Das Feuer Kabals
Knie ein, doch ein Leibwächter war zur Stelle, um sie aufzufangen.
»Bringt sie zu den Heilern! Ihr beiden bleibt hier! Sichert den Eingang!«
Wiras Befehle kamen mit der Stimmgewalt eines Heerführers, präzise, deutlich. Mehmood hatte nicht gewusst, dass die Königin des Frostturms eine Frau wie Wira war. Er hatte eher eine Dame in wertvollen Kleidern vermutet, nach allem, was Seral ihm erzählt hatte. Diese Person war jedoch ein militärischer Führer, eine Autoritätsperson wie Mikar, der seine Mikarianer bereits vor Jahrhunderten in zahlreiche Schlachten geführt hatte. Mehmood fragte sich, seit wann Wira Königin des Frostturms war, denn sie war keine von den alten Unsterblichen, wie Thanasis oder gar Cendrine.
»Folge mir!«, sagte sie zu Mehmood und schritt durch das Tor.
Mehmood war nervös. Wenn die Sidaji hier ein Artefakt lagerten, war es dann nicht möglich, dass sie es mit Fallen und tödlichen Vorrichtungen geschützt hatten? Sie betraten eine staubige Kammer, die von einigen Lampen an der Wand erleuchtet wurde. Es handelte sich um ein künstliches Licht, dessen Herkunft und Wirkungsweise Mehmood nicht kannte. Links und rechts waren Nischen eingelassen, die bronzene Sarkophage bereithielten. Schrifttafeln, bedeckt mit den charakteristischen Schriftzeichen der Sidaji, leuchteten aus dem Inneren heraus. Der Staub des gesprengten Tors glitzerte in der Luft. Wira trat ans Ende der Gruft und vor eine Säule, auf der eine metallene Krone ruhte, deren Form und Beschaffenheit eigentümlich wirkten, aber nicht unbedingt an die Maschinen der Sidaji erinnerten. Mehmood konnte nicht zulassen, dass Wira Besitz von diesem Artefakt ergriff. Er musste etwas tun.
»Möglicherweise sollten wir vorsichtig damit sein. Es kann eine Falle auslösen, wenn wir das Artefakt ergreifen.«
Wira ging vor der Säule in die Hocke und begutachtete die Krone aus mehreren Winkeln.
»Du magst richtig liegen. Hol Firuh! Sie ist bei den Heilern und lässt ihren Arm versorgen. Nimm eine der Wachen mit! Ich warte hier.«
Das ist meine Gelegenheit. Die Wache kann ich spielend überwältigen. Ich hole Hilfe und gemeinsam besiegen wir Wira. Dann ist das Artefakt unser!
»Wie ihr wünscht, meine Königin.«
Wira winkte ungeduldig mit der Hand und beschäftigte sich wieder mit der Krone. Mehmood trat vor die Tür und auf eine der Wachen zu. Der Mann wirkte müde und hatte ein verbundenes Handgelenk, was Mehmood gerade recht kam.
»Wira befiehlt, dass wir Firuh holen.«
Der Mann nickte und rieb sich die Augen.
»Ich führe euch hin, Herrin.«
Mehmood folgte dem Wächter bis auf den Weg und wartete, bis sie an einem Hauseingang vorbeikamen, dessen Torbogen still und verlassen wirkte. Er sprang beinahe lautlos in die Höhe, und bevor der Mann sich umdrehen konnte, hatte Mehmood seinen Ellenbogen auf dessen Hinterkopf herabsausen lassen. Der Wächter fiel kraftlos in Mehmoods Arme und er schleifte die schlaffe Gestalt in den Hauseingang. Er verknotete die Hände des Mannes mit einem dicken Riemen aus dessen Rüstung und knebelte ihn. Die Füße band er schnell mit dem Waffengurt zusammen. Es war nicht perfekt, aber Eile war geboten.
Er verwandelte sich in eine ilanische Fledermaus und erhob sich flatternd in die Luft. Irians Licht warf lange Schatten über das Gelände, doch die Fähigkeiten des Tieres halfen ihm, sich schnell zu orientieren. Er fand den Thronsaal in wenigen Minuten und ließ sich zu Boden fallen, seine eigene Form annehmend. Er hetzte durch den Korridor und erreichte die Unterkünfte der Delegation aus dem Tempel. Eine Priesterin trat in Abwehrhaltung und mit Flammen auf den Handflächen aus dem Baderaum.
»Oh, ihr seid es!« Sie ließ die Flammen vergehen und nickte Mehmood zu.
»Wo ist Thanasis?«
»Der Herr Thanasis ist aufgebrochen. Ich wache hier über den Leib der Eishexe, die ihr gefunden habt.«
»Ist Charna oder Kassandra in der Nähe?«
»Nein, aber ich bin da!«
Cendrine trat aus dem Flur ins Zimmer, voll gerüstet und mit der Sengenden Klinge auf dem Rücken.
Mehmood atmete erleichtert auf. »Wir müssen sofort aufbrechen. Wira hat in einer Grabkammer eines der Artefakte entdeckt und ist im Begriff, es in Besitz zu nehmen. Wir können sie überwältigen und es ihr entreißen. Es ist angeblich eine Art Krone, mit der man das Wetter kontrollieren kann.«
Cendrine sah zu der Priesterin. »Bewache die Sjögadrun!«
Die Priesterin nickte und zog sich in den Baderaum zurück.
»Los!«, sagte Cendrine
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