Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
Einhorn wohl einmal eine große Bedeutung gehabt haben.«
Der Arzt schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich bin eher dazu geschaffen, mich mit Männern herumzuschlagen, die Beine verloren haben, als mit solchen, denen der Verstand abhandengekommen ist.«
DIE SALVE
Luc schreckte aus dem Schlaf hoch. Schritte knirschten im Schnee. Im Zwielicht sah er, wie der König von Mann zu Mann ging und sie vorsichtig weckte.
Drei Tage waren sie auf dem Pass geblieben. Länger, als sie zugesagt hatten. All ihre Vorräte waren aufgebraucht. Heute mussten sie zurück. Gewiss hatte Gishild mit den Flüchtlingen längst den Albenstern erreicht. Luc rieb sich fröstelnd über die Arme. In Albenmark war es Frühling. Er war froh, den Wintern des Fjordlands zu entkommen. Sie würde er gewiss nicht vermissen.
Der König ging zu Jornowell. Er redete auf den Elfen ein und deutete zur Spitze des Berges, der sich östlich von ihnen über den Pass erhob. Der Elf schüttelte mehrmals den Kopf. Doch der König zeigte immer wieder den steilen Hang hinauf, und schließlich machte der Elf sich auf den Weg.
Luc streckte die steifen Glieder. Sein linker Arm schmerzte. Gestern hatte er einen tiefen Schnitt abbekommen. Sieben Angriffe hatten sie in den drei Tagen zurückgeschlagen. Von den hundert Männern des Königs lebten kaum mehr als dreißig. Und keiner von ihnen war unverletzt.
Luc sah zu einem der steifgefrorenen Toten, der nicht weit entfernt an einem Fels lehnte und vom Pass hinab zum Lager der Ordensritter blickte. Nach dem letzten Gefecht hatten sie gestern Abend sieben der Gefallenen als Wachen aufgestellt. Sie hofften, dass man vom Talgrund aus nicht bemerkte, dass sie längst tot waren. Die sieben würden ihnen einen kleinen Vorsprung verschaffen, wenn sie heute Morgen flüchteten.
Nun kam der König zu ihm. Ereks Nase schillerte rot und blau. Ein Pikenier hatte sie ihm gestern im letzten Handgemenge eingeschlagen. »Du solltest hinauf zu unserem Elfenfreund steigen.«
Luc war zunächst überrascht. Dann begriff er. Sie wollten ihn zurücklassen! »Warum …«
»Frieden«, sagte der König müde. »Komm mit mir.« Sie schlenderten zum nördlichen Ende des Passes. Erek kam ihm irgendwie seltsam vor.
Als sie einen Punkt erreichten, von dem sie gut ins Tal blicken konnten, blieb der König stehen. Ein langer verschneiter Hang fiel hier sanft ab. Etwa dreihundert Schritt entfernt lag ein See, über dem Nebel wogte. Es gab dort eine heiße Quelle. Gestern war Luc zu ihr hinabgestiegen, um im Wasser seine steifen Hände zu wärmen und die Wunde am Arm zu säubern.
»Beobachte den Nebel«, sagte der König.
Es dauerte nicht lange, bis Luc es bemerkte. Ein Funke wie ein Glühwürmchen. Nur dass er nicht grünlich, sondern rötlich glomm. Dann entdeckte er noch einen. »Arkebusiere?«
Erek nickte. »Mindestens hundert, würde ich sagen. Weiß
der Henker, wie sie über den Berg gekommen sind. So, nun folge bitte Jornowell.«
»Warum sollte ich das tun?«
»Weil ich mit meinen Mandriden an einen Ort gehen werde, zu dem du uns nicht folgen kannst.«
Luc sah den König fragend an.
»Verdammt, verstehst du es denn nicht? Wir schlagen unsere letzte Schlacht. Wir werden in die Goldenen Hallen gehen. Und es wäre schön, wenn jemand übrig bleibt, um von diesem Kampf zu berichten.«
Der Ritter sah den Felsen hinauf. »Ich glaube nicht, dass ich in der Verfassung bin, wie eine Ziege zu klettern.«
»Dann setz dich eben auf den Pass und warte, bis deine Ritterbrüder heraufkommen!«
»Und dann? Was glaubst du, was dann geschehen wird? Dass sie mich mit offenen Armen aufnehmen werden, weil ich so tapfer gegen meine eigenen Leute gekämpft habe? Sie werden mich dem Richtschwert übergeben. Wenn nicht gleich hier, dann spätestens in Firnstayn.«
»Ich verstehe dich nicht. Du bist ein seltsamer Mann. Als ich dich zu den Spähern nach Gonthabu schickte, dachte ich, du würdest die Gelegenheit nutzen, um zu deinen Leuten zurückzukehren. Und als wir Firnstayn verlassen mussten, da hätten wir dich irgendwo einsperren können. Du hättest behaupten können, lange unser Gefangener gewesen zu sein. Warum?«
»Meine Ritterbrüder sind nicht dumm. Sie haben sicher schon vom Elfenritter gehört. Und sonst hätten mich die Bürger verraten, die zurückgeblieben sind. Außerdem hätte ich Gishilds Sohn niemals gesehen, wenn ich mich anders entschieden hätte. Das allein war es wert.«
»Erwarte nicht, dass ich dich dafür ins Herz schließe!
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