Das Feuer von Innen
braucht, um den Montagepunkt andere Welten zusammensetzen zu lassen, so sagte er, sei etwas, das man nicht improvisieren könne. Nüchternheit müsse heranreifen und eine eigene Kraft für sich werden, bevor der Krieger ungestraft die Barriere der Wahrnehmung durchbrechen könne.«
Wir näherten uns dem großen Platz. Genaro hatte kein Wort gesprochen. Er ging schweigend, wie in Gedanken vertieft. Kurz bevor wir den Platz erreichten, sagte Don Juan zu mir, daß Genaro mir noch etwas zeigen wolle: nämlich daß die Position des Montagepunktes das A und das O sei, und daß die Welt, die er uns wahrnehmen lasse, so wirklich sei, daß da kein Platz für etwas anderes als Wirklichkeit wäre.
»Genaro wird seinen Montagepunkt eine andere Welt zusammensetzen lassen - für dich ganz allein«, sagte Don Juan zu mir. »Und während er sie wahrnimmt, wirst du erkennen, daß die Kraft seiner Wahrnehmung keinen Platz für etwas anderes lassen wird.«
Genaro ging vor uns her, und Don Juan befahl mir, meine Augen, während ich Genaro anschaute, im Gegensinn des Uhrzeigers rotieren zu lassen, um nicht von ihm mitgezogen zu werden. Ich gehorchte. Genaro ging fünf oder sechs Schritt vor mir. Plötzlich begann seine Gestalt sich aufzulösen, und dann war er, wie ein Windstoß, verschwunden.
Ich mußte an Sciencefiction-Filme denken, die ich gesehen hatte, und fragte mich, ob wir vielleicht unbewußt von unseren Möglichkeiten ahnen.
»Genaro ist jetzt durch die Kraft der Wahrnehmung von uns getrennt«, sagte Don Juan leise. »Wenn der Montagepunkt eine Welt zusammensetzt, so ist diese Welt absolut. Dies ist das Wunder, über das die alten Seher stolperten, ohne je zu erkennen, was es sei: die Bewußtheit der Erde kann uns einen Schub versetzen, der uns hilft, uns an anderen großen Emanationen-Bändern auszurichten, und die Kraft dieser neuen Ausrichtung läßt dann die Welt verschwinden.
Immer wenn die alten Seher eine neue Ausrichtung schufen, waren sie überzeugt, sie wären in die unteren Tiefen hinabgestiegen oder in die oberen Himmel aufgestiegen. Sie wußten nicht, daß die Welt wie ein Windhauch verschwindet, wenn die neue, totale Ausrichtung uns eine andere totale Welt wahrnehmen läßt.«
14. Die rollende Kraft
Don Juan war im Begriff, mit seiner Erklärung über die der Beherrschung des Bewußtseins zu beginnen, aber er besann sich anders und stand auf. Wir hatten eine Weile schweigend in dem großen Zimmer gesessen.
»Ich möchte, daß du versuchst, die Emanationen des Adlers zu sehen«, sagte er. »Zu diesem Zweck mußt du zuerst deinen Montagepunkt in Bewegung setzen, bis du den Kokon des Menschen siehst.«
Wir gingen aus dem Haus, ins Zentrum der Stadt. Wir setzten uns auf eine freie, wackelige Parkbank vor der Kirche. Es war früher Nachmittag; ein sonniger, windiger Tag mit vielen umherlaufenden Menschen.
Er wiederholte mir, wie um es mir einzudrillen, daß die Ausrichtung eine ganz besondere Kraft sei, weil sie helfe, den Montagepunkt zu verschieben, oder ihn in seiner gewohnten Position zu halten. Der eine Aspekt dieser Kraft, der den Punkt an seiner Stelle halte, sei der Wille, sagte er. Der andere Aspekt, der ihn sich verschieben lasse, sei die Absicht. Es sei eines der unheimlichsten Rätsel, meinte er, wie nun der Wille, diese unpersönliche Kraft der Ausrichtung, sich in Absicht verwandle, die persönliche Kraft, die jedem einzelnen zu Gebote stehe. »Das Rätselhafteste an diesem Rätsel ist, daß diese Verwandlung so leicht vonstatten geht«, fuhr er fort. »Weniger leicht allerdings lassen wir uns davon überzeugen, daß es möglich überhaupt ist. Genau dies ist unser Notausgang. Wir müssen überzeugt werden. Und das will keiner von uns.«
Und dann sagte er mir, ich befände mich nunmehr in meinem klarsten Bewußtseinszustand, und hätte darum die Möglichkeit, zu beabsichtigen, daß mein Montagepunkt sich in meine linke Seite, in eine Traumposition verschiebe. Der Krieger, so sagte er, solle niemals versuchen zu sehen, solange ihm nicht das Träumen dabei helfe. Ich wandte ein, daß es nicht eben eine meiner Stärken sei, in der Öffentlichkeit einzuschlafen. Er unterstrich seine Worte noch einmal und meinte, es sei wohl so etwas wie Schlafen, wenn man den Montagepunkt aus seiner natürlichen Lage fortbewege und ihn in einer neuen Position festhalte. Doch mit einiger Übung könne der Seher lernen, zu schlafen und sich dabei zu verhalten, als ob nichts Besonderes mit ihm geschehen sei. Nach
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