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Das Feuer der Wüste

Titel: Das Feuer der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Winter
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zusammenarbeiten.«
    »So? Wir haben also dasselbe Ziel? Was wäre das denn für eins?« Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme vor Hohn triefte.
    »Wir wollen beide das Geheimnis Ihrer Großeltern und das des Diamanten entdecken.«
    Sie musste zugeben, dass er recht hatte, trotzdem drängte ein Teufel in ihr weiterzufragen. »Bei mir geht es um die Zukunft, um mein ganzes Leben, meine Heimat. Und Ihnen? Um was geht es Ihnen?«
    Horatio lächelte schwach. »Ich habe nicht viel gegen Ihre Argumente vorzuweisen. Mir geht es nur um die Arbeit, aber glauben Sie mir: Meine Arbeit ist mir genauso wichtig wie Ihnen die Ihre.«
    Ruth ließ es dabei bewenden. Sie deutete mit dem Finger auf das große Gebäude. »Ist es das?«
    Horatio nickte. »Ja, dort befinden sich die Verwaltung und das Archiv der Deutschen Diamantengesellschaft, die sich jetzt allerdings Diamond World Trust , abgekürzt DWT nennt.«
    Ruth sah an der Fassade hinauf. Der lieblose Verwaltungsbau mit grauem Anstrich und blitzenden Fensterscheiben erinnerte sie an das Gebäude der Farmersbank in Windhoek – keine angenehme Erinnerung. Kurz war ihr, als sähe sie ein Gesicht hinter einer der Scheiben, doch die Sonne blendete trotz der dunklen Brille so, dass sie ihren Augen nicht traute.
    »Kommen Sie«, sagte Horatio. »Ich habe uns im Archiv angemeldet.«
    Nebeneinander liefen sie über den Parkplatz. Der Wind pfiff ihnen um die Ohren, hob immer wieder Blätter oder anderen Abfall empor und trieb ihn über den Platz.
    »Ich wusste gar nicht, dass der Wind so laut sein kann«, erklärte Ruth, kaum hatten sie das Gebäude betreten. Sie entfernte das Tuch und nahm die Sonnenbrille ab. »Was ist?«, fragte sie. Schon wieder stand Horatio vor ihr und starrte sie an.
    »Nichts«, stammelte er und schluckte. »Sie sind schön, das ist alles.«
    »Ach, kommen Sie!«, erwiderte Ruth ärgerlich. »Sparen Sie sich die Schleimereien. Ich weiß selbst, dass ich plump bin und zu dick und mein Haar widerspenstig. Das ist schlimm genug; Sie müssen mich nicht obendrein noch verhöhnen. Lassen Sie mich einfach in Ruhe und verschwinden Sie.« Sie spürte Tränen aufsteigen und drehte sich abrupt um.
    Hinter der Rezeption, die eher einem Pförtnerhäuschen ähnelte, saß ein Mann und las in einer alten Ausgabe der Allgemeinen Zeitung .
    »Ich möchte ins Archiv«, verlangte sie barsch.
    Der Mann lies die Zeitung sinken. »Name?«
    »Salden. Ruth Maria Salden.«
    Der Mann blätterte in einer Liste, suchte mit dem Finger zahlreiche Spalten ab. »Tut mir leid, Miss. Sie sind nicht angemeldet.«
    Ruth öffnete den Mund zu einer Erwiderung, doch Horatio drängte sich vor sie. »Natürlich sind wir angemeldet. Horatio, Horatio Mwasube, Universität Windhoek. In Begleitung meiner Assistentin Ruth Maria Salden, ebenfalls Universität Windhoek.«
    Ruth wollte empört widersprechen, doch Horatio nahm ihre Hand und drückte sie so fest, dass sie schwieg.
    Wieder blätterte der Mann in den Listen, dann nickte er und überreichte Horatio einen Schließfachschlüssel. »Zum Archiv geht es durch die linke Tür. Sie müssen Ihre Sachen einschließen. Im Archiv ist das Fotografieren verboten. Notizen müssen dem Personal vorgelegt werden. Außerdem müssen Sie sich ausweisen.«
    Horatio bedankte sich, dann zog er Ruth mit sich fort.
    »Was sollte das denn?«, flüsterte sie und riss ihre Hand los.
    »Das Archiv ist nicht öffentlich. Man darf hier nur mit einer Sondergenehmigung rein. Ich bitte Sie, jetzt keinen Aufstand zu machen.«
    »Ach, und Sie dürfen, ja? Ein Anruf aus Windhoek, und man öffnet Ihnen Tür und Tor.«
    »Nein, so einfach war es nicht. Ich habe aus dem Sekretariat des Rektors dessen Briefpapier gestohlen. Ich habe ein Blatt abgestempelt, die Unterschrift des Rektors gefälscht und gehofft, dass es keine telefonischen Nachfragen gibt. Also halten Sie jetzt einfach den Mund, und kommen Sie.«
    Ruth schwieg beeindruckt. Sie schlossen ihre Sachen in das ihnen zugewiesene Schließfach und betraten dann das Archiv. Gleich hinter der Tür saß ein Wachmann. »Ausweise!«, schnauzte er auf Horatios freundlichen Gruß hin.
    Stumm zeigten Ruth und Horatio ihre Pässe vor und sahen zu, wie der Wachmann die Daten abschrieb. »Das Archiv hat noch eine Stunde geöffnet«, brummte er. »Also Beeilung, bitte.«
    Horatio nickte und zog Ruth zu einer Nische, in der zwei leere Schreibtische einander gegenüberstanden. Wie wenige Tage zuvor in der Redaktion der Allgemeinen Zeitung war

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