Das Feuer Kabals
dem zu machen, was er heute ist.«
»Also ist es wahr!«, sagte Charna und Seraphia nickte.
»Ihr wusstet davon?«, fragte Jenara und sah Seraphia und Charna überrascht an.
»Wir haben es kürzlich erfahren. Das war der Grund dafür, warum ich dieses Gespräch mit dir gesucht habe. Doch ich musste Gewissheit haben.«
Charna erklärte mit Seraphias Hilfe alles, was vorgefallen war. Jenara hörte schweigend zu und stellte einige präzise Fragen.
Sie strich sich ihre hellblauen Haare aus dem Gesicht. Ihre Niedergeschlagenheit wich einem Ausdruck der Sorge. »Also steht Kabal tatsächlich vor dem Ende. Die Frostreiche sind an Wira und Gorak verloren. Die Maschinenwächter sind allein ausreichend um den ganzen Planeten zu vernichten. Und die Subrada. Wir wissen nicht, ob sie auf dem Weg hierher sind. Doch mit dieser Bedrohung lebe ich schon seit Jahrhunderten. Es mag noch genauso lang dauern, bis sie eine Streitmacht auf den Weg hierher gebracht haben. Das Reisen durch den Weltraum muss mit vielen Gefahren verbunden sein. Wer weiß, ob sie es überhaupt schaffen?«
»Oder sie haben es bereits geschafft und warten nur auf den richtigen Zeitpunkt. So wie ich die Sache sehe, rückt dieser gefährlich nahe. Wir müssen die Maschinenwächter besiegen und die Frostreiche erneut unter deine Herrschaft bringen.«
Jenara starrte Charna an. »Unter meine Herrschaft? Du meinst sicher unter deine?«
»Wann verstehst du es endlich? Kabal muss überleben! Wir können das nur erreichen, wenn wir gemeinsam mit all unserer Kraft an einem Strang ziehen.«
»Das sagst du seit langer Zeit.«
Charnas Augen glühten auf. »Und meine es auch so! Komm endlich zur Vernunft!«
Die Tjolfin wandte sich an Jenara. »Die Hohepriesterin hat recht. Es wird Zeit, alte Überzeugungen zu überdenken. Weder können wir diesem Barbaren und Wira die Frostreiche überlassen, noch können wir die Maschinenwächter alleine besiegen. Und die Subrada waren damals auf Kitaun mächtige Gegner. Das habe ich nicht vergessen. Die anderen waren nicht dabei, sonst hätten sie sich nicht gegen dich gestellt. Es wird Zeit, die Dinge gerade zu rücken.« Die rothaarige Tjolfin erhob sich und zog an einer goldenen Kette. Sie trug ebenfalls eines der Amulette die Sarinaca treuen Anhängern verliehen hatte. Charna sah der Unsterblichen überrascht in die Augen.
»Ich, Gudrion, schwöre dem Orden des Brennenden Blutes die Treue, wie ich es einst gegenüber der Göttin des Feuers tat.«
Charna nickte lächelnd. »Dein Treueschwur wird geehrt werden, Gudrion.« Sie sah Jenara an.
»Dem Orden meine Treue«, sagte Jenara leise und hängte sich die Kette mit dem Amulett um. »Womöglich können wir Kabal retten. Wenn nicht, sterben wir wenigstens nicht wie Feiglinge.«
Eine grimmige Zuversicht war in Jenaras Stimme zurückgekehrt, doch Charna war sich nicht sicher, ob das ausreichte.
»Wir sollten noch an deiner Motivation arbeiten, Tantchen, aber fürs Erste muss es reichen.«
Jenara sah sie verblüfft an. »Das war‘s?«
»Oh nein! Es fängt gerade erst an.«
Kapitel 2
Mehmood gürtete seinen Dolch, überprüfte seine Tasche und verließ sein Gemach. Er hatte Thanasis überzeugen können, mit ihm zu kommen. Auf der Insel Loros wollten sie den Versuch unternehmen, in den unterirdischen Hallen, aus denen die Maschinen hervorgeschossen waren, eine mögliche Schwachstelle zu finden, die sie im Kampf gegen die tödlichen Monster ausnutzen konnten. Sie würden mit den Kraindrachen fliegen und wollten sich in der Halle der Schwingen treffen. Er konnte den Minotaur, dessen Posten er überraschenderweise erhalten hatte, überhaupt nicht einschätzen. Er hoffte, sie kämen gut miteinander aus und er würde mehr über seine Aufgaben und Pflichten als zukünftiger Herr des Schwarzen Labyrinths erfahren. Der Ort war bestenfalls ein Mysterium für ihn.
Er schritt schneller aus. Die Korridore und Flure Idraks waren belebt, aber die Geschäftsinhaber und Händler zogen missmutige Grimassen. Der Handel war beinahe gänzlich zum Erliegen gekommen, seit die Bedrohung durch die Maschinenwächter und der Fall der Frostreiche bekannt geworden war. Untergangsstimmung lastete auf den Menschen.
Mehmood atmete tief ein und verließ den Tempel durch ein breites Portal. Auf der anderen Seite war eine finstere, aber titanische Höhle mit einem Spalt, dessen dunkler Abgrund tief hinab in die Fundamente des Gebirges reichte. Über ihnen war die Decke in dem Zwielicht der großen Ölfeuer
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