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Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Kristiansen
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ärgerlichen Murmeln machte Thilo sein gesamtes bisheriges Werk zunichte und begann von Neuem. Eine senkrechte Linie, danach eine Art Blitz aus drei kürzeren Strichen direkt daneben. Bernd hatte recht gehabt. Das war ein R, nur dass die obere Ausstülpung des Buchstabens nicht bauchig, sondern spitz war.
    »Das ist eine Rune«, sagte Thilo überzeugt. »Aus dem Futhark vermutlich.«
    »Fu-was?«
    »Futhark. Einer Reihe von Runen. Da hast du deine Germanen.«
    »Das ist eine germanische Rune?«
    Er gab ihr das Smartphone zurück. »Ich glaube schon.«
    »Wer schreibt denn heute noch in Runen?«
    »Eigentlich nur vier Sorten von Leuten«, sagte er. »Manche Historiker, Metal-Bands, Ásatrú und Neonazis.«
    »Drei von denen kenne ich.«
    »Ásatrú. Neuheiden.«
    Katja stutzte. Neuheiden. Dieser Begriff war ihr doch gerade erst untergekommen. Ja, Bernd hatte ihn erwähnt. »Wie dieser eine Bauer aus der Gegend, der an die alten nordischen Götter glaubt?«, hakte sie nach.
    Er lächelte. »Meinst du Thies? Thies Lüdersen?«
    »Ja. Kennst du den etwa?«
    »Jeder in Güstrin kennt Thies.« Er zuckte die Schultern. »Er ist ja nun nicht so leicht zu übersehen, und sobald man ihn erst einmal gesehen hat, vergisst man ihn auch nicht so schnell wieder.«
    »Wenn du das sagst …« Sie zeigte auf das Zeichen. »Wofür steht diese Rune?«
    Thilo schürzte die Lippen. »Es ist ein R, so viel weiß ich noch. Was aber die rituelle oder metaphysische Bedeutung angeht, muss ich leider passen. Das ist echt nicht mein Fachgebiet.«
    »Ach?« Das hörte sich für Katja irgendwie nach einer Ausrede an. »Du meinst, du siehst auf den ersten Blick, was das für eine Rune ist, aber mehr weißt du nicht darüber? Wo du mir eben von diesen vier Gruppen erzählst, die diese Runen heute noch verwenden?« Ihr kam ein bizarrer Gedanke. »Warst du früher mal ein Nazi? Wolltest du gegen deine linken Eltern rebellieren? Bist du – «
    »Moment!«, schnitt er ihr das Wort ab und sah ihr dabei ernst in die Augen. »Erstens sind meine Eltern so links wie die Grünen, und das hat mit meiner Auffassung von links absolut nichts zu tun. Und zweitens weiß ich das mit den Runen nur, weil ich Rollenspieler bin. War . Das war noch in der Schule.«
    Katja runzelte die Stirn. Okay, er war kein Nazi gewesen. Dazu war seine Empörung zu echt. Sie hoffte nur, dass sie ihn mit ihrer fixen Idee nicht irgendwie gekränkt hatte. Wenn sie jetzt noch gewusst hätte, was sie mit dem zweitenTeil seiner Erklärung über seine Runenkenntnisse anfangen sollte. »Rollenspieler? Das hat aber nichts mit Sex zu tun, oder?«
    »Schön wär’s.« Er lachte, nur um danach in einen verlegenen Ton zu fallen. »Rollenspiel, na ja, das ist eine Mischung aus Improvisationstheater und Brettspiel. Man tut dabei so, als wäre man jemand anderes. Jemand, der dann irgendwelche spannenden Abenteuer erlebt.«
    »Abenteuer mit Runen.« Katja fühlte sich kein Stück schlauer. Das klang doch wie komplett ausgedacht.
    »Die spielen meistens in Fantasywelten. In einer Art Pseudomittelalter.« Thilo wand sich, als würde sie ihn nach intimen Details zu seinem Sexualleben verhören. »Wie bei ›Herr der Ringe‹. Oder ›World of Warcraft‹. Mit Elfen, Einhörnern und Drachen.«
    »Und Runen.«
    »Ich habe einmal diesen Zwergenkrieger gespielt und brauchte eine Inschrift für meine Streitaxt.«
    »Du hattest eine Streitaxt?«
    »Nur auf dem Papier.«
    »Was?«
    Der Mann, der Thilo aus seiner peinlichen Situation rettete, war seit über dreißig Jahren tot: Vom Hünengrab aus sang Bob Marley plötzlich »Get Up, Stand Up«. »Das ist mein Handy.« Thilo spurtete zu seiner Tasche.
    Katja blieb, wo sie war, betrachtete die Rune und versuchte, sich einen Reim darauf zu machen, wie man nur auf dem Papier eine Streitaxt für einen Zwergenkrieger besitzen konnte. Dann wurde ihr schlagartig eines bewusst: Ihr Plan war aufgegangen. Thilo hatte ihr tatsächlich eine neue Spur für weitere Ermittlungen geliefert. Aus ihrer Verwirrung wurde tiefe Dankbarkeit. Sie hätte die ganze Welt umarmen können. Am besten zuerst diesen schrägen, aber liebenswerten Kerl, der in diesem Moment »Was? Halt, warte! Hallo?« in sein Handy rief.
    Er legte auf. Sein Gesicht war weiß wie eine Wand, seine Lippen bebten. »Ich … ich muss los.«
    Katja schlang die Arme um den Oberkörper, weil sie mit einem Mal merklich fröstelte. »Was? Wieso? Schlechte Neuigkeiten?«
    »Meine Mutter«, sagte er tonlos. »Sie hat sich

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