieser oder sonst einer Realität, der ich begegnet war. Die Reißzähne waren immer im Weg.
    »Ja, ich schätze, ich sollte mit den Zeugen reden. Warum schaust du nicht inzwischen, ob du eine Spur an dem Messer findest?«
    Sie salutierte und flog hinüber, um es sich anzusehen.
    Dieses Mal war der Killer schlampig gewesen. Er hatte seine Waffe zurückgelassen, und das würde uns eine stärkere Restfrequenz liefern, die wir verfolgen konnten. Mit etwas Glück würden wir den Kerl vielleicht schnappen, bevor ein weiterer Spielzeug verteilender alter Bursche auf einem Haufen frisch ausgestopfter Teddybären ausgebreitet endete.
    Ich ließ Brenda ihr Ding machen und ging nach den Zeugen sehen. Es waren zwei, ein Paar Elfen. Die Elfen in diesem speziellen Universum waren größer als in den letzten drei Welten. Sie brachten es auf anderthalb Meter und damit auf dreißig Zentimeter mehr als ich. Sie waren außerdem nicht so förmlich gekleidet, sondern trugen nur Jeans und T-Shirt. Der männliche Elf, sein Name war Bonko, hatte leuchtend rotes Haar und lange, spitze Ohren. Die weibliche Elfe, Vera, hatte ebenfalls leuchtend rotes Haar und lange, spitze Ohren. Eigentlich waren sie bis auf die Andeutung von Brüsten unter Veras T-Shirt ziemlich identisch. Asexuell und puppenähnlich. Dennoch waren sie mir lieber als die Elfen der letzten Welt. Die drei Augen hatten mir nichts ausgemacht, aber meiner Meinung nach sollten Elfen einfach keine Tentakel haben.
    »Sie beide haben das Verbrechen beobachtet?«, fragte ich.
    »Ja, Sir«, sagte Bonko.
    »Es heißt Ma'am«, korrigierte ich.
    »Oh, tut mir leid.«
    »Kein Grund, sich zu entschuldigen. Selbst meine eigene Spezies kann den Unterschied nur am Moschusgeruch erkennen, und der bildet sich nur in der Paarungszeit.« Ich angelte das Diktiergerät aus meiner Hosentasche, drückte den Aufnahmeknopf und bat die Elfen, mir ihre Geschichte zu erzählen.
    Sie hatten nicht viel gesehen. Bonko und Vera hatten in dem Raum neben Santas privater Werkstatt an ein paar kurzfristigen Spielzeugbestellungen gearbeitet. Auf einmal vernahmen sie unschöne Geräusche, Schreie und Kampfgetümmel. Deshalb stürmten sie zur Tür und sahen gerade noch, wie der Killer Santa den Rest gab.
    »Wir hätten etwas tun sollen«, klagte Bonko. »Wir hätten ihn retten müssen.«
    »Es ist nicht Ihre Schuld«, erklärte ich. »Wären Sie früher dort gewesen, wäre er jetzt trotzdem tot, und Sie noch dazu.«
    Ich konnte es in ihren identischen eisblauen Augenpaaren sehen. Die Schuldgefühle. Die Hilflosigkeit. Die schreckliche Gewissheit, dass jemand mit einem glühenden, grünen Messer und ohne Gewissen jeden von uns in einem unvermuteten und brutalen Augenblick töten konnte. Damit kommt man nicht leicht zurecht. Und es wird nicht leichter, wenn man mit einem Cop darüber sprechen muss.
    »Können Sie den Angreifer beschreiben?«, fragte ich, womit ich versuchte, so schnell und schmerzlos wie möglich damit fertig zu werden.
    Ich fütterte meine Taschenausgabe eines Omniversalen Speziesführers mit den Informationen, die sie mir gaben. Er tat seinen Dienst und gab mir eine kurze Liste verdächtiger Spezies. Ich ließ die Elfen die wahrscheinlichste heraussuchen. Sie wählten einen pelzigen

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