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Das Fest

Titel: Das Fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Zusatz a la »Friede sei mit Ihnen«.
    Natürlich war das alles lächerlich.
    Sie kam zu dem Schluss, dass sie sehr gut auf das ganze Weihnachtskartenritual verzichten konnte. Sie konnte darauf verzichten, all diese langweiligen kleinen Botschaften zu verfassen, ungefähr hundert Briefumschläge zu adressieren, mit Marken zu bekleben und zur Post zu bringen und sich dann noch zu fragen, ob sie womöglich jemanden vergessen hatte. Sie konnte auf die zusätzliche Papierflut im Briefkasten verzichten, auf die hastig aufgerissenen Umschläge und auf die Nullachtfünfzehn-Grüße von Leuten, die ebenso wenig Zeit hatten wie sie selbst.
    Nachdem sie sich also innerlich von den Weihnachtskarten befreit hatte, rief Nora Luther in seinem Büro an, um ein wenig Lob einzuheimsen. Sie erzählte ihm von dem Telefongespräch mit Aubie. »Dieser kleine Wurm«, murmelte Luther.
    Als sie zum Ende gekommen war, sagte er: »Gratuliere.«
    »Es war überhaupt nicht schwer!«, rief sie überschwänglich.
    »Denk einfach immer nur an die Traumstrände, die dort unten auf uns warten, Liebes.«
    »Was hast du gegessen?«, wollte sie wissen.
    »Nichts. Ich bin immer noch bei dreihundert Kalorien.«
    »Ich auch.«
    Nachdem sie aufgelegt hatten, wandte sich Luther wieder seiner momentanen Aufgabe zu. Allerdings addierte er nicht wie üblich Zahlenkolonnen oder schlug sich mit den Vorschriften der Bundesfinanzbehörde herum, sondern entwarf stattdessen einen Brief an seine Kollegen. Seinen ersten Weihnachtsbrief. In welchem er sorgfältig erläuterte, warum er nicht an den Festritualen teilnehmen werde und im Gegenzug seinen Kollegen sehr verbunden sei, wenn sie ihn einfach ignorierten. Er werde niemandem etwas schenken und auch keine Geschenke annehmen. Trotzdem vielen Dank. Er werde weder bei der offiziellen Weihnachtsfeier der Firma zugegen sein, noch dem Saufgelage beiwohnen, das sie Büroparty nannten. Er verzichte auf den Kognak und den Parmaschinken, den gewisse Klienten jedes Jahr den hohen Herrschaften der Firma verehrten. Er sei allerdings keineswegs verärgert und werde auch nicht jedem, der ihm »Fröhliche Weihnachten« wünschte, ein »Humbug!« entgegenschreien.
    Er werde Weihnachten einfach nur ausfallen lassen. Und stattdessen eine Kreuzfahrt machen.
    Luther verbrachte den größten Teil des Vormittags über diesem Brief und tippte ihn schließlich selbst ins Reine. Er würde auf jeden Schreibtisch bei Wiley & Beck eine Kopie legen.
    * * *
    Am folgenden Tag wurde Nora und Luther kurz nach dem Abendessen die ganze Tragweite ihres Plans bewusst. Es war durchaus möglich, sich auch ohne Karten, Partys, Festessen, überflüssige Geschenke und das ganze andere Brimborium auf Weihnachten zu freuen. Aber wie sollte man die Feiertage ohne Baum überstehen?
    Erst wenn sie um den Baum herumgekommen waren, konnte Luther sicher sein, dass sie es wirklich schaffen würden.
    Er und Nora räumten gerade den Tisch ab, auch wenn es nicht viel abzuräumen gab. Ihr Abendessen hatte aus Brathähnchen und Hüttenkäse bestanden. Als es an der Tür klingelte, war Luther immer noch hungrig.
    »Ich geh schon«, sagte er. Beim Blick aus dem Wohnzimmerfenster sah er den Sattelschlepper auf der Straße stehen und wusste auf der Stelle, dass die nächste Viertelstunde nicht angenehm werden würde. Er öffnete die Tür und hatte drei lächelnde Gesichter vor sich — zwei davon gehörten Jungen in flotten, adretten Pfadfinderuniformen, das dritte gehörte Mr. Scanion, dem ewigen Gruppenführer der Nachbarschaft. Auch er trug Uniform.
    »Guten Abend«, begrüßte Luther die Kinder.
    »Hallo, Mr. Krank. Mein Name ist Randy Bogan«, sagte der größere Junge. »Wir verkaufen dieses Jahr wieder Weihnachtsbäume.«
    »Wir haben auch einen für Sie auf dem Anhänger«, fügte der kleinere hinzu.
    »Sie hatten im vorigen Jahr eine kanadische Blaufichte«, warf Mr. Scanion ein.
    Luthers Blick wanderte über ihre Köpfe hinweg zu dem langen Tieflader, auf dem zwei ordentliche Reihen von Bäumen standen. Ein Heer von Pfadfindern war damit beschäftigt, sie abzuladen und zu Luthers Nachbarn zu schleppen.
    »Wie viel?«, fragte Luther.
    »Neunzig Dollar«, antwortete Randy. »Wir mussten ein wenig aufschlagen, weil unser Lieferant die Preise erhöht hat.«
    Letztes Jahr waren es noch achtzig, wollte Luther sagen, hielt dann jedoch den Mund.
    Plötzlich erschien wie aus dem Nichts Nora, legte ihr Kinn auf Luthers Schulter und flüsterte: »Sie sind so

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