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Das Feuer des Daemons

Das Feuer des Daemons

Titel: Das Feuer des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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Körper spüren konnte. Er legte die Arme um sie und erwiderte ihre Umarmung vorsichtig, sehr vorsichtig. Zuerst war es nur eine Beschwichtigung für Chloe, doch dann wurde etwas anderes daraus, etwas, das ihn selbst betraf. Es tat gut, und zugleich tat es weh. Als er das Mädchen wieder losließ, sah er, dass Grace mit Max auf dem Arm neben dem Sessel stand. Sie beobachtete ihn und Chloe mit zusammengezogenen Brauen.
    Er hörte sich flüstern: »Ich vermisse meine Tochter.«
    Grace fasste ihn fest an der Schulter, und in ihren Augen lag so schmerzvolles Mitgefühl, dass er den Blick abwenden musste, als Chloe von seinem Schoß rutschte. Grace sagte: »Ich bin nur kurz …«
    Er winkte ab. Für ihn war es nicht von Belang, ob es kurz oder lang dauerte.
    Sie zögerte einen Moment, ehe sie zusammen mit Chloe und Max das Zimmer verließ. Khalil stand auf, ging zur Tür und blickte in den anbrechenden Abend hinaus. Eine Waschbärfamilie watschelte bedächtig über den Rasen.
    Er hatte keinen Grund mehr, noch länger zu bleiben. Das, weswegen er hergekommen war, hatte er getan: Er hatte die Kinder besucht. Jetzt würde er gehen.
    Er ging nicht.
    Stattdessen verharrte er angespannt und versuchte, dieses kostbare Etwas, diesen unsichtbaren Schatz, in sich aufzunehmen. Grace brachte die Kinder ins Bett. Dann hörte er ihre leichten, unregelmäßigen Schritte, als sie zurückkehrte. Er drehte sich nicht einmal um.
    Direkt hinter ihm blieb sie stehen. Er wusste, dass sie ihn anfassen würde, konnte spüren, dass ihre Hand über seinem Hinterkopf schwebte. Bevor sie ihn berühren konnte, drehte er sich um und schenkte ihr ein seidiges Lächeln. »Warum spielen wir nicht noch eine Runde unseres Wahrheitsspiels?«
    Erschrocken verharrte sie, ihre Hand hing reglos in der Luft. Skepsis schlich sich in ihren Blick, und ihre weichen Züge verhärteten sich. »Warum?«
    Er trat einen Schritt zurück und fing an, im Zimmer auf und ab zu gehen. »Warum nicht?«
    Sie drehte sich um und folgte ihm mit den Blicken. »Das ist keine Antwort.«
    Ihre Energie hatte sich geregt. Sie sträubte sich. Gut. Sträuben war gut. Er nahm eines ihrer College-Bücher in die Hand, las, was auf dem Rücken stand, und legte es wieder beiseite. Dann nahm er das nächste Buch. »Ich bin dir keine Antwort schuldig. Wir haben noch keine neue Runde angefangen.«
    Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Du kannst mich mal mit deinem Spiel und deinen Runden und deinen Strafen! Rede doch einfach wie ein normales Wesen. Wenn du etwas zu sagen hast, dann sag es.«
    »Gut.« Er knallte das zweite Buch auf den Tisch und drehte sich zu ihr um. »Warum hast du mich als Freund bezeichnet?«
    Zwischen ihnen pulsierte die Stille. Er beobachtete sie genau und sah sie einige Male blinzeln. In ihrem Gesicht arbeitete es. War das Schmerz, unterdrücktes Lachen oder von beidem etwas? Er wusste es nicht. Definitiv aufwallende Wut.
    Sie sagte: »Weil ich im Moment niemanden habe, der einem Freund näherkäme als du.«
    »Was ist mit Katherine?«, fragte er.
    »Sie ist sehr fürsorglich. Ich weiß nicht, was ich ohne sie tun würde. Sie liebt die Kinder und vermisst meine Schwester fast so sehr wie ich. Aber sie war Petras Freundin. Sie ist eigentlich nicht
meine
Freundin. Wir quatschen nicht einfach so oder vertrauen uns private Sachen an.« Grace zuckte die Schultern und blickte aus dem Fenster. In ihren Augen glitzerte es. »Ich weiß«, sagte sie mit sehr tiefer, bitterer Stimme, »dass auch du in Wirklichkeit nicht mein Freund bist. Wir haben einen
Handel geschlossen

    Er löste sich auf, um direkt vor ihr wieder Gestalt anzunehmen. Sie wich zurück, als er sie an den Schultern packte. Er wollte sie schütteln für ihre Naivität, wollte sie anschreien für ihr idiotisches Mitgefühl und ihre Großzügigkeit. Er wollte durchs Haus wüten und über das Grundstück toben, wollte dieses kostbare, unsichtbare Etwas niederreißen, das er nicht verstand. Er wollte sie wieder nicht leiden können und mit ihr streiten und …
    Ungläubig sah sie ihn an. Dann tat sie etwas, das ihn ehrlich erstaunte. »Komm her«, sagte sie.
    Als er wie angewurzelt stehen blieb und sie anstarrte, legte sie die Hände in seinen Nacken und zog seinen Kopf zu sich herab. Sie tat es mit einem so verblüffenden Zutrauen, dass er es ihr durchgehen ließ. Wenn schon aus keinem anderen Grund, dann zumindest, um zu sehen, was sie als Nächstes tun würde. Er beugte sich vor, und sie legte die Arme um seinen

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