Das Feuer Kabals
und Mehmood verließ rasch mit ihr das Gebäude. Sie liefen im Schatten und versuchten, kein Aufsehen zu erregen. Er rannte aus Leibeskräften, doch Cendrine hatte keine Mühe, ihn mit Worten zur Eile anzutreiben. Er hatte den Eindruck, dass sie überhaupt nicht atmen musste. Wenige Minuten später waren sie an dem Punkt, wo er die Wache niedergeschlagen hatte und er vergewisserte sich schnell, dass der Mann noch bewusstlos war.
»Weiter!«, flüsterte Cendrine und sie hetzten geschwind hinter das Gebäude, wo die Treppe hinab in die Begräbnisstätte führte.
Die Äbtissin zog die Sengende Klinge und bedeutete Mehmood, hinter ihr zu bleiben. Sie drang lautlos vor und war in Windeseile am Durchgang zur Gruft angelangt. Mehmood erreichte die Kammer einen Augenblick später und sah niemanden in dem Raum. Wira war verschwunden, ebenso die Wache, die hier eigentlich hätte sein sollen. Die Krone lag auf der Säule.
»Das Artefakt ist an Ort und Stelle. Ich vermute eine Falle oder einen tödlichen Mechanismus.«
Cendrine trat an die Säule und packte die Krone mit einer Hand. »Das ist kein Artefakt.«
»Sehr richtig.« Wiras Stimme ertönte hinter Mehmood und Cendrine. Sie wirbelten herum, Mehmood zog seinen Dolch und Cendrine erhob die Sengende Klinge. Wira hielt eine ihrer Kristallklingen in der Linken und in der Rechten trug sie ein Zepter, das verdächtig glühte und in Aufmachung und Materialeigenschaften an die Maschinenwächter erinnerte. Es musste sich um ein echtes Artefakt handeln.
»Wira. Gib mir das Zepter und du lebst. Versuche, es zu behalten und du stirbst«, sagte Cendrine gelassen. Wira schluckte und wirkte nicht so besonnen, wie zuvor. Cendrines Stimme war leise und ruhig, so selbstsicher, dass Mehmood einen kurzen Blick auf Cendrine werfen musste. Legenden sprachen von ihren Taten, Sagen älter als die Frostreiche. Cendrine war so alt wie Sarinaca - und hatte sie wahrscheinlich sogar überlebt. Man legte sich nicht unüberlegt mit ihr an. Wira hatte Mut, ihr mit einem Artefakt der Sidaji entgegenzutreten, von dem sie womöglich nicht einmal wusste, wie man es richtig bediente. Andererseits waren sie blindlings in eine Falle gelaufen und Mehmood wusste nicht, was er nun tun sollte.
Wira biss sich leidenschaftlich auf die Unterlippe und musterte Cendrine vergnügt. »Ich glaube nicht.« Sie stieß das Zepter vor.
Cendrine war so schnell, dass Mehmood ihre Bewegung nur als Schemen erkennen konnte. Dann blitzte es grell auf und ein Aufschrei hallte durch die Grabkammer. Als Mehmood die geblendeten Augen öffnete, schwebte Cendrine einen Schritt hoch in verkrümmter Haltung über dem Boden. Sie war in einer bläulich schimmernden Blase gefangen, von deren Wänden pausenlos Blitze nach innen und in den Körper der Äbtissin schlugen. Die Sengende Klinge war fort. Sie gab erstickte Laute von sich und zitterte wie in einem Krampf am ganzen Körper.
Mehmood stürzte sich mit unbändiger Wut auf Wira, doch seine Attacke wurde abgewehrt wie der Angriff eines Anfängers. Sein magischer Dolch schlug funkenschlagend auf Wiras Kristallschwert ein, trotzdem parierte sie spielend mit ihrer Linken und hielt Cendrine mit dem Zepter in Schach. Mehmood schrie vor Wut und versuchte einen Tritt gegen Wiras Knie anzubringen, doch sie wich mit einem schnellen Schritt aus und ritzte Mehmoods Arm fingertief auf. Heißes Blut strömte aus der Wunde und Mehmood sah zähnefletschend in das Gesicht der Königin des Frostturms, die ihn mit einem vergnügten Ausdruck bedachte, der nicht weit davon entfernt war, irre zu wirken.
Sie verarbeitet mich zu Hackfleisch. Mit der Linken! Ich muss Zeit schinden und hoffen, dass jemand zur Hilfe eilt!
Mehmood wechselte in eine Abwehrhaltung und erstarrte, als Gorak den Raum betrat.
Und ich dachte, es könnte nicht mehr schlimmer kommen.
Der Barbar warf einen abfälligen Blick auf ihn und grinste, als er Cendrine betrachtete.
»Da hast du einen hübschen Fang gemacht.«
Wira behielt Mehmood im Auge und antwortete mit einem Unterton in der Stimme, der ihn frösteln ließ. »Mein Vater angelte gern im Firahun. Ich sah ihm stundenlang dabei zu. Ich liebte es, wenn die Fische am Haken zappelten, die Augen weit aufgerissen.«
Die hat sie nicht mehr alle!
Mehmood schluckte und kämpfte seine Angst nieder. Der Barbar zog sein Schwert und richtete seinen Blick auf Mehmood.
»Mein Vater hat gern geschlachtet.«
Mehmood lachte nervös. »Und meine Mutter kocht tollen Tee. Seid ihr jetzt
Weitere Kostenlose Bücher