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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Roger zusammenzukuscheln und nach einem nasskalten Tag warm im Bett zu liegen. Regentropfen sind durch den Schornstein gefallen und zischend im Feuer gelandet. Wir haben uns Geschichten aus unserer Kindheit erzählt - vielleicht kam der Traum daher, vom Nachdenken über die Vergangenheit.
    Es war kein besonderer Traum, nur, dass ich in Boston war und von einem Fenster aus zugesehen habe, wie die Autos vorbei fuhren und mit den Rädern große Wasserfontänen aufwarfen, und ich habe das Rauschen und Dröhnen ihrer Reifen auf der nassen Straße gehört. Ich bin wach geworden und hatte das Geräusch immer noch in den Ohren; ich hatte es so deutlich im Kopf, dass ich tatsächlich zum Fenster gegangen bin und hinaus geschaut habe, halb in der Erwartung, eine geschäftige Straße voller Autos zu sehen, die durch den Regen rauschten. Es war ein Schock, die Fichten und Kastanien, das dichte, wilde Gras und die Kletterpflanzen zu sehen und nichts weiter zu hören als das sanfte Prasseln der Regentropfen, die zitternd von den Klettenblättern abprallten.
    Alles war so leuchtend grün, so wuchernd und überwachsen, dass es mir wie ein Dschungel vorkam oder ein fremder Planet - ein Ort, an dem ich noch nie gewesen war und an dem ich nichts erkannte, obwohl ich ihn doch täglich sehe.
    Ich habe den ganzen Tag insgeheim Reifen im Regen rauschen gehört, irgendwo hinter mir.

     
    Schuldbewusst, aber fasziniert, blätterte Roger um.
     
    Letzte Nacht habe ich geträumt, ich wäre Auto gefahren. Es war mein eigener, blauer Mustang, und ich fuhr ziemlich schnell auf einer kurvenreichen Straße durch die Berge - diese Berge hier. Ich bin noch nie durch diese Berge gefahren, obwohl ich schon durch die Bergwälder in Upstate New York gefahren bin. Es war aber definitiv hier; ich wusste, dass es Fraser’s Ridge war.
    Es war so realistisch, dass ich jetzt noch spüren kann, wie mein Haar im Wind knattert; ich spüre das Lenkrad in meinen Händen, die Vibrationen des Motors und das Rumpeln der Reifen auf dem Asphalt. Aber dieses Gefühl ist ein Ding der Unmöglichkeit - genau wie das Auto. Es kann jetzt nicht geschehen, außer in meinem Kopf. Und doch ist es da, in meine Gedächtniszellen eingeprägt, so wirklich wie der Abort draußen, und es wartet darauf, durch das Klicken einer Synapse wieder zum Leben erweckt zu werden.
    Das ist auch wieder so etwas Merkwürdiges. Niemand weiß, was eine Synapse ist, außer mir und Mama und Roger. Was für ein komisches Gefühl; so als hätten wir drei alle möglichen Geheimnisse.
    Egal, dieser Traum - vom Fahren - lässt sich auf eine bekannte Erinnerung zurückführen. Aber was ist mit den Träumen - genauso lebendig, genauso realistisch - von Dingen, die mein waches Selbst noch nicht erlebt hat? Sind manche Träume die Erinnerungen an Dinge, die noch gar nicht geschehen sind?
     
    Letzte Nacht habe ich geträumt, ich würde mit Roger schlafen.
     
    Er war im Begriff gewesen, das Buch zu schließen, weil er ein schlechtes Gewissen über diese Einmischung in ihre Privatsphäre hatte. Das schlechte Gewissen war immer noch da - in rauen Mengen -, doch es war nicht einmal annähernd stark genug, um seine Neugier zu besiegen. Er blickte zur Tür, aber das Haus war still; aus der Küche kamen Frauenstimmen, doch in der Nähe des Studierzimmers war niemand.
     
    Letzte Nacht habe ich geträumt, ich würde mit Roger schlafen.
    Es war toll; denn ich habe endlich einmal nicht nachgedacht, nicht von außen zugesehen, wie ich es sonst immer tue. Ich war mir sogar lange Zeit meiner selbst gar nicht bewusst. Da war einfach nur dieses... furchtbar wilde, aufregende Erlebnis, und ich war ein Teil davon, und Roger war ein Teil davon, aber es gab kein Er und kein Ich, nur uns.
    Das Komische ist, dass es zwar Roger war, ich aber nicht so an ihn gedacht habe. Nicht unter seinem Namen - nicht diesem Namen. Es war, als hätte er noch einen anderen, geheimen Namen - aber ich wusste, wie er lautete.
    (Ich bin immer schon überzeugt gewesen, dass jeder einen solchen Namen
hat, einen, der kein Wort ist. Ich weiß, wer ich bin - und wer auch immer das ist, ihr Name ist nicht »Brianna«. Ich bin es, das ist alles. »Ich« ist ein ganz guter Ersatz für das, was ich meine - aber wie schreibt man den Geheimnamen eines anderen auf?)
    Aber ich kannte Rogers geheimen Namen, und das schien der Grund zu sein, warum es funktionierte. Und es hat wirklich funktioniert; ich habe nicht darüber nachgedacht oder mir Sorgen gemacht und

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