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Das Fest der Zwerge

Das Fest der Zwerge

Titel: Das Fest der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Polzin
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wollte ihn nur ablenken und durch seine Stimme möglicherweise seine Position anpeilen.
    Im Raum wurde es still. Das Knistern des Feuers und Santas Schnarchen waren die einzigen Geräusche.
    Dann sah ich ihn. Wie eine Spinne jagte er die Decke entlang. Er war so lautlos und schnell, dass ich ihn überhaupt nicht bemerkt hätte, wenn seine Nase nicht geschimmert hätte. Und ich denke, auch das nur, weil er wollte, dass ich den tödlichen Blitz auf mich zukommen sah.
    Ich hob meinen Blaster, aber der andere war so verdammt schnell. Er stürzte sich auf mich. Er drehte mir den Arm mit der Waffe auf den Rücken, klemmte mir eine Hand über den Mund und hielt mir die leuchtende grüne Klinge an die Kehle.
    »Nicht gut genug, Cop.«
    Ich versenkte meine Reißzähne in seine knochige Handfläche. Sein Griff lockerte sich, und ich konnte mich herauswinden. Allerdings war ich zu nahe, um meinen Blaster benutzen zu können, und der Killer war sofort wieder auf mir. Dieses Mal trat er mir an den Schädel. Zweimal. Ich hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben und meine Waffe zu heben. Er griff danach und drehte sie. Ich hörte meinen Zeigefinger brechen, war jedoch über das Schmerzempfinden hinaus. Er stieß mit dem Messer zu, zog es aber im letzten Moment zurück, sodass er mir, statt es ins Herz zu rammen, nur die Brust aufschlitzte. Dann fegte er mir die Beine unter dem Körper weg und ließ mich auf den Boden fallen.
    »Bei weitem nicht gut genug.« Er grinste. Er wollte, dass ich zusah, dass ich die Hilflosigkeit spürte.
    Santa regte sich, aber es war zu spät. Rudolph schlitzte Santa mit einem Aufblitzen seiner Klinge die Kehle auf, statt Blut strömten jedoch nur ein paar Funken heraus. Der Androiden-Simulator zuckte auf der Couch.
    »Zufriedenheit garantiert«, kommentierte ich.
    Rudolph knurrte. »Du hast mich gelinkt.«
    »Du hast doch nicht wirklich gedacht, ich würde das Ziel so ungeschützt lassen, oder?«
    Er machte einen Satz nach vorne, und ich hatte viel zu viel abbekommen, um auszuweichen. Zu meinem Glück sauste ein Geschoss in seine Brust. Ein Geschoss namens Brenda. Sie brachte es auf ziemliche Schlagkraft, bei voller Geschwindigkeit und mit ihren neugewonnenen überfeeischen Kräften. Er taumelte rückwärts.
    Brenda schwebte neben mich. »Alles klar, Jones?«
    Hustend nickte ich.
    Sie ging wieder an die Arbeit und verprügelte Rudolph nach allen Regeln der Kunst. Sie war ein unbarmherziger Miniatur-Presslufthammer und schlug aus sämtlichen Richtungen immer und immer wieder zu. Er drosch nach ihr, aber sie sauste schneller um ihn herum, als man mit bloßem Auge verfolgen konnte. Sein Fell verbarg die Prellungen, aber ich sah ein paar Zähne fliegen. Er sank auf die Knie, als ich es schließlich schaffte, wieder auf die Beine zu kommen.
    Brenda ließ sich auf meiner Schulter nieder.
    »Du bist verhaftet«, erklärte ich.
    Er sog mit schmerzlich verzogenem Gesicht die Luft ein. »Fahrt zur Hölle.«
    Ich fühlte mich selbst nicht allzu gut. Die Prügel, die ich bezogen hatte, hatten meinen Verdauungstrakt buchstäblich in Brand gesetzt. Das Gute daran war, dass der Schmerz in meinen Eingeweiden es erleichterte, alle anderen Schmerzen zu ignorieren.
    Die Tür öffnete sich und Santa kam herein.
    »Verdammt, ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen draußen bleiben, bis ich Ihnen das Zeichen gebe!«, befahl ich.
    Rudolph sprang vollkommen unerwartet. Brenda warf sich auf ihn, aber er schaffte es, sie wegzuschlagen. Entweder es war ein Sonntagsschuss oder er hatte uns ausgetrickst, um Santa herauszulocken. Na gut, er war verletzt, aber nicht so sehr wie er vorgegeben hatte. Er zog von irgendwo ein weiteres Messer und warf sich auf Santa. Er war immer noch schneller als ich. Schneller als Brenda. Schneller als Santa und seine Trolle.
    Aber nicht schneller als der atomare Feuerball, den ich plötzlich heraushustete. Das flammende blaue Geschoss versengte meine Kehle auf dem Weg nach draußen und erwischte Rudolph im Sprung.
    Der stechende Geruch nach brennendem Fleisch erfüllte den Raum. Er lag auf dem Boden. An der Stelle, wo vorher seine Brust gewesen war, klaffte jetzt ein großes, schwarzes Loch.
    »Sie haben alle gelacht.« Rudolph rang mühsam nach Luft, bevor er erschlaffte. Seine leuchtende rote Nase wurde kalt.
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie das können«, lobte Santa.
    Ich wischte mir den Mund ab. Ich hatte eben Feuer gespuckt, und meine Kehle fühlte sich genau danach an.
    »Ich auch

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