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Das Fest des Ziegenbocks

Das Fest des Ziegenbocks

Titel: Das Fest des Ziegenbocks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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ihn neben der Garage in einer fensterlosen Speisekammer unter, in der sie ein Klappbett aufstellte. Es war ein winziger Raum, ohne Lüftung, und Antonio konnte für den Rest der Nacht kein Auge zutun. Er legte den 4 5 er Colt neben sich, auf ein Bord voller Konservendosen; angespannt lauerte er auf jedes verdächtige Geräusch. Zuweilen dachte er an seinen Bruder Segundo und bekam Gänsehaut; bestimmt folterten sie ihn in La Victoria oder hatten ihn getötet.
    Die Hausherrin, die die Kammer abgeschlossen hatte, befreite ihn um neun Uhr morgens aus seinem Gefängnis. »Ich habe dem Mädchen frei gegeben, damit sie nach Jarabacoa zu ihrer Familie fahren kann«, erklärte sie ihm. »Du kannst dich also im ganzen Haus bewegen. Aber daß dich die Nachbarn nicht sehen. Was für eine schlimme Nacht mußt du in dieser Höhle verbracht haben.« Während sie in der Küche mangú, gebratenen Käse und Kaffee frühstückten, stellten sie das Radio an. In keiner der Rundfunknachrichten kam etwas über das Attentat. Gladys de los Santos ging wenig später zur Arbeit. Imbert nahm eine Dusche und ging ins Wohnzimmer hinunter, wo er, in einem Sessel, einschlief, den 45er Colt auf den Knien. Er schrak heftig zusammen und stöhnte, als man ihn rüttelte. »Die caliés haben Manuel heute morgen mitgenommen, kurz nachdem du sein Haus verlassen hast«, sagte Gladys de los Santos angstvoll. »Früher oder später werden sie aus ihm herausbekommen, daß du hier bist. Du mußt so rasch wie möglich gehen.«
    Ja, aber wohin? Gladys war am Haus der Familie Imbert vorbeigefahren, die Straße wimmelte nur so von Soldaten und caliés; bestimmt hatten sie auch seine Frau und seine Tochter festgenommen. Ihm war, als würden unsichtbare Hände ihm allmählich den Hals zudrücken. Er ließ sich seine Angst nicht anmerken, um die Hausherrin, die sich verändert hatte, nicht noch mehr zu erschrecken: vor lauter Nervosität blinzelte sie unentwegt.
    »Überall sind Wannen mit caliés und Lastwagen voller Soldaten«, sagte sie. »Sie durchsuchen die Autos, verlangen von jedem die Papiere, gehen in die Häuser.« Es kam noch immer nichts im Fernsehen, im Rundfunk und in den Zeitungen, aber die Gerüchte waren nicht aufzuhalten. Das menschliche Tamtam verbreitete in der ganzen Stadt, daß Trujillo umgebracht worden war. Die Leute waren verängstigt und fragten sich verwirrt, was jetzt geschehen mochte. Fast eine Stunde lang zermarterte er sich das Gehirn: Wohin sollte er gehen? Zunächst einmal mußte er hier raus. Er dankte Gladys de los Santos für ihre Hilfe und verließ das Haus, die Hand an der Pistole, die er in der rechten Hosentasche trug. Er irrte eine Weile ziellos umher, bis er sich an seinen Zahnarzt erinnerte, Dr. Camilo Suero, der in der Nähe des Militärhospitals wohnte. Camilo und seine Frau Alfonsina ließen ihn ins Haus. Sie konnten ihn nicht verstecken, aber sie halfen ihm, mögliche Zufluchtsorte zu erörtern. Dabei kam ihm Francisco Rainieri in den Sinn, ein früherer Freund, Sohn eines Italieners und Botschafter des Malteser Ordens; dessen Frau Venecia und seine Frau Guarina pflegten zusammen Tee zu trinken und Canasta zu spielen. Vielleicht könnte der Diplomat ihm dabei helfen, in irgendeiner Legation um Asyl zu bitten. Unter größten Vorsichtsmaßnahmen rief er in der Residenz der Rainieris an und gab den Hörer an Alfonsina weiter, die sich als Senora Guarina Tessón ausgab, wie der Mädchenname von Imberts Frau lautete. Sie verlangte Queco zu sprechen. Dieser kam sofort an den Apparat und überraschte sie mit einer überschwenglichen Begrüßung: »Wie geht es dir, liebste Guarina, ich freue mich, dich zu hören. Du rufst wegen der Verabredung heute abend an, nicht wahr? Mach dir keine Sorgen. Ich schicke den Wagen, um dich abzuholen. Punkt sieben, wenn du einverstanden bist. Gibst du mir bitte noch mal deine Adresse?«
    »Entweder er ist ein Hellseher oder er ist verrückt geworden, oder ich weiß nicht, was«, sagte die Hausherrin, nachdem sie aufgelegt hatte.
    »Und was machen wir jetzt bis sieben, Alfonsina?« »Zur Jungfrau von Altagracia beten«, sagte sie, während sie sich bekreuzigte. »Wenn die caliés vorher kommen, dann benutz deine Pistole.«
    Punkt sieben hielt ein glänzender blauer Buick mit diplomatischem Kennzeichen vor der Tür. Francisco Rainieri saß selbst am Steuer. Er startete, kaum daß Antonio Imbert
    neben ihm saß.
    »Ich wußte, daß die Nachricht von dir kam, weil Guarina und deine Tochter bei mir

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