Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Fest

Titel: Das Fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
vergessen, über die Einladungskarten für Ihre Party zu sprechen«, sagte Aubie. Nora erstarrte. Auch sie hatte die Einladungen vollkommen vergessen und wollte sich nun ganz gewiss nicht im Beisein von Merry und Candi darüber unterhalten.
    »Ach ja«, erwiderte sie. Merry hatte ein Gespräch mit einer der sozial engagierten Frauen am Nebentisch angefangen. Candi ließ gerade ihren Blick durch das Cafe schweifen, um in Erfahrung zu bringen, wer nicht anwesend war.
    »Die werden wir ebenfalls nicht benötigen«, sagte Nora.
    »Keine Party?«, fragte Aubie mit neugieriger Stimme.
    »Genau, keine Party dieses Jahr.«
    »Na ja, ich…«
    »Danke für den Anruf, Aubie«, schnitt sie ihm schnell und leise das Wort ab und klappte ihr Handy zu.
    »Was werdet ihr nicht benötigen?«, wollte Merry wissen, die ihr Gespräch abrupt beendet hatte und sich nun interessiert Nora zuwandte.
    »Keine Party dieses Jahr?«, wiederholte Candi, während ihre Augen sich förmlich an Nora festsaugten. »Was ist los?«
    Beiß die Zähne zusammen, ermahnte Nora sich selbst. Denk an Traumstrände, an das warme Meer, an zehn Tage im Paradies. »Oh, nichts Besonderes«, erklärte sie. »Wir machen dieses Jahr über Weihnachten eine Kreuzfahrt. Blair ist nicht da, und wir brauchen einfach etwas Erholung, wisst ihr.«
    Auf einmal herrschte Totenstille im Cafe — zumindest kam es Nora so vor. Candi und Merry ließen die Neuigkeit stirnrunzelnd auf sich wirken. Nora klangen Luthers Worte in den Ohren, also ging sie in die Offensive. »Zehn Tage auf der Island Princess , einem Luxusliner. Die Bahamas, Jamaika, die Caymaninseln. Ich habe schon zwei Pfund abgenommen«, schob sie mit vergnügter Selbstgefälligkeit hinterher.
    »Ihr feiert kein Weihnachten?«, stieß Merry ungläubig hervor.
    »Das habe ich doch gerade gesagt!« Merry war immer schnell bereit, über andere ein Urteil zu fällen, daher hatte Nora schon vor Jahren gelernt zurückzubeißen. Nun straffte sie in Erwartung scharfer Worte die Schultern.
    »Wie ist es denn möglich, Weihnachten einfach nicht zu feiern?«, fragte Merry.
    »Nun, man lässt es eben ausfallen«, antwortete Nora, als sei damit alles erklärt.
    »Das klingt herrlich«, sagte Candi.
    »Was sollen wir denn dann an Heiligabend machen?«, fragte Merry.
    »Euch wird schon etwas einfallen«, erwiderte Nora. »Es gibt doch noch andere Partys.«
    »Aber keine wie eure.«
    »Das ist lieb von dir.«
    »Wann geht die Reise los?«, fragte Candi, die inzwischen von Stränden träumte und davon, einmal nicht die angeheiratete Verwandtschaft eine ganze Woche lang auf dem Hals zu haben.
    »Am ersten Weihnachtstag. Um die Mittagszeit.« Nachdem Luther die Kreuzfahrt gebucht hatte, war Nora aufgefallen, dass dies ein merkwürdiger Reisetermin war. »Wenn wir Weihnachten sowieso nicht feiern wollen, warum fahren wir dann nicht ein paar Tage früher, Liebling?«, hatte sie gefragt. »Und ersparen uns auch noch Heiligabend? Vergessen wir doch einfach den ganzen verrückten Affentanz.«
    »Was ist, wenn Blair an Heiligabend anruft?«, hatte er entgegnet. Außerdem hatte Biff einen Preisnachlass in Höhe von 399 Dollar herausgeholt, weil nur wenige Passagiere bereit waren, am fünfundzwanzigsten abzufliegen. Jedenfalls war die Reise gebucht und bezahlt und am Termin ließ sich nichts mehr ändern.
    »Wieso lasst ihr die Party dann nicht einfach stattfinden wie immer?«, drängte Merry. Sie fürchtete, dass sie verpflichtet sein könnte, eine Ersatzfeier auszurichten.
    »Weil wir nicht wollen, Merry. Wir machen mal Pause, o.k.? Wir überspringen ein Jahr. Kein Weihnachten, in welcher Form auch immer. Absolut nichts. Kein Baum, kein Truthahn, keine Geschenke. Wir verprassen das Geld dafür auf einer Kreuzfahrt. Kapiert?«
    »Ich verstehe das«, warf Candi ein. »Ich wünschte, Norman würde auch mal auf eine solche Idee kommen. Aber das wird ihm im Traum nicht einfallen, er hätte Angst, mindestens zwanzig Football-Endspiele zu verpassen. Ich beneide dich ja so, Nora!«
    Merry biss in ihr Avocado-Sandwich und blickte sich kauend im Cafe um. Nora wusste genau, was sie dachte. Wem erzähle ich das zuerst? Die Kranks lassen Weihnachten ausfallen! Keine Party! Kein Baum! Stattdessen werden sie säckeweise Geld auf einer Kreuzfahrt verjubeln.
    Auch Nora begann zu essen. Ihr war klar, dass ein Orkan von Tratsch durch das Cafe fegen würde, sobald sie zur Tür hinaus war. Noch vor dem Abendessen würde jeder Mensch in ihrer kleinen Welt von der

Weitere Kostenlose Bücher