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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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erkannte oder nicht - oder ob ihn der Junge überhaupt gehört hatte. Fowles schlug mit weißem Gesicht und
starrem Blick panisch um sich, während er sich stolpernd und keuchend hochkämpfte und gleichzeitig versuchte, das Messer aus dem Boden zu winden.
    »Wirst du wohl -«, begann Jamie und fuhr dann abrupt zurück, als Fowles das Messer Messer sein ließ und sich vor Anstrengung grunzend auf ihn stürzte.
    Das Gewicht des Jungen ließ Jamie rückwärts stolpern. Hände fingerten an ihm herum und versuchten, seine Kehle zu packen. Er ließ die Muskete fallen, wandte Fowles die Schulter zu und beendete diesen Unsinn mit einem raschen, brutalen Boxhieb in den Bauch des Jungen.
    Hugh Fowles brach zusammen und landete als Kugel auf dem Boden, wo er zuckend wie ein verletzter Tausendfüßler liegen blieb und das schockierte, atemlose Gesicht eines Mannes zog, dem man gerade das Frühstück in die Lungen geboxt hatte.
    Jamie hob die rechte Hand an den Mund und saugte sich das Blut von den verletzten Knöcheln. Das Messer des Jungen hatte sie alle vier angeritzt, und der Boxhieb war auch nicht besonders hilfreich gewesen; sie brannten wie Feuer, und das Blut hinterließ einen scharfen Silbergeschmack in seinem Mund.
    Noch mehr Füße, die schnell näher kamen. Er hatte gerade noch Zeit, nach seiner Muskete zu greifen, als sich das Gebüsch erneut teilte, und diesmal kam Fowles’ Schwiegervater Joe Hobson zum Vorschein, der seine Muskete im Anschlag hatte.
    »Halt. Keinen Schritt weiter.« Jamie hockte hinter seinem Gewehr und zielte auf Hobsons Brust. Hobson blieb stehen, als hätte ein Marionettenspieler an seinen Fäden geruckt.
    »Was habt Ihr mit ihm gemacht?« Hobsons Blick huschte von Jamie zu seinem Schwiegersohn und wieder zurück.
    »Nichts von Dauer. Herunter mit dem Gewehr, aye?«
    Hobson regte sich nicht. Sein Gesicht war mit Schmutz und Bartstoppeln bedeckt, doch sein Blick war lebendig und wachsam.
    »Ich tue Euch nichts. Herunter damit!«
    »Wir lassen uns nicht gefangen nehmen«, sagte Hobson. Sein Finger ruhte am Abzug seiner Waffe, doch seine Stimme hatte einen skeptischen Unterton.
    »Das seid Ihr doch schon, Dummkopf. Keine Sorge, Euch und dem Jungen wird nichts geschehen. Hinter Gittern seid Ihr viel sicherer als hier draußen, Mann!«
    Ein pfeifendes Krachen unterbrach seinen Satz, und ein paar Meter über ihren Köpfen flog etwas durch die Bäume und stutzte dabei das Astwerk. Kettenschuss, dachte Jamie mechanisch und duckte sich automatisch. Seine Eingeweide krampften sich zusammen.
    Hobson zuckte entsetzt zusammen und schwang den Lauf seiner Muskete
zu Jamie herum. Er zuckte noch einmal und riss dann überrascht die Augen auf, während sich auf seiner Brust langsam ein roter Fleck ausbreitete. Er sah erstaunt darauf hinunter, und die Mündung seiner Muskete hing herab wie ein abgeknickter Stängel. Dann ließ er das Gewehr fallen, setzte sich unvermittelt hin, lehnte sich an einen umgestürzten Baum und starb.
    Jamie fuhr auf dem Absatz herum, ohne sich zu erheben, und sah Geordie Chisholm hinter sich. Das Gesicht vom Rauch seines Schusses halb geschwärzt, betrachtete er Hobsons Leiche, als fragte er sich, wie das nur geschehen war.
    Erneut erscholl Artilleriedonner, und ein weiteres Geschoss krachte durchs Geäst und landete so nah, dass Jamie den Aufprall durch seine Schuhsohlen spürte. Er warf sich flach auf den Bauch und wand sich auf Hugh Fowles zu, der sich auf Hände und Knie hochgerappelt hatte und sich übergab.
    Ohne die Pfütze aus Erbrochenem zu beachten, packte er Fowles am Arm und zerrte fest daran.
    »Weg hier!« Er richtete sich auf, packte Fowles an Hüfte und Schulter und zerrte ihn auf den schützenden Hain in seinem Rücken zu. »Geordie! Geordie, hilf mir!«
    Chisholm war sofort da. Zu zweit stellten sie Fowles auf seine Füße und halb zerrend, halb tragend rannten sie stolpernd mit ihm weiter.
    Die Luft war vom durchdringenden Geruch des Baumharzes erfüllt, das aus den abgetrennten Ästen drang, und er dachte flüchtig an Claires Garten, während er den Boden unter seinen Schuhen umpflügte, dachte an frisch gewendete Erde, Pflugfurchen und Gräber und an Hobson, der neben dem Baumstamm in der Sonne saß und dem der überraschte Ausdruck noch nicht ganz aus den Augen gewichen war.
    Fowles stank nach Erbrochenem und Scheiße. Jedenfalls hoffte er, dass es Fowles war.
    Er hatte das Gefühl, sich vor lauter Aufregung selbst übergeben zu müssen, biss sich aber auf die

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