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Das Finale

Das Finale

Titel: Das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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konnten.
    Im Treppenhaus traf
sie den Mitarbeiter der Kriminaltechnik, dem sie ihren Kühlschrankinhalt zur
Analyse anvertraut hatte. Er war mit einem halben Dutzend Kollegen auf dem Weg
in die Kantine.
    »Ach, Frau äh …«,
sagte er so laut, dass die ganze Gruppe aufhorchte und stehen blieb. »Die
Lebensmittel … Ich würde das nicht mehr essen.«
    »Also haben Sie
etwas gefunden?«
    »Das nicht, aber um
ein paar abgelaufene Lebensmittel zu analysieren, war das mit reichlich Aufwand
verbunden. Die interne Abrechnung der Laborkosten geht an Herrn Ehlers?«
    Frauke überlegte
kurz, ob sie die Kosten selbst übernehmen sollte. Aber das hätte sie auch in
Erklärungsnot gebracht.
    » Funny
Money «, sagte sie.
    »Was, bitte?«
    » Funny
Money . So nennt man es in der Wirtschaft, wenn innerhalb eines
Unternehmens die einzelnen Betriebsteile interne Leistungen gegeneinander verrechnen.
Geld, das nicht wirklich existiert.«
    »Versuchen Sie das
nächste Mal, von Ihrem Kühlschrankinhalt selbst zu kosten«, riet ihr der
Labormitarbeiter, bevor er lachend seinen Weg fortsetzte.
    Frauke nahm den
Wagen, um den Kern der Innenstadt zu umrunden, und steuerte den Georgsplatz an.
Es war eine Enttäuschung, obwohl sie nichts anderes erwartet hatte. Bei dem
heute herrschenden Regen hatte sich kein einziger Biker auf dem Platz
eingefunden. Missgelaunt kehrte sie zum Landeskriminalamt zurück und verschanzte
sich hinter ihrem Schreibtisch.
    Sie schreckte auf
und warf dem Telefon auf dem Schreibtisch einen bösen Blick zu, bevor sie den
Hörer abnahm.
    »Knast Hannover,
Mahlstedt«, meldete sich eine sonore Stimme.
    »Bitte?«
    Ein tiefes Lachen,
das eher einem Brummen ähnelte, kam aus der Leitung.
    »Justizvollzugsanstalt
Hannover. Das ist viel zu lang. Wenn ich mich anders melde, weiß jeder, von wo
aus ich anrufe. Man hat mir verraten, dass einer unserer Langzeitgäste ein
Zögling von Ihnen ist.«
    »Bernd Richter?«
    »Jo. Und weil der
wohl in Sorge darum ist, einem gestrengen Namensvetter gegenübertreten zu
müssen, hat er anwaltlichen Rat eingeholt.«
    »Dottore Alberto
Carretta?«, riet Frauke.
    »Jo. Da wir Beamte
im Allgemeinen schlecht entlohnt werden, sollten Sie versuchen, ein wenig als
nebenberufliche Hellseherin dazuzuverdienen.«
    »Und Sie? Arbeiten
Sie nach Feierabend als Maurer, weil bei Ihnen keine Fuge bleibt, durch die
etwas entschlüpfen könnte?«
    »Nee.« Frauke schien
es, als wenn das Grinsen Mahlstedts aus dem Telefonhörer dringe. »Ich habe
einen Nebenjob bei der Feuerwehr, weil ich nichts anbrennen lasse. Was haben
Sie heute Abend vor?«
    »Moment«, erwiderte
Frauke, wartete einen Augenblick und fuhr fort: »Ich habe auf den
Nummernautomaten gesehen, den ich für diese Situation installiert habe. Vor
Ihnen sind noch vierunddreißig andere Herren dran.«
    »Schade. Dann werde
ich heute Abend doch mit meiner Frau vorliebnehmen müssen.«
    »Vergessen Sie die
Schwiegermutter nicht.«
    Mahlstedt stöhnte
theatralisch auf. »Bis eben waren Sie mir sympathisch.«
    »Nutzen Sie Ihre
Kräfte, um Richter zu bewachen.«
    »Der entkommt mir
nicht. Dem schmiede ich eine Kugel ans Bein.«
    Hoffentlich reicht
das, dachte Frauke, da Richter so selbstsicher davon ausging, bald wieder frei
zu sein. Sie wünschte Mahlstedt einen schönen Tag.
    Also doch Dottore
Carretta. Zu gern hätte Frauke gewusst, ob Richter sich nach ihrem Besuch in
der JVA an den Anwalt gewandt hatte oder die
Organisation dem ehemaligen Polizisten den Juristen aufgezwungen hatte, um ihm
auf diese Weise Anweisungen zukommen zu lassen.
    Sie rief beim
Finanzamt Braunschweig an. Es war nicht zuständig. Beim zweiten Versuch wurde
sie mit Frau Sonnenschein verbunden.
    Die Finanzbeamtin
zeigte sich reserviert und wollte keine Auskünfte geben. Sie war vorsichtig und
wollte erst mit Frauke sprechen, nachdem sie diese beim LKA zurückgerufen hatte.
    »Ich bitte um Ihr
Verständnis, aber ich kann Ihnen weder telefonisch noch auf andere Weise
behilflich sein.«
    »Ich verstehe Ihre
Pflicht zur Verschwiegenheit. Können Sie mir nicht verraten, dass es auch
ehrliche Steuerzahler gibt?« So großzügig das Finanzamt auch den Datenschutz zu
seinen Gunsten unterlief und illegal erworbene Daten von angeblichen
Steuersündern käuflich erwarb, so verschwiegen ging es mit Informationen um,
die ihm über die Steuerpflichtigen bekannt wurden.
    »Wie meinen Sie
das?«, fragte Frau Sonnenschein, die ein wenig gehetzt wirkte.
    »Steht jemand hinter
Ihnen?«, fragte

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