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Das Fest des Ziegenbocks

Das Fest des Ziegenbocks

Titel: Das Fest des Ziegenbocks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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SIM umgebaut hatte, stand in der Nähe des Jeeps, mit dem sie gekommen waren, ein anderer, fast gleich aussehender, mit ausgeschalteten Scheinwerfern. Auf dem Rücksitz flankierten zwei Wachsoldaten mit Gewehren einen Typ mit gefesselten Händen und einem Tuch, das seinen Mund bedeckte.
    »Sie fahren mit mir, Leutnant«, sagte Johnny Abbes, während er sich an das Steuer des Jeeps setzte, in dem sich die Wachsoldaten befanden. »Sie folgen uns, Roberto.« Als die beiden Fahrzeuge das Gefängnis verließen und die Straße zur Küste nahmen, brach ein Unwetter los, und die Nacht füllte sich mit Blitzen und Donnerschlägen. Der herabprasselnde Regen durchnäßte sie in den offenen Jeeps bis auf die Knochen.
    »Besser, es regnet, auch wenn wir naß werden«, erklärte der Oberst. »Das wird die schwüle Luft reinigen. Die Bauern haben schon lange um ein wenig Wasser gefleht.« Er erinnerte sich nicht, wie lange die Fahrt gedauert hatte, aber es konnte nicht lange gewesen sein, denn er erinnerte sich daran, daß die Wanduhr im kleinen Empfangsraum zehn Uhr schlug, als sie das Bordell von Pucha Vittini betraten, nachdem sie den Jeep in der Galle Juana Saltitopa geparkt hatten. Die ganze Sache hatte von dem Augenblick an, da er Major Figueroa Carrión zu Hause abgeholt hatte, weniger als zwei Stunden gedauert. Abbes García bog von der Landstraße ab, und der Jeep hüpfte und schwankte, als wollte er auseinanderfallen auf dem freien Feld mit hohem Gras und Gesteinsbrocken, durch das er fuhr, unmittelbar gefolgt vom Jeep des Majors, dessen Scheinwerfer sie beleuchteten. Es war dunkel, aber der Leutnant wußte, daß sie parallel zum Meer fuhren, denn das Getöse der Brandung war näher gekommen und drang ihm in die Ohren. Ihm schien, als umfuhren sie den kleinen Hafen von La Caleta. Kaum hatte der Jeep angehalten, hörte der Regen auf. Der Oberst sprang mit einem Satz heraus, und Amadito tat es ihm nach. Die beiden Wachsoldaten waren instruiert, denn sie stießen den Gefangenen aus dem Fahrzeug, ohne auf Befehle zu warten. Im Lichtschein eines fernen Blitzes sah der Leut nant, daß der Geknebelte keine Schuhe trug. Während der ganzen Fahrt hatte er sich absolut gefügig verhalten, aber kaum betrat er den Boden, begann er sich zu winden, zu stöhnen, versuchte, sich von seinen Fesseln und seinem Knebel zu befreien, als würde ihm endlich bewußt, was ihm bevorstand.
    Amadito, der bislang vermieden hatte, ihn anzusehen, beobachtete die krampfhaften Bewegungen seines Kopfes, mit denen er den Mund freibekommen wollte, um etwas zu sagen, vielleicht um zu bitten, sie möchten sich seiner erbarmen, vielleicht um sie zu verfluchen. ›Und wenn ich nun den Revolver ziehe und auf den Oberst, den Major und die beiden Wachsoldaten schieße und ihn fliehen lasse?‹ dachte er.
    »Statt einem gäbe es zwei Tote in den Klippen«, sagte Salvador.
    »Ein Glück, daß der Regen aufgehört hat«, sagte Major Figueroa Carrión, während er ausstieg. »Ich bin völlig durchnäßt, Scheiße.«
    »Haben Sie Ihre Waffe da?« fragte Oberst Abbes García. »Lassen Sie den armen Teufel nicht länger leiden.« Amadito nickte, ohne ein Wort zu sagen. Er tat ein paar Schritte, bis er neben dem Gefangenen stand. Die Soldaten ließen ihn los und traten beiseite. Der Typ rannte nicht weg, wie Amadito geglaubt hatte. Bestimmt gehorchten ihm die Beine nicht, ließ die Angst ihn wie angewurzelt stehenbleiben im Gras und Schlamm des freien Feldes, auf dem der Wind kräftig blies. Aber obwohl er nicht zu fliehen versuchte, bewegte er weiter verzweifelt den Kopf, von rechts nach links, von oben nach unten, in seinem vergeblichen Bemühen, sich von dem Knebel zu befreien. Er stöhnte stoßweise. Leutnant García Guerrero setzte ihm den Lauf seiner Pistole an die Schläfe und drückte ab. Der Knall betäubte ihn und ließ ihn eine Sekunde lang die Augen schließen.
    »Geben Sie ihm den Gnadenschuß«, sagte Abbes García. »Man weiß nie.«
    Amadito beugte sich herunter, betastete den Kopf des Lie
    genden – er war still und stumm – und schoß noch einmal aus allernächster Nähe.
    »Jetzt ja«, sagte der Oberst, faßte ihn am Arm und drängte ihn zum Jeep von Major Figueroa Carrión. »Die Wachsoldaten wissen, was sie zu tun haben. Gehen wir zu Puchita, den Körper aufwärmen.«
    Im Jeep, der von Roberto Figuerora Carrión gefahren wurde, blieb Leutnant Garcia Guerrero stumm und hörte nur halb dem Dialog zwischen dem Oberst und dem Major zu. Er erinnerte sich

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