Das Filmbett
Draufgabe.
Und alle diese Vorführungen waren
nicht vulgär und nicht nur für spezialisierte Liebhaber des Genres erregend und
reizvoll. Dieser Attraktion verdankte sie den Spitznamen »La reine du Pipi«,
»Miss Piss«, »La Grande Pisseuse« oder auch sachlich nur »Die Wasserorgel«.
Konnte ihr schon diese artige
artistische Piece in der Unterhaltungs- und Lebewelt Erfolg verbürgen, so
erhärtete ein weiteres, noch delikateres Spektakel ihre geheime Berühmtheit.
Souverän in der Herrschaft über
ihre Körperorgane und Muskelfunktionen war sie in der Lage — nach vorheriger
Präparation — Winde zu entfesseln, von milden Zephiren bis zu Luftstößen, die
brennende Kerzen auslöschten, die aber auch das Geschlecht impotenter Greise
umfächelten und dort unerwartete aphrodisiakische Wirkungen hervorriefen, ohne
dabei fatale Nebenwirkungen auf den Gehör- oder Geruchssinn hervorzurufen. Mit
dieser Technik konnte sie eine Art von erotischer Massage bewerkstelligen, um
die sie die Meisterinnen in den einschlägigen Massageinstituten in Saigon
sicher beneidet hätten. Sie funktionierte so schlicht und präzis wie das Ventil
einer Dampfmaschine, wenn es der Maschinist betätigte. Und alles geschah mit
unbeschreiblicher »Sans gene«, mit lustiger Unbefangenheit, mit der
Unlaszivität der Unschuld, die das Frivole fröhlich macht und dem Fragwürdigen
den Charme des Naiven verleiht.
Sie verdankte dieser Fähigkeit den
Namen »Windspiel« — mit dem gleichzeitig ihrer rassigen Animalität Ehre angetan
wurde. Und sie behauptete — wie schon erwähnt — nicht ohne Grund auf einer
Insel »unter dem Winde« geboren worden zu sein.
Soweit die speziellen
Kunstfertigkeiten unserer Artistin, die sie bescheiden vollführte und ohne sich
diese virtuosen Fähigkeiten besonders zugute zu halten. Die letztere behauptete
sie von der ständigen Begleiterin eines Schauorchesters gelernt zu haben — heute
würde man diese als »Groupie« bezeichnen — , die ihre Muskeln synchron mit dem
musikalischen Bemühen des Perkussionsinstrumentalisten, des Schlagzeugers an
der »Schießbude«, trainierte. Tatsächlich aber hatte eine solche Kunstausübung
bereits eine Tradition und sogar eine professionelle Bezeichnung. Ihre
Virtuosen hießen Petomanen. Im 19. Jahrhundert gab es berühmte Vertreter dieser
phonetischen Artikulationsform. Die Stars dieses Genres traten in den größten Varietés
der Welt auf und machten Furore. Der berühmteste von ihnen hieß Joseph Pujol
und starb, von seinem Publikum beweint, 88 Jahre alt in Paris.
Doch sollen die zwei
Exzentrizitäten nur en passant gestreift werden, so erwähnenswert sie für das
sekrete Schaugewerbe auch sein mögen. Sie sind nicht die Hauptsache unserer
kleinen Personality-Show.
Wir sprachen bereits über die
Reserve unserer braunen Künstlerin gegenüber den Fellatio-Exzessen im Sexlife
des damals noch nicht liberalisierten Geschlechtslebens. Ich gebe hier ihre
unverblümte Ansicht darüber wieder — wobei ich mich der Vulgärbezeichnungen,
die sie gebrauchte, enthalten will, obwohl selbst diese in ihrem kreolisch
akzentuierten Französisch des natürlichen Charmes nicht entbehrten: »Die von
Erfahrung gegerbten Männerschwänze mag ich« — so meinte sie — »lieber in meiner
Puderdose, dort machen sie mir mehr Vergnügen — oder, wenn es sein muß, in
meinem kleinen Hintern. Aber was meinen Mund betrifft habe ich — trotz meiner
vollen Lippen à la negresse — spezielle Neigungen. Da ziehe ich kulinarischere
Genüsse vor. Ein ausgewachsener holziger Spargel schmeckt eben nicht so delikat
wie junges Spargelgemüse. Da sind mir statt einem stattlichen
Männerknochen die Dingelchen einer Junioren-Fußballmannschaft, einer ganzen
Schulklasse lieber, die ich zu jungem, zartem Leben erwecken kann. ›Pour manger
le blanc‹, wie man bei uns zu Hause sagt, bevorzuge ich hübsche kleine Jungens,
die noch erstaunt vor dem Wunder der Auferstehung des eigenen Fleisches stehen...«
Und dann erzählte sie vergnügt die
Geschichte von den Pfadfindermessern mit den sechs Klingen:
»Eine junge, schöne amerikanische
Millionärin, die sich alles kaufen konnte, was sie wollte, erbat sich von ihren
Liebhabern für jede Liebesnacht das Geschenk eines Pfadfindermessers mit sechs
Klingen. Von einem ihrer Galane nach dem Sinn dieser seltsamen Souvenirs
befragt, führt sie ihn an eine antike, wertvolle Truhe, die angefüllt ist mit Pfadfindermessern
mit sechs Klingen. Dazu sagt sie
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