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Das Filmbett

Das Filmbett

Titel: Das Filmbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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vorneherein nicht ernst genommen.«
    »Dann riskierst du den Vorwurf, ein Mann zu sein, der den Reiz eines Abenteuers scheut, Feigheit vor der Bettenfront... laß doch den Zufall entscheiden ...«Er zog ein Fünfmarkstück aus der Tasche. »Kopf, kühler Kopf, wir bleiben hier, Adler, Vogel, du beeilst dich und schläfst mit ihr - vorausgesetzt sie stellt sich ein zum Stelldichein.«
    Ich nahm die Münze und warf. Vogel. Wir zahlten, fuhren meinen Hudson (ein Verbrechen! ›Deutsche Künstler fahren nur Deutsche Wagen‹, hatte Goebbels apodiktisch deklariert) vom Parkplatz und kämpften uns gegen den Strom zunehmenden Sonntagnachmittagsverkehrs in die Stadt zurück. Drei Minuten nach fünf Uhr waren wir im Hotel.
    »Du wartest fünf Minuten«, sagte ich, »bin ich bis dahin nicht zurück, fährst du den Wagen in die Garage.«
    Ich ging zu dem Portier an der Rezeption. Er hatte meinen Zimmerschlüssel bereits in der Hand, beugte sich diskret etwas vor und deutete in Richtung Halle: »Die Dame wartet.«
    Ich drehte mich um, da saß sie mit der unaufdringlichen Eleganz einer Französin von Klasse, die langen Beine in echten Seidenstrümpfen. Ich ging auf sie zu, sie stand auf und gab mir eine schlanke, kühle Hand.
    »Ich heiße Gilberte«, sagte sie einfach, »ich spreche Deutsch.«
    Ich bot ihr an, wieder Platz zu nehmen. Sie wurde einen Augenblick unsicher: »Wollen wir nicht lieber gleich nach oben gehen?« fragte sie leise.
    »Wie Sie wünschen, Gilberte«, sagte ich und führte sie zum Lift. »Also Gilberte, und nicht Berenice oder wie immer es im Programmheft heißt?«
    »Das ist mein Kriegsname - reine Camouflage«, lächelte sie, während ich den Lift betätigte. Die Fahrt war kurz. Im Erdgeschoß war nämlich die Bar, nachmittäglich leer. Der Mixer hantierte beschäftigungslos herum.
    »Was trinken Sie - Martini?« Sie nickte und kletterte etwas erstaunt, nicht ins Zimmer gebracht worden zu sein, auf den Barhocker, wobei ihr Kleid erfreulich hochrutschte, ohne daß sie es beabsichtigt hatte.
    »Sie sind Französin?« fragte ich. Wieder nickte sie. »Es ist fade, ich weiß, aber ich muß Ihnen ein Kompliment machen. Außer der Mistinguette hat Frankreich nichts Besonderes an schönen Beinen hervorgebracht. Ich hatte immer den Verdacht, der Chic, der Esprit d'amour, der Charme der Französin sei nichts anderes als die raffinierte Kompensation von zu kurzen Beinen, zu kurzen Oberschenkeln einer hübschen, pikanten aber keinesfalls besonderen Frauenrasse. Sie haben mich eines Besseren belehrt. Ich bereue mein dummes Pauschalurteil.« Sie antwortete nicht. »Sie sprechen akzentfrei Deutsch - wenn Sie sprechen«, fügte ich nach einer kleinen Pause hinzu.
    »Ich bin Sprachstudentin, Deutsch, Englisch, Spanisch«, sagte sie, »das ›Tabarin‹ ist mein Nebenberuf. Man verdient da erträglich. Und dann ist es dort auch amüsant.«
    »Sie müssen mir viel vom ›Tabarin‹ erzählen. Seit Colettes bezaubernder ›Mitsou‹ interessiert mich das Milieu einer Music-Hall ganz besonders.«
    »Im großen und ganzen geht es dort anständiger zu, als in den Garderoben der Haute-couture ... ich arbeite auch gelegentlich als Mannequin«, sie hob kurz das Cocktailglas gegen mich. »Cheerio.« - Sie trank richtig, nippte nicht bloß. Das gefiel mir.
    »Artisten sind ein bürgerliches Volk«, sie lachte ein bezauberndes Lachen. »Sie würden sich wundern, was in den Garderoben der ›Nudists‹ los ist. Man strickt Pullover für den Mann oder Freund, windelt Babies und tauscht Kochrezepte aus. Die Sünde ist weit weg. Gelegentlich meldet sie sich in Gestalt von Ausländern. Ihre Kleine ist ein lüsterner Kindskopf und ihr Freund, dieser Roue aus einem Stück von Feydeau, ist auf dem besten Weg ein alter Gaga zu werden ... entschuldigen Sie, das war unartig, ich weiß, man soll nicht schlecht von seinen Auftraggebern sprechen. Aber ihr Anerbieten hat mich gereizt, und, ich will es nicht verhehlen, die Dollarsumme auch ... ich konnte sie brauchen. Natürlich mußte ich Sie mir erst ansehen. Bei der Wiederholung im zweiten Finalbild, oben auf dem Karussel im Kopfhang, konnte ich Sie ausgiebig betrachten, obwohl Sie es waren, der da auf dem Kopf stand. Sie wirkten sympathisch.«
    »Ich hoffe, Sie nicht zu enttäuschen«, sagte ich. Sie trank aus.
    »Allons enfants de la patrie ... ich hasse Ouvertüren. Kommen wir zur Sache«, sagte sie und stand auf. Ich zeichnete die Rechnung ab. Wir gingen. Im Hotelzimmer stellte ich, während

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