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Das Fest des Ziegenbocks

Das Fest des Ziegenbocks

Titel: Das Fest des Ziegenbocks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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vom 14. Juni, der kleine Bruder Ihrer Ex-Freundin, glaube ich. Luisa Gil, nicht? Gut, also bis dann, wir werden bestimmt einiges gemeinsam machen. Wenn Sie mich brauchen, wissen Sie, wo Sie mich finden können.«
    Der Leutnant spürte abermals die Hand des Türken auf seinem Knie.
    »Das ist gelogen, Amadito«, versuchte Salvador ihn zu beruhigen. »Es kann jeder gewesen sein. Er hat dich getäuscht. Um dich völlig zu zerstören, um dir das Gefühl zu geben, noch mehr verstrickt, noch mehr Sklave zu sein. Vergiß, was er gesagt hat. Vergiß, was du getan hast.« Amadito nickte. Ganz langsam zeigte er auf den Revolver seines Patronengürtels.
    »Wenn ich das nächste Mal schieße, dann, um Trujillo umzubringen, Türke«, sagte er. »Du und Tony Imbert, ihr könnt auf mich zählen, egal für was. Ihr braucht nicht mehr das Thema zu wechseln, wenn ich dieses Haus betrete.« »Achtung, Achtung, der kommt direkt auf uns zu«, sagte Antonio de la Maza, während er den abgesägten Lauf in

Fensterhöhe hob, bereit zu schießen. Auch Amadito und Salvador griffen nach ihren Waffen. Antonio Imbert ließ den Motor an. Aber das Auto, das langsam dahingleitend, wie suchend auf sie zukam, war nicht der Chevrolet, sondern ein kleiner Volkswagen. Er fuhr abgebremst,
    bis er sie entdeckt hatte. Dann wendete er und fuhr in Gegenrichtung zurück, zu der Stelle, wo sie parkten. Er hielt neben ihnen, mit ausgeschalteten Scheinwerfern.

    IV

    »Wollen Sie nicht hinaufgehen, um ihn zu sehen?« sagt die Krankenschwester schließlich.
    Urania weiß, daß der Frau diese Frage auf der Zunge liegt, seit sie nach Betreten des kleinen Hauses in der César Nicolás Pensen in die Küche gegangen ist und sich einen Kaffee gemacht hat, statt sich von ihr in das Zimmer von Senor Cabral führen zu lassen. Sie schlürft ihn seit zehn Minuten in kleinen Schlucken.
    »Zuerst werde ich zu Ende frühstücken«, antwortet sie, ohne zu lächeln, und die Krankenschwester senkt verwirrt den Blick. »Ich stärke mich, um diese Treppe hochsteigen zu können.«
    »Ich weiß, daß es zu einer Distanzierung zwischen Ihnen und ihm gekommen ist, etwas habe ich gehört«, sagt die Frau, die nicht weiß, was sie mit ihren Händen anfangen soll, wie zur Entschuldigung. »Es war nur eine Frage. Ich habe dem Senor schon sein Frühstück gegeben und ihn rasiert. Er wacht immer sehr früh auf.« Urania nickt. Jetzt ist sie ruhig und gelassen. Sie betrachtet noch einmal die Schäbigkeit, die sie umgibt. Es ist nicht nur die verblichene Farbe der Wände: alles, die Tischplatte, das Abwaschbecken, der Schrank, wirkt geschrumpft, fehl am Platz. Waren es dieselben Möbel? Sie erkannte nichts wieder.
    »Kommt ihn jemand besuchen? Von der Familie, meine ich.«
    »Die Töchter der Senora Adelina, Senora Lucindita und Sefiora Manolita, kommen immer, so gegen Mittag.« Die Frau, hochgewachsen, in vorgerücktem Alter, mit einer Hose bekleidet unter der weißen Uniform, steht in der Türöffnung der Küche und macht keinen Hehl aus ihrem Unbehagen. »Ihre Tante kam früher jeden Tag. Aber seit sie sich die Hüfte gebrochen hat, geht sie nicht mehr aus dem Haus.«
    Tante Adelina war um einiges jünger als ihr Vater, sie mochte höchstens fünfundsiebzig Jahre alt sein. Sie hatte sich also die Hüfte gebrochen. Ob sie wohl noch immer so fromm war? Damals ging sie jeden Tag zum Abendmahl. »Ist er in seinem Schlafzimmer?« Urania trinkt den letzten Schluck Kaffee. »Na ja, wo soll er sonst sein. Nein, Sie brauchen mich nicht zu begleiten.«
    Sie steigt die Treppe hinauf, deren Geländer abgeblättert ist und wo die Blumentöpfe fehlen, an die sie sich erinnerte, noch immer mit dem Gefühl, daß das Haus zusammengeschrumpft ist. Als sie ins obere Stockwerk gelangt, bemerkt sie die abgewetzten Fliesen, von denen einige lose sind. Dies war einmal ein modernes, wohlhabendes, mit Geschmack eingerichtetes Haus; es ist völlig heruntergekommen, ein elendes Loch, verglichen mit den Residenzen und Wohnanlagen, die sie am Vortag in Bella Vista gesehen hat. Sie bleibt vor der ersten Tür stehen – dies war sein Zimmer – und klopft ein paarmal, bevor sie hineingeht.
    Starkes Licht empfängt sie, das durch das weit geöffnete Fenster hereinfallt. Der grelle Schein blendet sie einige Sekunden; dann zeichnet sich allmählich das mit einer grauen Decke bedeckte Bett ab, die alte Kommode mit ihrem ovalen Spiegel, die Photographien an den Wänden – wie war er bloß an das Photo gelangt, das sie bei

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