Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)
Thilo. Gut, dass du kommst!«, rief Liebknecht erleichtert und eilte auf die Bohnenstange zu, die Arme weit ausgebreitet.
Thilo drückte ihn kurz an sich, um ihn danach beiseitezuschieben und auf Borowski zuzuhalten. »Wer sind Sie? Und wo ist meine Mutter?«
»Auf dem Weg in die Klinik nach Geesthacht«, teilte ihm Borowski sachlich mit. »Sie haben den Rettungswagen gerade verpasst.«
Thilo machte auf der Hacke kehrt und spurtete zu seinem Auto. Katja Jakobs blieb einen Augenblick unschlüssig stehen, als wüsste sie nicht, wo sie hingehörte.
»Nun fahren Sie schon mit ihm mit«, blaffte Möhrs, und zu seiner Verblüffung folgte sie dem barsch vorgetragenen Vorschlag ohne Widerworte.
61
»Sie ist außer Lebensgefahr.« Katja steckte ihr Smartphone weg und setzte sich zurück an den Klapptisch. Veronika hatte ihn zusammen mit einer Handvoll Stühle unter der Eiche aufgestellt, weil sie angesichts des lauschigen Abends gemeinsam draußen essen wollten. »Sie haben ihr den Magen ausgepumpt. Sie schläft, sagt Thilo. Er meint, die Ärzte wollen sie wahrscheinlich nur ein paar Tage zur Beobachtung dabehalten.«
Veronika nahm sich noch einen Schnitz von der Melone, die sie als Nachtisch zu deftigen Schinkenbroten serviert hatte. »Das sind doch gute Neuigkeiten.«
»Ist dein Mann schon rein?«, fragte Katja ob des leeren Stuhls am Tisch.
»Er sitzt im Wohnzimmer und blättert in seinem Bildband.« Sie lächelte und legte Bernd die Hand auf den Arm. »Das war wirklich sehr nett von dir. Ein schönes Geschenk.«
»Keine Ursache.« Bernd wartete einige Sekunden, ob Veronika auch noch sein Geschenk an sie erwähnen würde. Vergebens. »Gern geschehen.«
»Ich kann dir nur nicht versprechen, dass er sich lange damit beschäftigt«, sagte sie entschuldigend.
»Wieso nicht?«
»Er hat seit zwei, drei Tagen so eine Phase, in der er alte Fotoalben durchwühlt.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe die Hoffnung, er versucht, sein Gedächtnis damit anzukurbeln. Und wenn nicht, ist das mit den Fotos immer noch besser als seine andere Marotte.«
»Welche andere Marotte?«
Veronika zeigte mit ihrem Melonenschnitz auf die Scheune. »Er geht da rein und schaut zu den Deckenbalken hinauf. Und dann bleibt er stehen. Minutenlang. Ohne sich zu rühren.«
»Meinst du …« Der Melonensaft stieß Bernd säuerlich auf. »Entschuldigung. Meinst du, dass er … Sucht er nach dem Balken, der …« Er tippte sich an die Schläfe. »Dem Balken von seinem Unfall.«
Veronika tupfte sich die Lippen mit einer Serviette ab. »Könnte sein. Es wäre aber schön, wenn sich das bis zum Wochenende legt. Da kriege ich eine größere Gruppe Gäste. Für die Klausurtagung eines Heilpraktikerverbands. Die würden die Scheune gern als Seminarraum nutzen.«
»Verstehe.« Bernd fiel auf, dass Katja mit ernster Miene und den Händen in den Taschen ihrer Kapuzenjacke zu den Wolken am Himmel hinaufstarrte. »Worüber denkst du nach?«
Ertappt setzte sie sich kerzengerade auf. »Ich muss nur ständig an Thilo denken. Und an seine Mutter. Das war knapp. Wenn die Bullen eine halbe Stunde später bei ihr aufgetaucht wären …«
»Dann hättest du auch nichts daran ändern können«, sagte Veronika sanft. »Diese Frau wird ihre Gründe gehabt haben, weshalb sie mit ihrem Leben Schluss machen wollte. Und wenn jemand das wirklich fest vorhat, wird es für alle Außenstehenden schwer, dagegen etwas zu unternehmen.«
»Veronika hat völlig recht.« Bernd zündete sich eine Zigarette an. »An so einem Tag solltest du lieber versuchen, das Positive zu sehen. Die Polizei war ja zufällig rechtzeitig da, und wenn ich mich vorhin nicht verhört habe, konnte dir der junge Herr Saalfeld doch auch ein wenig weiterhelfen.«
»Ja, konnte er.« Sie richtete sich den Pferdeschwanz und wandte sich an Veronika. »Sag mal, dein Nachbar. Wie kommunikativ ist der denn so?«
»Mein Nachbar?«
»Thies Lüdersen. Der Neuheide.«
»O nein.« Bernd wedelte mit der Zigarette. »O nein, Fräulein. Das kommt nicht infrage. Nicht dieser Unsympath. Das geht gegen meine Ehre, wenn wir uns ausgerechnet von dem helfen lassen.«
Veronika sah ihn ernst an. »Du kennst Thies doch gar nicht persönlich.«
»Das, was ich von ihm gesehen und gehört habe, hat mir völlig gereicht.« Täuschte er sich, oder nahm sie diesen komischen Vogel in Schutz? »Da muss ich ihn gar nicht persönlich kennen.«
Ohne weiter auf ihn zu achten, beantwortete Veronika Katjas Frage. »Er kann ein
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