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Das Fest des Ziegenbocks

Das Fest des Ziegenbocks

Titel: Das Fest des Ziegenbocks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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angesichts der aufgeschwemmten Gestalt in der schlecht sitzenden Oberstuniform empfunden, fleischgewordene Negation der Haltung, Beweglichkeit, Zackigkeit, Männlichkeit, Kraft und Ausstrahlung, die von Angehörigen der Streitkräfte zu erwarten sind – das sagte der Chef jedesmal, wenn er am Nationalfeiertag und am Tag der Streitkräfte zu seinen Soldaten sprach – , angesichts des wabbligen, finsteren Gesichts mit dem kleinen gestutzten Lippenbart nach Art von Arturo de Córdoba oder Pedro Lopez Moctezuma, den beliebtesten mexikanischen Schauspielern, und dem Doppelkinn, das ihm wie bei einem Kapaun auf den verschrumpelten Hals herunterhing. Sie sagten es zwar nur im allerkleinsten Kreis und nach vielen Gläsern Rum, aber die Offiziere haßten Oberst Johnny Abbes García, weil er kein echter Militär war. Er hatte sich seine Litzen nicht wie sie verdient, die gebüffelt, die Militärakademie und die Kasernen durchlaufen, Schweiß vergossen hatten, um in der Rangordnung aufzusteigen. Er besaß sie als Lohn für zweifellos schmutzige Dienste, um seine Ernennung zum allmächtigen Chef des Militärischen Geheimdienstes zu rechtfertigen. Und sie mißtrauten ihm wegen der dunklen Taten, die man ihm zuschrieb: das Verschwindenlassen von Personen, die Hinrichtungen, das plötzliche In-Ungnade-Fallen hochgestellter Personen – wie kürzlich erst des Senators Agustín Cabral –, die schrecklichen Denunziationen, Enthüllungen und Verleumdungen der Zeitungskolumne Das öffentliche Forum, die jeden Morgen in El Caribe erschienen und die Leute in ständiger Ungewißheit leben ließen, denn von dem, was dort über sie geschrieben stand, hing ihr Schicksal ab, und die Intrigen und Manöver gegen oft unpolitische, unbescholtene Menschen, friedliche Bürger, die aus irgendeinem Grund in das riesige Spionagenetz geraten waren, das Johnny Abbes García und das vielköpfige Heer der caliés bis hin in die entfernstesten Winkel der dominikanischen Gesellschaft ausgelegt hatten. Viele Offiziere – darunter Leutnant García Guerrero -fühlten sich berechtigt, dieses Individuum in ihrem tiefsten Innern zu verachten, trotz des Vertrauens, das der Generalissimus ihm bewies, weil sie wie viele Angehörige der Regierung und anscheinend Ramfis Trujillo selbst der Ansicht waren, daß Oberst Abbes García das Regime durch seine unverhüllte Grausamkeit in Mißkredit brachte und seinen Kritikern Argumente lieferte. Amadito erinnerte sich jedoch an ein Streitgespräch, bei dem sein unmittelbarer Vorgesetzter, Major Figueroa Carrión, ihn nach einem bierseligen Abendessen mit mehreren Militäradjutanten verteidigt hatte: »Der Oberst mag ein Teufel sein; aber dem Chef nützt er: alles Böse schreibt man ihm zu und Trujillo nur das Gute. Was für einen besseren Dienst könnte er ihm erweisen? Damit eine Regierung dreißig Jahre dauert, ist ein Johnny Abbes nötig, der seine Hände mit Scheiße beschmutzt. Und den ganzen Körper und den Kopf, wenn es sein muß. Der sich drangibt. Der den Haß der Feinde auf sich konzentriert und bisweilen den der Freunde. Der Chef weiß das, und deshalb hat er ihn an seiner Seite. Wenn der Oberst ihm nicht den Rücken freihalten würde,
    wer weiß, ob es
    ihm dann nicht schon ergangen wäre wie Pérez Jiménez in
Venezuela, Batista in Kuba und Perón in Argentinien.«
»Guten Abend, Leutnant.«
»Guten Abend, Herr Oberst.«
    Amadito hob die Hand an das Käppi zum militärischen Gruß, aber Abbes García reichte ihm die Hand – eine Hand weich wie ein Schwamm, feucht von Schweiß – und klopfte ihm leicht auf die Schulter. »Hier entlang.«
    Neben dem Wachhäuschen, in dem sich ein halbes Dutzend Wachsoldaten drängte, hinter dem Gitter des Eingangstores, gab es einen kleinen Raum, der anscheinend als Verwaltungsbüro diente, mit einem Tisch und ein paar Stühlen. Er wurde matt von einer einzigen Glühbirne erleuchtet, die am Ende eines langen, fliegenbedeckten Kabels baumelte; um sie herum wimmelte ein Schwärm von Insekten. Der Oberst schloß die Tür, wies auf die Stühle. Ein Wachsoldat trat herein, mit einer Flasche Johnny Walker Red Label (»Meine Lieblingsmarke, weil Juanito Caminante mein Namensvetter ist«, scherzte der Oberst), Gläsern, einem Eiskübel und mehreren Flaschen Mineralwasser. Während der Oberst die Gläser füllte, redete er mit dem Leutnant, als wäre Major Figueroa Carrión gar nicht anwesend.
    »Meine Glückwünsche zum neuen Rangabzeichen. Und zu dieser Personalakte. Ich kenne sie

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