Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Kristiansen
Vom Netzwerk:
Menschen so etwas antat, aber er behielt seine Meinung für sich. »Was ist das auf dem Foto da?«
    »Dazu komme ich jetzt.« Sie räusperte sich. »Erst dachte ich, Skrotum und Penis wären möglicherweise komplett verbrannt. Dann habe ich genauer hingesehen. Es gibt erkennbare Anzeichen von Abschabungen am Schambeinknochen.«
    Ein unangenehmes Ziehen fuhr durch Möhrs’ Unterleib. »Er hat ihm die Weichteile abgeschnitten.«
    »Genau. Wahrscheinlich wäre das Opfer auch daran verblutet, wenn …« Sie stockte. »Hat man Penis und Skrotum inzwischen irgendwo am Tatort gefunden?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Egal. Machen wir weiter«, sagte sie achselzuckend.
    »Das war noch nicht alles, hm?«
    »Leider nicht.« Das nächste Foto, auf das sie deutete, unterschied sich für Möhrs auf den ersten Blick kaum von dem vorangegangenen. Mehr verbrannte Haut, nur dass sie insgesamt etwas rissiger wirkte. »Das ist die Stirnpartie von Frieder Jakobs. Auch hier finden sich Schnittverletzungen. Sie gehen ebenfalls bis auf den Knochen. Ein fünf Zentimeter langer Schnitt in einer senkrechten Linie. Unmittelbar rechts daneben drei kleinere Schnitte, die zusammen dieses Zickzack hier ergeben.«
    Möhrs beugte sich über den Tisch. »Das könnte ein R sein, oder?«
    »Vielleicht.«
    Möhrs nahm das Foto in die Hand und hielt es sich dicht vor die Augen. »Ja, ich glaube, das ist ein großes R. Aber wofür steht es?«
    »Ich spekuliere nur ungern.«
    »Hm.« Hatte der Täter den Anfangsbuchstaben seines Namens auf dem Opfer hinterlassen? Oder war das R eine Art Schmähung, die Frieder Jakobs zusätzlich demütigen sollte? Möhrs fiel kein gängiges Schimpfwort mit R ein. Waren die Einschnitte womöglich am Ende eher eine Art Kennzeichnung, die das Opfer als Angehörigen irgendeiner Gruppe markierte, welche nach Auffassung des Täters den Tod verdient hatte? Ein Schandmal? »Das ist auf jeden Fall eine Spur. Eine kleine zwar, aber es ist eine Spur.« Er legte das Foto zurück. Darüber konnte er sich später noch ausreichend Gedanken machen. »Kannst du sagen, in welcher Reihenfolge diese Misshandlungen vorgenommen wurden?«
    »Du zwingst mich, zu spekulieren, aber wenn du unbedingt möchtest.« Sie begann, die Unterlagen in eine Aktenmappe zu sortieren. »Meine Vermutung sähe so aus: Man hat ihm zuerst die Hände gebrochen und ihm damit die Möglichkeit genommen, vernünftig Gegenwehr zu leisten. Danach konnte man ihn leichter aufs Bett schnallen. Ich würde darauf tippen, dass ihm anschließend dieses Zeichen – wenn es denn tatsächlich ein Zeichen ist – in die Stirn geritzt wurde. Gewissermaßen aus praktischen Überlegungen. Dem Täter wird ansatzweise klar gewesen sein, dass die Entfernung der Genitalien in einem erheblichen Blutverlust resultiert, der wiederum rasch zu Bewusstlosigkeit oder sogar zum Tod führen kann. Und es deutet ja einiges darauf hin, dass der Täter sein Opfer unbedingt am Leben erhalten wollte, bis er das Feuer gelegt hatte. Um sicherzugehen, dass Frieder Jakobs bei lebendigem Leib verbrennt.«
    Möhrs teilte Özens Einschätzung. Der Ablauf, den sie ihm geschildert hatte, brachte ihn auf einen beunruhigenden Gedanken, der eher zu einem FBI-Ermittler in einem Hollywoodstreifen als zu einem Kripobullen aus der schleswigholsteinischen Provinz gepasst hätte. »Weißt du, wonach das für mich aussieht?«
    »Wonach?«
    Er ging das Risiko ein, ausgelacht zu werden. Zum Glück war ihr Kollege schon zu Tisch. »Nach einem Ritualmord.«
    »Ein Ritualmord.« Sie besaß den Anstand, die Fassung zu wahren. »Im weitesten Sinne sicher. Aber nur, wenn man ein Ritual als eine feste Abfolge von Handlungen definiert, mit denen man ein bestimmtes Ziel erreichen will.« Sie seufzte. »Wenn du mich schon dazu verleitest, einfach so Hypothesen aufzustellen, hätte ich noch eine andere parat.«
    »Immer raus damit.«
    Sie suchte seinen Blick. »Ich halte es für möglich, dass der Täter hier ein Exempel statuieren wollte. Eine unmissverständliche Botschaft senden.«
    »Falls dem so ist, muss ich leider sagen, dass ich die Botschaft nicht verstehe.«
    »Ich habe ja auch nicht gesagt, dass diese Botschaft an dich oder mich gerichtet wäre«, verteidigte Özen ihre These. »Der, für den sie bestimmt war, hat sie vielleicht schon längst kapiert.«
    »Wir haben keinerlei Details über diesen Todesfall nach außen dringen lassen«, erwiderte er. »Der Empfänger kann diese Botschaft also gar nicht bekommen

Weitere Kostenlose Bücher