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Das Fest der Zwerge

Das Fest der Zwerge

Titel: Das Fest der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Polzin
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nicht.«
     
    Brenda und ich blieben noch, bis Santa seinen Schlitten beladen hatte. Sie brachten mir etwas gekühltes Rentierblut, um meinen rauen Hals zu beruhigen. Ich fragte nicht, woher sie es hatten.
    Santa stapfte herüber. Zusätzlich zum roten Mantel umfasste seine Standardausrüstung einen Harnisch mit ein paar Handgranaten, eine ans Bein geschnallte Pistole und ein Sturmfeuergewehr, das er quer auf dem Rücken befestigt hatte. Er hielt das glühende grüne Messer des Mörders.
    »Kann ich das behalten?«
    »Wüsste nicht, was dagegen spräche«, sagte Brenda.
    »Danke.« Er griff in seinen magischen Sack und zog zwei verpackte Geschenke heraus.
    Ich hob eine Hand. »Sorry, Santa. Wir dürfen keine Geschenke dafür annehmen, dass wir unseren Job machen.«
    Er lachte, und sein Bizeps wölbte sich wie eine Granitkugel. »Entspannt euch. Ich bin Santa Claus. Geschenke verteilen ist mein Beruf.«
    Das war ein Argument.
    Santa blieb nicht, um uns zuzusehen, wie wir unsere Geschenke auspackten. Er kletterte auf seinen Schlitten und machte ein paar letzte Checks. Er hatte einen Zeitplan einzuhalten. Ein Mann, entschlossen, eine sterbende Welt zu retten. Wenn jemand das konnte, dann er.
    »Was hast du bekommen, Brenda?«
    Sie flatterte vor mein Gesicht und hielt eine Strickjacke in Feengröße hoch. Brenda war nicht der Typ für mädchenhafte Strickjacken, aber es war der Gedanke, der zählte.
    Ich riss die Verpackung von einer Rolle Magentabletten und drückte eine davon heraus. Überraschenderweise schien sie gegen das Feuer, das sich in meinem Bauch bereits wieder zu entzünden begann, zu helfen.
    »Bereit, nach Hause zu gehen, Jones?«
    »In einer Minute, Brenda.«
    Wir sahen Santas Schlitten nach, wie er in die Lüfte stieg. Die Trolle feuerten ein paar Salven in die Luft, um eine weitere erfolgreiche Mission zu feiern. Eine weitere Woche für diese Welt. Es war nicht viel. Aber immerhin etwas.
    »Frohe Weihnachten, Jones«, meinte Brenda.
    »Frohe Weihnachten, Brenda. Und jetzt lass uns verdammt noch mal von hier verschwinden. Ich friere mir den Arsch ab.«
    Und mit diesen Worten brachen wir von dem gefrorenen Planeten auf und überließen ihn den fähigen Händen des guten alten Santa Claus.
     

Mara Volkers
                                           Der Tag des Teufels
     
    Bärbel, die jüngst Burgherrin geworden war, betrat die Küche und ertappte ihren Mann dabei, wie er sich gerade ein Stück Speck in den Mund schob. »Hast du so viel Hunger, dass du nicht warten kannst, bis der Morgenbrei aufgetragen wird?«, fragte sie lachend.
    »Natürlich habe ich Hunger! Immerhin habe ich gestern als guter Christenmensch den ganzen Tag gefastet. Außerdem will ich nach Schmölz reiten, um den alten Hannes abzuholen. Ich habe ihm doch versprochen, dass er unser erstes Weihnachtsfest als Herr und Herrin der Wallburg mit uns feiern darf.« Aus Albrechts Worten sprach die große Zuneigung zu dem Pferdeknecht seiner Heimatburg, der ihm in seiner Jugend ein treuer Freund und Lehrer gewesen war.
    Bärbel nickte lächelnd. »Bleib aber nicht zu lange weg. Sobald die Mittagsglocke erklingt, wird gefeiert. Vater Hieronymus hat mit den Kindern im Dorf ein Weihnachtsspiel eingeübt. Dabei darfst du nicht fehlen.«
    »Keine Sorge, ich bin früh genug zurück. Dafür freue ich mich zu sehr auf das köstliche Weihnachtsschwein, das Mette an den Spieß hat stecken lassen.« Albrecht zeigte dabei in den hinteren Teil der Küche, in dem sich eine gut genährte Sau über einem sorgsam gehüteten Feuer drehte. Vier Hunde liefen unter der Aufsicht eines Küchenjungen im Kreis und trieben über einem Göpel den Bratspieß an, sodass das Schwein rundherum knusprig gebraten wurde. Bei dem Anblick hörte Bärbel ihren Magen auf einmal laut und deutlich knurren. Sie hatte am Tag der Geburt des Herrn ebenso streng gefastet wie ihr Mann, und jetzt lief ihr das Wasser im Mund zusammen.
    Albrecht schnitt ihr eine Scheibe Speck ab. »Hier, nimm! Sonst fällst du noch vor dem Frühstück um, und das wäre bedauerlich.«
    Bärbel nahm das Fleisch entgegen und steckte es in den Mund. »Das ist wirklich das Schönste am Fasten, nämlich wenn man wieder etwas in den Magen bekommt«, sagte sie lachend.
    »Fasten reinigt die Seele, peinigt aber dem Magen«, spöttelte Albrecht, während er sich ebenfalls eine daumendicke Speckscheibe genehmigte.
    »Vielfraß!«, antwortete Bärbel, wurde dann aber sofort

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