Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)
in der Nähe lauern und sie beobachten. Vielleicht irgendwo vom hinteren Teil des weitläufigen Grundstücks aus, dessen Büsche und Sträucher ihm mehr als genug Deckung gegeben hätten. Katjas trotzige Hälfte ärgerte sich darüber, wie nah ihr die Sache ging. Dieser klare Machtbeweis, der ihr und Bernd sagen sollte: »Ich weiß, wer ihr seid, und ich weiß, wo ihr euch aufhaltet. Ihr seid nirgends sicher. Letzte Nacht habe ich vor eurem Zimmer gestanden, als ihr geschlafen habt. So einfach, wie ich diesen Vogel getötet habe, hätte ich auch euch töten können.«
Bernd schoss Fotos von der Amsel und der Rune an der Tür. »Er muss uns gefolgt sein. So viele Jaguare mit Hamburger Nummernschild fahren in Güstrin ja nicht herum.«
»Wer ist euch gefolgt?« Veronika stand auf der Terrasse, einen Wäschekorb unter den Arm geklemmt. Als sie den Vogel und die Rune bemerkte, packte sie den Korb mit beiden Händen, als brauchte sie etwas, an dem sie sich festhalten konnte. »Wer war das? Was ist das?«
»Eine Warnung«, sagte Katja ruhig. »Von jemandem, dem es ganz und gar nicht passt, dass ich wissen will, wer meinen Onkel auf dem Gewissen hat.«
»O Gott.« Veronika stellte den Korb nun doch ab und nahm die Hände vor den Mund. »Das tut mir so leid.«
Bernd hängte sich die Kamera um den Hals und legte ihr den Arm um die Schulter. »Du kannst da doch nichts dafür.«
»Aber wenn das die Leute hören …« Sie starrte auf den Vogel. »Dass so was bei mir auf dem Hof passiert.«
»Von uns wird es keiner hören«, sagte Katja.
»Aber wollt ihr nicht die Polizei rufen?«, fragte Veronika fassungslos.
»Das habe ich nicht vor.« Katja verschränkte die Arme vor der Brust. »Wenn ich die Polizei verständige, bekomme ich nur wieder gesagt, ich soll mich aus dieser Angelegenheitraushalten.« Sie nahm wahllos eines der vielen Gebüsche hinter dem Haupthaus in den Blick und hob absichtlich die Stimme, für den Fall, dass es tatsächlich noch einen versteckten Beobachter gab. »Ich gehe hier erst weg, wenn ich meine offene Rechnung mit diesem Dreckskerl beglichen habe.«
64
Möhrs ließ seinen Dienstaudi vor einem Haus ausrollen, das gewisse Ähnlichkeiten mit einer jener alten Bunkeranlagen hatte, wie er sie vor Jahren beim Frankreichaustausch in den Dünen an den Stränden der Normandie mit seinen Freunden so oft erkundet hatte. Das, was sie sich erhofft hatten – alte Gewehre oder Helme –, hatten sie damals nicht gefunden. Nur benutzte Kondome und leere Flaschen.
Im Windfang vor Burmesters Haus angekommen, entdeckte Möhrs neben dem Klingelschild eine Sicherheitskamera. Offenbar hatten er und Burmester eine Gemeinsamkeit: Sie hatten nicht gerne unangekündigten Besuch. Er klingelte.
»Ja?«, meldete sich eine misstrauische Stimme aus der Gegensprechanlage.
»Lukas Möhrs, Kriminalpolizei. Ich hätte ein paar Fragen an Sie, Herr Burmester. Es geht um Frieder Jakobs und Erich Lippert.«
»Können Sie sich ausweisen?«
»Das ist nicht sein Ernst«, murmelte Möhrs und präsentierte der Linse das Plastikkärtchen, auf dessen Foto er nach eigener Einschätzung den Charme eines gesuchten Schwerverbrechers versprühte. »Bitte schön.«
Langsam schwang die Metalltür einen Spalt auf, in dem Burmesters glatzköpfiger Schädel auftauchte.
»Darf ich reinkommen?«, fragte Möhrs.
Burmester leckte sich die spröden Lippen. »Ja.« Er zog die Tür ganz auf und deutete sofort auf ein paar aufgeschlagene Bögen Zeitungspapier auf dem Boden des engen Flurs. »Könnten Sie bitte die Schuhe ausziehen?«
Möhrs quetschte sich mit einem ehrlichen »Können schon, aber wollen nicht« an ihm vorbei. Burmester sah ihn irritiert an und schloss die Tür.
Er führte ihn in ein aufdringlich nach Citrusreiniger stinkendes Wohnzimmer ohne jegliche Polstermöbel. Stattdessen waren vier weiße Plastikstühle um einen Glastisch gruppiert. In Kombination mit den weiß gestrichenen Wänden, dem weißen Jogginganzug Burmesters und den halbdurchsichtigen Gardinen weckten sie in Möhrs das Gefühl, in einer Art Arztpraxis oder Therapiezentrum gelandet zu sein.
Er trat ans Fenster und warf einen Blick hinaus. Neben der Terrasse war ein großes Cabrio älteren Baujahrs geparkt, feuerrot und mit schwarzem Verdeck. »Ist das ein Audi 80?«, fragte er interessiert.
»Ja.« Zum ersten Mal zeichnete sich in Burmesters faltigem Gesicht eine andere Regung als furchtsame Anspannung ab. Stolz funkelte in seinen blassen Augen. »Und es ist noch
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