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Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Kristiansen
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ihnen: Johnsen war eindeutig der Chef, und Ritter im Grunde nur ein Anhängsel, das um dessen Gunst buhlte.
    »Sie haben doch sein Haus gesehen. Da werden Sie doch selbst Ihre Schlüsse gezogen haben«, fuhr Johnsen mit seinerVerteidigung gegen die Vorwürfe fort, die Burmester gegen ihn erhoben hatte. »Gernot ist nie mit der Umstellung klargekommen.«
    Möhrs, der den angebotenen Platz am Tisch ausgeschlagen hatte und stattdessen etwas abseits gegen die Hauswand gelehnt stand, fragte: »Was für eine Umstellung?«
    »Sich wieder ans Leben an Land zu gewöhnen«, antwortete Johnsen. »Das hat ihn überfordert.«
    »Das kannst du laut sagen«, pflichtete ihm Ritter enthusiastisch bei.
    Möhrs sah von seinem Notizbuch auf. »Überfordert? Inwiefern?«
    »Tja, Herr Möhrs, wir beide hatten uns ja schon einmal darüber unterhalten, wie das Leben an Bord eines Schiffes so ist.« Johnsens Ton war kumpelhaft, und es fehlte nur noch, dass er Möhrs zuzwinkerte. »Dieses Leben hat feste Regeln. Geordnete Tagesabläufe. Einen überschaubaren Raum, auf dem sich alles Wesentliche abspielt. An Land ist das alles anders. Leider ist Gernot ein Mensch, der ohne diese Regeln schlecht auskommt.«
    »Und er ist ein elender Schisser«, fügte Ritter hinzu.
    Johnsen machte ein kritisches Gesicht. »So würde ich das jetzt nicht ausdrücken.«
    »Sondern?«, hakte Möhrs nach.
    »Er hat gewisse … Ängste. Ängste und Befürchtungen. Das war auch schon an Bord so.« Johnsen richtete sich auf und schaute mal nach links, mal nach rechts. »Was, wenn dieses Teil hier ausfällt? Was, wenn diese neuen Wetterdaten falsch sind und wir mitten in einen Sturm hineinsteuern? Was, wenn jemand an Bord für die Russen oder die Chinesen spioniert? Solche Dinge. An Land wurde es schlimmer und schlimmer, bis er selbst gemerkt hat, dass es so mit ihm nicht weitergehen kann. Also hat er sich Hilfe gesucht.«
    »Er war in der Klapse«, vermeldete Ritter vorgeblich flüsternd,als würde es ihn kümmern, was die möglicherweise in Hörweite befindlichen Nachbarn dachten.
    »Hört sich für mich nach einer vernünftigen Entscheidung an«, wandte Möhrs ein, und er meinte es vollkommen ernst. »Ich finde es schlau, sich Hilfe zu holen, wenn man welche braucht.«
    »Für seine Arbeit im Kraftwerk ist das übrigens alles kein Nachteil«, erklärte Johnsen. »Absolut nicht. Da ist es sogar ganz praktisch, dass er alles immer genau im Blick behält. Er kann sämtliche Vorschriften in- und auswendig, und er kennt jedes Rohr und jedes Ventil der Anlage wie seine Westentasche.«
    »Das ist ja alles schön und gut«, sagte Möhrs ungeduldig. »Aber Herr Burmester war wegen dieser Sache, über die er nicht mit mir sprechen wollte, sogar bei einem Anwalt. Und wie gesagt: Er hat mich eindeutig an Sie verwiesen.«
    »Natürlich hat er das.« Johnsen schüttelte den Kopf. »Hören Sie, ich war immer derjenige, der zu ihm gesagt hat, dass er auch mal fünfe gerade sein lassen muss. Es wird Sie hoffentlich nicht schockieren, aber manchmal nimmt man es mit den Einfuhrbeschränkungen für Zigaretten und Alkohol nicht ganz so eng. Natürlich bringt man mal eine Stange mehr von irgendwoher mit, wo die Kippen billiger sind. Oder eine Kiste Wodka. Für Freunde. Als Geschenk. Gernot hat da immer einen furchtbaren Staatsakt daraus gemacht.«
    Möhrs runzelte die Stirn. »Und das ist alles?«
    »Sie tun ja so, als wäre das eine Kleinigkeit«, feixte Ritter und legte die Handgelenke übereinander. »Müssen Sie uns dafür nicht festnehmen, Herr Kommissar?«
    »Okay, okay.« Johnsen senkte die Stimme. »Ich brauche Ihnen doch sicher nicht zu erklären, wie es ist, wochenlang nur Kerle zu sehen. Und wenn man dann Landgang hat, will man richtig die Sau rauslassen.« Er unterstrich den letzten Satz mit zwei schnellen Bewegungen seiner locker geballten Faust, und ein Grinsen huschte ihm über das Gesicht, als erzu Möhrs aufschaute. »Das ist doch nur normal. Und ich sag mal so.« Johnsens Stimme wurde noch leiser, ohne dabei an Intensität zu verlieren. Möhrs fühlte sich auf den Schulhof zurückversetzt, wenn einer seiner Klassenkameraden im Gebüsch hinter den Fahrradständern ein Pornoheft herumzeigte, das er im Nachttisch seiner Eltern gefunden hatte. »In manchen Häfen sieht man dann schon so ein paar Dinge in den Puffs, die man eigentlich nicht sehen will. Meistens geht man dann rückwärts wieder raus, aber manchmal …« Er zuckte die Achseln. »Der Geist ist willig, aber das

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