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Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Kristiansen
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gedacht hatte, weil er dem Irrglauben aufgesessen war, sie könnte nicht zwei mal drei rechnen. Er biss die Zähne zusammen. Wenn es hier einen Idioten gab, der sich keinen Reim darauf machen konnte, was um ihn herum wirklich vorging, dann war er das doch ganz offensichtlich selbst.

33
    »So, Nachschub.«
    Otto Barswick hatte noch nicht genug getrunken, um durch die Gegend zu torkeln. Die Menge, die er intus hatte,reichte jedoch aus, dass er in einer leichten Schlangenlinie den Weg dorthin zurückfand, wo die Abnehmer für seine Getränkelieferung im flackernden Schein des Osterfeuers auf ihn warteten. Die Besatzung des Bierstands hatte ihm in weiser Voraussicht ein Tablett mitgegeben, um die vier Bier sicher zum Ziel zu bringen. Holt, der alte Bärenführer, griff am schnellsten zu, mit den sicheren Bewegungen eines Mannes, der sich häufiger auf Feierlichkeiten und Festen wie diesem herumtrieb. Thorsten Klaws wollte danach Möhrs den Vortritt lassen, doch dieser bedeutete dem Mann von der freiwilligen Feuerwehr mit einem Wink, sich ruhig zu bedienen. Als schließlich alle versorgt waren, prosteten sie einander zu.
    Das Bier war kühl, aber es schmeckte Möhrs trotzdem nicht. Zu bitter. Eigentlich mochte er überhaupt kein Bier, aber weil das nun einmal das Getränk war, das sein Chef bei solchen Gelegenheiten spendierte, hatte er sich damit abgefunden, seinen persönlichen Geschmack ab und zu der Höflichkeit unterzuordnen. Er hatte keine Lust, jemals herauszufinden, wie Barswicks Reaktion ausgefallen wäre, wenn er ihm gestanden hätte, dass er privat eher auf Piña Colada stand.
    Holt unterdrückte einen Rülpser und versetzte Möhrs einen kumpelhaften Fausthieb auf die fleischige Schulter. »Was machst du eigentlich ein Gesicht wie eine Sau, wenn sie den Metzger sieht?«
    »Ach, der.« Barswick wischte sich einen prächtigen Bierschnauzer von der Oberlippe. »Der ist nur eingeschnappt, weil ich ihm verboten habe, ein Riesentamtam wegen dieses Feuerteufels zu veranstalten. Weil er sich lieber auf die wichtigen Dinge konzentrieren soll. Die Dinge, für die man Sonderkommissionen einrichtet. Morde zum Beispiel.« Er schwankte eine Vierteldrehung nach links zu Klaws, dessen breitschultrige Gestalt vor dem hellen Leuchten der Flammen kaum mehr als ein Schattenriss war. »Solange wir denZündler nicht schnappen, habt ihr Jungs wenigstens was zu tun, hm?«
    Klaws blieb weiter dem Feuer zugewandt, als hätte er Barswicks Bemerkung nicht gehört.
    Möhrs machte ihm keinen Vorwurf daraus. Es war auch wirklich zu leicht, sich von der Szenerie ablenken zu lassen. Nicht nur vom Feuer, dessen Flammen meterhoch aus dem riesigen Haufen aus Ästen, Zweigen und Stroh schlugen, der schon am Vortag hier aufgeschichtet worden war. Man konnte den Eindruck gewinnen, ganz Güstrin hätte sich auf dieser Anhöhe am Elbufer versammelt, um dabei zuzusehen, wie das Feuer selbst die dicken Bohlen am Boden unter Prasseln und Knacken und dem Pfeifen entweichender Gase in blutrote Glut verwandelte. Die Hitze, die es dabei freisetzte, reichte aus, um einem Augenbrauen und Wimpern zu versengen und sich die Haut im Gesicht zu verbrennen, falls man so unvorsichtig war, sich zu nah an das lodernde Inferno heranzuwagen. Das Osterfeuer – die einzige Gelegenheit, sich nachts einen Sonnenbrand zu holen. So hatte es Möhrs’ Vater immer ausgedrückt. Doch das war ein Risiko, das kaum einen Güstriner abschreckte. Es floss Bier und Korn in Strömen, es waren Buden aufgebaut, von denen der köstliche Duft von Grillwürstchen und Steaks durch die aufgeheizte Luft waberte, und etwas abseits stand sogar eine überdachte Bühne, auf der früher am Abend eine Tanzkapelle in Glitzersmokings Evergreens des deutschen Schlagers zum Besten gegeben hatte. Inzwischen polterten Partyhits, wie man sie auch im Urlaub auf Mallorca oder am Balaton hätte hören können, aus den Boxen. Die Güstriner waren ein dankbares Publikum, und Frauen und Männer aller Alters- und Gewichtsklassen verrenkten sich zu diesen lauten Klängen in mehr oder minder anmutigen Tänzen.
    Barswick hingegen war ein Schauspieler, der es nicht schätzte, wenn sein eigenes Publikum ihm nicht die gebührende Aufmerksamkeit schenkte. Er trat dichter an Klawsheran und verpasste ihm mit dem Tablett einen Klaps auf den Hintern. »Hast du deine Zunge verschluckt, oder was?«
    »Ich behalte nur das Feuer im Auge«, rechtfertigte sich Klaws. »Hier am Wasser geht immer ein bisschen Wind, und da darf man

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