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Das Filmbett

Das Filmbett

Titel: Das Filmbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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sie, war ihr eigentliches Instrument, das Werkzeug ihres künstlerischen Ausdruckes. Sie beherrschte ihn, aber seine Geheimnisse hatte er - wie es oft bei »engagierten« jungen Tänzerinnen der Fall ist -, noch nicht preisgegeben. Was die Mädchen in den Ballettgarderoben da faselten von Orgasmus, Lustlösung, Höhepunkt und Erfüllung hielt sie für Angabe und Wichtigmacherei. Sie hatte nichts gegen Sex, aber sie hielt das Getue um ihn für maßlose Überschätzung. Als sie in Helenas Wohnung angekommen waren - sie gehörte den wohlhabenden Eltern und erschien Irene sehr pariserisch in ihrem art-deco-Stil -, gab sich Helena zwar sehr degagiert, aber doch auch zurückhaltend. Man zog die verschwitzten Kleider aus, duschte gemeinsam, und Irene konnte Helenas makellosen Körper bewundern. Die Freundinnen legten sich ins französische Bett, tranken Wein. Man sprach natürlich von Sex und Erotik, ungeniert und ohne Verklemmung. Helena hatte plötzlich eine Art kühler, desinteressierter Distanz, und Irene merkte nicht, daß sie unentwegt getestet und abgetastet wurde, ohne berührt zu werden. Helena kam zur Sache ohne bohrende Neugier, ohne verletzende, indiskrete Fragen, ohne mehr zu zeigen als die Bereitschaft zur Freundschaft. Irene war leicht berauscht und fühlte sich in einen Trancezustand versetzt.
    Noch bevor es zur ersten, längst erwarteten und vielleicht ersehnten Annäherung kam, war ihr, als hätte ein durchtriebener Puck sie mit der Liebesblume - »ein zartes Blümchen, sonst milchweiß, purpurn nun durch Amors Wunde« -berührt und »ihren Saft auf ihre Wimpern geträufelt«.
    Als Helena sie dann - endlich! - nahm, war alles ganz anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Es wurde von ihr Besitz ergriffen, zwar weiblich-verständnisvoll, aber männlich-bestimmt. Da war nichts von schwüler Lüsternheit, von drängendem, bohrendem Begehren, von geiler Erregtheit, hektischer Frustriertheit oder gar lasterhaftem Ennui, was sie befürchtet hatte. Es gab keine katzenhaft schnurrende, schmeichlerische Verspieltheit, aber auch keine rücksichtslose, brutale Okkupation. Irene entspannte sich von allein und nicht, weil sie es sich vorgenommen hatte. Eine harte Zunge bemächtigte sich ihres Leibes fordernd und tolerierend zugleich, aber erst, nachdem das verlockende Terrain sorgfältig sondiert und ein Entgegenkommen signalisiert war. Eine sanfte Gewalt begann sie zu beherrschen und zu leiten. Da war keine verderbte, dekadente Gier und keine vergewaltigende Roheit. Die Zärtlichkeiten waren seltsam streng, hier wurde nicht verführt, sondern geführt, bestimmt und mit zweckvoller Klarheit. Sie hatte nicht das Gefühl sich hinzugeben, sich aufzulösen, zu zerfließen und schon gar nicht die beschämende Empfindung, benützt, mißbraucht zu werden. Ihr Körper, das Instrument ihrer Kunst, wurde ihr aus den Händen genommen und mit virtuosen Griffen wie eine Amati gespielt. Ihr Leib wurde unter Helena zum neugeschaffenen Kunstwerk. Sie fühlte sich zum erstenmal zur Frau geschaffen, als Frau neu erschaffen. Irene spürte nur noch irrlichterndes irritierend-flackerndes Elmsfeuer an einer bestimmten, erigierten Stelle zwischen ihren Beinen, dann kam eine blutrote glühende Flutwelle, riß ihre Schenkel auseinander, drang in sie ein und explodierte in einem funkensprühenden Gischt, der ihr Inneres verbrannte, das vielfältige Nervengeflecht ihres Körpers entzündete und ihre Gehirnzellen elektrisierte. Die Gewalt des Spasmus warf ihren Unterkörper hoch, so daß sie auf den Schulterblättern lag, während sich die Füße in die Laken stemmten. Sie schrie auf wie ein Tier. Dann verebbte die Gewalt der Emotion in lustvoll quälendem Zeitlupentempo und schwemmte alle so lange aufgestaute Drangsal, all ihr verdrängtes Sehnen, alle ihre heimlichen, unbewußten Wünsche aus ihrem Körper heraus. Sie sank vor Glück wimmernd in sich zusammen und öffnete ihre Augen.
    Helena - war sie nun Oberon, Titania oder nur Botticellis Venus Anadyomene? - beugte sich über ihr Gesicht, wobei ihr Busen erregend über Irenes Schlüsselbein strich und sah sie ernst und fragend an.
    »Du bist mein erster Mann«, sagte Irene leise.
    »Das vergißt du rasch und denkst es nie, nie wieder!« Helena schien unwillig und gab ihr einen Klaps.
    »Wenn das der vielgerühmte ›Kleine Tod‹ ist, dann möchte ich wissen ...«
    Helena schloß Irene mit sanften Lippen den Mund.
    »Du hast es geschafft - endlich - als erster!« sagte Irene. »Ich hielt

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