Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
Yulivee warnen«, sagte Ollowain. »Sie wurde von einem Dschinn erzogen. Und auch ihr sagt man nach, dass sie einen etwas eigentümlichen Sinn für Humor hat.«
Der Lindwurm verneigte sich indessen vor Myrielle und nahm vorsichtig das kleine Kistchen zwischen seine Zähne. Dann blickte er in ihre Richtung und zog sich schließlich scharrend in seine Höhle zurück. Das Schmuckkästchen stellte er auf ein überfülltes Felssims.
»Und jetzt? «, fragte Luc.
»Jetzt wirst du etwas trockenes Holz suchen, und wir sehen uns nach einer windgeschützten Stelle um, um dort ein Lager aufzuschlagen. Man muss auf der Lichtung übernachten. « Yulivee senkte ihre Stimme, als Myrielle zu ihnen zurückkehrte. »Vielleicht wird dann … etwas geschehen. Auf jeden Fall aber hast du der Kleinen ihr Lachen zurückgegeben und ihr eine wunderbare Schneeballschlacht geschenkt. Ich finde, allein das war unsere Reise wert.«
Er ging zum Rand der Lichtung und tastete im Dunkel nach dürren Ästen. Er schrammte sich die Hände an gesplittertem Holz auf, strauchelte und stieß sich einmal den Kopf an einem Eichenstamm. Dann kam Myrielle. Sie trug einen Stein, wie er ihn auch einmal gefunden hatte. Er leuchtete von innen heraus. Luc dachte an die Heidengöttin im Rosengarten in den Ruinen. An die Göttin, die er enthauptet hatte. Das Herz wurde ihm schwer.
Myrielle sagte etwas. Sie leuchtete in sein Antlitz. Das Licht des Steins schmerzte nicht in seinen Augen.
Myrielle wiederholte ihre Worte, doch er konnte sie nicht verstehen. Er kniete sich vor ihr in den Schnee. »Yulivee wird mir gleich übersetzen, was du sagst.«
Das Mädchen versuchte es noch einmal. Endlich zuckte sie mit den Schultern. Der leere Ärmel pendelte dabei hin und her.
Luc presste die Lippen zusammen. Hoffentlich irrte sich Ollowain. Er würde alles darum geben, wenn die Kleine in dieser Nacht ihr Wunder bekam.
»Liuvar Alveredar«, sagte sie feierlich und gab ihm einen scheuen Kuss auf die Wange. Dann klemmte sie sich so viel Reisig, wie sie nur tragen konnte, unter den Arm und kehrte zum Lager zurück.
Der junge Ritter legte sein Holz bei der Feuerstelle nieder. Myrielle blies mit Begeisterung auf die Glutfunken, die Yulivee in ein Bett aus Zunder geschlagen hatte.
Er ging hinüber zu Ollowain, der die Pferde versorgte.
»Was heißt Liuwa Alwereda?«
»Wie kommst du darauf? Wer hat das zu dir gesagt?«
»Sag mir einfach, was es heißt.«
»Liuvar Alveredar ist eine alte Grußformel. Man begrüßt sich unter Blutsverwandten so. Oder unter sehr engen Freunden. Man sagt das nicht oft, weißt du. In deiner Sprache würde es ungefähr heißen: Frieden für den Freund.«
DER MANN, DER NICHT KÖNIG SEIN WOLLTE
Erek blickte hinauf zum Pass, den die kleine Reiterschar erklomm. Er verstand Gishild einfach nicht! Aber das war ja nichts Neues.
»Mach nicht so ein Gesicht. Du bist König. Die Männer respektieren dich. Du wirst herrschen, solange sie fort ist.«
Erek seufzte. »Möchtest du mit mir tauschen?«
Sigurd lachte auf. »Bei den Göttern, nein! Wenn ich die Wahl hätte, einen Arsch voller Furunkel zu haben und damit über die Berge zur Nachtzinne reiten zu müssen, oder aber meinen Allerwertesten auf ein Samtkissen auf dem Thron zu betten … Junge, ich müsste keinen Herzschlag lang nachdenken. Ich bin nicht zum König geschaffen.«
»Ich auch nicht«, gestand Erek. Wieder blickte er hinauf zum Pass. Gishilds roter Umhang wehte wie eine Fahne im Wind. »Wird sie lange bleiben?«
»Ein paar Tage vielleicht … Hat sie nichts gesagt?«
Erek schüttelte den Kopf. Nein. Gestern erst hatte sie ihn wieder zu sich gelassen. Die vergangene Nacht hatte ihm solche Hoffnung gemacht. Sie hatte ihn geliebt, wild und leidenschaftlich. So war es nie zuvor zwischen ihnen gewesen. Heute Morgen noch war er so glücklich gewesen. Er hatte geglaubt, alles hätte sich geändert. Ja, sie hatten in der Nacht fast gar nicht gesprochen. Aber manchmal brauchte Liebe auch keine Worte.
Am Morgen dann hatte sie ihm erklärt, dass sie zum Wolkenspiegel wolle. Erek kannte den See nur aus Erzählungen. Er lag weit im Norden auf einem Pass, den man nur überqueren konnte, wenn der See im Winter zufror. Gishilds kleiner
Bruder war dort einst ertrunken. Und ihr Urahn, Ulric Winterkönig, hatte dort einst mit seinem Weib ein ganzes Heer von Trollen aufgehalten. Es war ein unheimlicher Ort, hieß es. Angeblich gab es ein verborgenes Heiligtum der Götter dort. Nur die Königsfamilie
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