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Das Filmbett

Das Filmbett

Titel: Das Filmbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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Körperteil, der nicht mit kosmetischer Chemie bedeckt ist, ihre Zunge, zum Kuß heraus.
    »Du spielst die Tochter«, sage ich. Sie steht vor mir mit Lokkenwicklern im platinblonden Haar (Jean Harlow!) und drolligem Clowngesicht: ein marzipaniges Schweinchen.
    »Danke«, sagt sie still, »das ist meine Chance«, und geht einige Schritte zum Fenster. Selbst ihr runder kleiner nackter Hintern bebt vor Gefühlserregung mit. Pause. Ich setze mich auf den einzigen Stuhl, der nicht mit Reizwäsche belegt ist. Die Diäten künftiger Wochen müssen dafür draufgegangen sein.
    »Ich danke dir«, sagt sie und dreht sich wieder zu mir. »Und wann befiehlt der hohe Herr das branchenübliche Liebesopfer?«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Na, du willst doch sicher das da haben«, sagt sie und streckt das Handtuch einen Moment von sich, wie wenn ein Soldat das Gewehr präsentiert, »oder ...?«
    »Ich habe nichts verlangt und keine Bedingungen gestellt«, sage ich.
    »Du wirst doch die schlechten Sitten nicht verderben wollen, wo käme dann unser Doktor hin (Goebbels), nein, nein,
    Unehrenschulden sind genau wie Ehrenschulden, die müssen bezahlt werden.« Sie grinst wie ein Kapuzineräffchen.
    »Deine Ehrenschulden sind gestrichen.«
    »Ehrenschulden kann man nicht streichen ...«
    »Und außerdem - dein Bobby würde dir den Hals umdrehen.«
    Bobby war ihr Freund und gerade zu Besuch gekommen. Er wohnte im gleichen Hotel.
    »Da kannst du recht haben und er auch, ich liebe ihn nämlich wirklich.«
    »Na also.«
    »Ein echtes Verkehrsproblem«, sagt sie und marschiert wie ein Kürassier mit großen Schritten durchs Zimmer. Sie war wirklich auf reizvolle Art komisch. »Verschieben können wir's nicht, Ehrenschulden müssen innerhalb drei Tagen bezahlt werden, und er bleibt drei Wochen.« Die Fettschicht auf ihrem Gesicht krümmt sich über ihren angestrengten Denkfalten zu drolligen Wülsten. »Was mache ich nur ... Wenn ich also geschäftlich verhindert bin, muß ich vollwertigen Ersatz stellen ... Ich habe eine Idee ...«Sie steht bedenklich nahe bei mir. »Wir gehen doch heute alle zusammen ins ›Tabarin‹. Ich lade dich zum schönsten Mädchen deiner Wahl ein. Ich schenke dir eine Liebesnacht mit ihr - an meiner Stelle.«
    Ich mußte lachen.
    »Wie stellst du dir die finanzielle Seite vor? Die Mädchen vom ›Tabarin‹ sind nicht gerade billig und unsere Diäten ... und die Devisensperre ... übrigens bist du schon ganz schön eingestiegen«, ich deute auf die Wäsche und hoffe die Angelegenheit damit erledigt zu haben. Ich kannte sie nicht.
    »Ich hab's, natürlich, Bobby muß das bezahlen ... der Liebende muß die Geliebte freikaufen, Bobby muß sein Sparschwein schlachten, das er heimlich - aber nicht verraten, bitte - hier auf einer ausländischen Bank hat. Ja - ça c'est Paris«, sagt sie begeistert von der frivolen Vorstellung. »Das wird ihm gefallen, so machen wir's. Du besorgst es dem anderen Mädchen - und wirst dir einbilden, ich sei es - und ich treib's mit Bobby und denke an dich ... La vie Parisienne ... Prima ...«
    »Du bist verrückt und hast zuviel Pornographie gelesen«, sage ich, »zieh dich gefälligst an, ich warte in der Halle, du mußt zur Anprobe, sämtliche Kostüme müssen umgehend geändert werden, deine unglückliche Vorgängerin hatte nicht soviel aufzuweisen wie du«.
    Ich habe die Hände plötzlich voll Sonnenöl. -
    Am Abend. Ich zog mich gerade um, da rief sie an.
    »Du«, zwitscherte sie, »du, Bobby ist einverstanden, er findet es oberchic ... Er kauft dir das Mädchen - es muß aber erste Klasse sein -, um mich auszulösen, unter der Bedingung, daß ich ihm zu Willen bin, wie er es von einer Pariser Kokotte dieser Preisklasse verlangen würde ... Puh, ihr Männer seid schrecklich verdorben ... ich werde bestimmt verdammt hinhalten müssen ...«
    »Du bist völlig wahnsinnig«, sagte ich, aber sie hatte schon eingehängt. Komischer Kauz, dieser Bobby, dachte ich, ein lebemännischer Schriftsteller, der seine beste Zeit in den zwanziger Jahren gehabt hat, geprägt von den Sitten der Inflation und der Frühzeit des Stummfilmkinos, ein versierter, abgebrühter Viel- und Allesschreiber mit der Welterfahrung eines weit herumgekommenen Snobs, sucht sein beginnendes Alter bei lasziven Spielchen mit diesem ostpreußischen Möchte-gern-Luderchen zu vergessen. -
    Das ›Tabarin‹ - heute einer Großtankstelle gewichen - gehörte damals noch wie das ›Casino de Paris«, die ›Moulin Rouge‹, die

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