Das Filmbett
nicht. Den ganzen Rummel machte ich mit, natürlich, wer
täte das nicht? Und später merkte ich, daß man mich nur nahm, weil aus dem
putzigen Balg ein ganz flotter, brauchbarer Zahn geworden war, der nichts
wirklich schlecht machte und überdies seinen Vertrag bereitwillig auf der Couch
abschloß. Die war ja meistens schon ein bißchen bequemer, als ihre verdammt
kühle Leder-Liege unter meinem Po. Ja, aber der große Star, so mit innerem
»Engagement«, nö, das war ich nicht und würde es wohl auch nicht werden.
Außerdem — wo gibt es heute noch Stars? Film is nicht mehr, und beim Tevau wird
man ohnehin in kürzester Zeit verschlissen. Und zahlen tun die Brüder auch
nicht richtig. Da kam dann der Moment, wo ich einsah, daß ich hier für jede
beschissene Gage in Naturalien blechen mußte. Da konnte ich ja gleich auf den
Strich gehen, ohne mir zehn Stunden im Atelier die Füße vertreten oder in der
Garderobe herumsitzen zu müssen. Aber Callgirl der Superklasse wollte ich nicht
werden — das war nicht drin — ist ja auch zu gefährlich, was man da in den
Zeitungen liest, von Morden und so. Die Jet-setterei war sogar mir auf die
Dauer zu doof — die ewige Jagd von einem kalten Büffet zum anderen gleichen
kalten Büffet und immer dieselben Leute, kein bißchen Abwechslung. Saint
Tropez, Sylt, Kitzbühel, Gstaad — immer dieselbe schnieke Bar, die gerade »in«
ist... der ganze Betrieb kann mir gestohlen werden. Und nur um in die
Klatschspalte zu kommen, gab ich die meinige nicht her, wenn sie verstehen, was
ich meine... Machen Sie kein so grimmiges Gesicht, Doktor, macht schließlich
Spaß, zwischendurch mal richtig ordinär zu werden... Naja, um es kurz zu
machen, da heiratete ich eben. Prächtige Partie natürlich — Liebe: Nebensache.
Ziemlich langweilig so ‘ne Ehe. Aus Langeweile kriegte ich dann ein Baby. War
wohl zu faul gewesen, die Pille zu nehmen — vielleicht wollt’ ich das Kind
auch. Oder mein Mann überraschte mich mit einem plötzlichen Anfall später
Leidenschaft. Aber ehelich is das Gör, ehrlich, das schwöre ich Ihnen. Ein
Wonneproppen von einem Mädelchen. Ganz die Mama, wie man so sagt. Dann kam die
Scheidung — kein Problem... Großartige Abfindung... da fehlt nichts — Ihr
Honorar kann ich immer noch zahlen, Doktorchen, ehrlich, ich kann Sie mir
leisten, hihihi. Und jetzt kommt der Moment, wo der Frosch ins Wasser springt.
Doktor, jetzt passen Sie auf!
Dat Gör — sieben ist sie — will
unbedingt Schauspielerin werden. In der Schule spielt sie schon Theater und ich
soll sie partout zum Tevau bringen. Der Racker läßt und läßt mir ums Verrecken
keine Ruhe. Der is von der Mattscheibe nicht wegzubringen. Und ins Kino muß ich
ihn auch führen...
Also, unter uns, ich könnt’ schon
was für das Kind tun... Hab’ da einen höheren Fernsehfritzen ganz zufällig
kennen gelernt, ‘nen richtigen Tevau-Holofernes... verheiratet natürlich...
aber das macht ja nichts... Der ist sehr nett... würde mir sicher gern einen
Gefallen tun... nö, Bedingungen hat er keine gestellt. Zu vornehm dazu. Aber
man sieht es ihm an, wonach ihm der Sinn steht... Aber das Tollste ist, ich
hätte tatsächlich Lust dazu. Das war doch vielleicht eine Aufgabe... Ich tät’s
natürlich nur für meine Tochter. Könnt ja sein, sie wird vielleicht was Besseres
als ich und wirklich eine große Schauspielerin... weiß man’s? Is ja verdammt
schwer, das Showbusineß und wenn ich ihr damit den Einstand erleichtere... Was
meinen Sie, Doktor?... Und der Mann ist tatsächlich sehr nett... Und ich hab’
mich doch gut gehalten, oder? Ich seh doch noch ganz gut aus, oder? Wat meinen
Sie, Doktor... bin ich erblich belastet...?
Das Double
Für Hildegard und Robert Lotz
Einer sagte in eine Denkpause
hinein: »Wenn ich vor diesem Kitsch hock’, denk traurig ich an Hitchcock.« Aber
er hatte mit seinem müden Schüttelreim keinen rechten Erfolg. Wie viele
Drehbuchkonferenzen begann auch diese in Albernheiten auszuufern.
»Was haben Sie gegen Zufall«,
verteidigte sich einer der beiden Autoren mit dem Rücken gegen die Wand.
»Der Zufall in der Dramaturgie
spielt dieselbe Rolle wie das, was Biologen unter Kanalisation des Zufalls
verstehen. Ohne zufällige Fügung keine Dramatik.«
»Auf die Glaubwürdigkeit des
Zufalls kommt es an, je glaubwürdiger ein Zufall ist, um so weniger wirkt er
als Zufall, sondern als Glied einer Kausalkette«, sagte ein anderer, »man
vergißt den Spieltrieb der Natur.«
Die
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