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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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mir operieren zu lassen.
    Es war eine ziemlich schnelle und einfache Prozedur, doch angesichts unseres Mangels an Anästhetika und der Tatsache, dass Christie strenger Presbyterianer
und Antialkoholiker war... vielleicht konnte sich Jamie ja auf seine Brust setzen, Roger auf seine Beine. Wenn Brianna dann sein Handgelenk festhielt...
    Ich ließ das Problem vorerst ruhen und gähnte schläfrig. Meine Schläfrigkeit verschwand jedoch abrupt, als eine fast zehn Zentimeter lange, gelbe Libelle mit einem Geräusch wie ein Hubschrauber zum offenen Fenster hineingeschwirrt kam. Adso rauschte ihr durch die Luft hinterher. Er hinterließ mein Haar als wildes Durcheinander, und mein Haarband - an dem er im Stillen herumgekaut zu haben schien - hing nass und zerknittert hinter meinem Ohr. Ich entfernte es leicht angewidert, legte es zum Trocknen auf die Fensterbank und blätterte ein paar Seiten zurück, um die gelungene Zeichnung zu bewundern, die ich von Jamies Schlangenbiss und Briannas Klapperschlangenspritze angefertigt hatte.
    Zu meinem Erstaunen war das Bein sauber und gut verheilt, und es hatte zwar beträchtliche Gewebsablösungen gegeben, doch die Maden hatten sich dieses Problems so wirkungsvoll angenommen, dass die einzigen bleibenden Spuren zwei kleine Hautvertiefungen an der Stelle der ursprünglichen Bisswunden waren, sowie eine schmale, gerade Narbe am Unterschenkel, wo ich einen Einschnitt gemacht hatte, um mein Debridement durchzuführen und die Maden einzusetzen. Jamie humpelte immer noch schwach, aber ich ging davon aus, dass sich das mit der Zeit von selbst legen würde.
    Zufrieden summend blätterte ich weiter zurück, bis ich schließlich planlos in den letzten Seiten von Daniel Rawlings’ Notizen stöberte.
     
    Josephus Howard... Hauptbeschwerde ist eine Fistel des Rektums, die schon so lange besteht, dass sich ein schlimmer Abszess gebildet hat, dazu ein fortgeschrittener Fall von Hämorrhoiden. Behandlung mit einem Aufguss aus Alehuf, vermischt mit gebranntem Alaun und einer geringen Menge Honig, das Ganze mit Ringelblumensaft verkocht.
     
    Eine weitere Notiz auf derselben Seite, einen Monat später datiert, verwies auf die Wirksamkeit dieser Mischung, ergänzt durch Illustrationen, die den Patienten vor und nach der Anwendung zeigten. Ich betrachtete die Zeichnungen mit hochgezogenen Augenbrauen; Rawlings war auch kein größerer Künstler als ich, doch es war ihm gelungen, die Unannehmlichkeit dieser Erkrankung mit bemerkenswerter Genauigkeit einzufangen.
    Ich tippte mir mit dem Federkiel an den Mund, überlegte, dann fügte ich sorgsam eine Randbemerkung an, in der ich zusätzlich zu dieser Behandlung eine Ernährung empfahl, die viel ballaststoffreiches Gemüse enthielt und sowohl zur Vorbeugung von Verstopfung als auch ihrer ernsteren Komplikationen diente - es gab doch nichts Besseres als ein wenig Anschauungsunterricht!
    Ich wischte den Kiel ab, legte ihn hin und blätterte um, wobei ich mich
fragte, ob Alehuf wohl eine Pflanze war - und wenn ja, was für eine - oder eine gärende Erkrankung des Pferdehufes. Ich konnte Jamie in seinem Studierzimmer rascheln hören; ich würde gleich zu ihm gehen und ihn fragen.
    Fast hätte ich es übersehen. Es stand auf der Rückseite des Blattes mit der Zeichnung von Mr. Howards Fistel, offenbar ein beiläufiges Postskriptum nach vollbrachtem Tagewerk.
     
    Habe mit Mr. Hector Cameron aus River Run gesprochen, der mich anfleht, zu kommen und die Augen seiner Frau zu untersuchen, da ihr Augenlicht stark getrübt ist. Der Weg zu seiner Plantage ist weit, doch er wird ein Pferd schicken.
     
    Diese Zeilen setzten der einschläfernden Atmosphäre des Nachmittags mit einem Schlag ein Ende. Fasziniert setzte ich mich gerade hin und blätterte weiter, um herauszufinden, ob der Doktor Jocasta tatsächlich untersucht hatte. Ich hatte sie - unter großen Schwierigkeiten - ein einziges Mal dazu bewegen können, dass sie mir gestattete, ihre Augen zu untersuchen, und ich war neugierig, zu welchem Schluss Rawlings gekommen war. Ohne Ophtalmoskop gab es keine Möglichkeit, den Grund für ihre Erblindung mit Sicherheit zu bestimmen, doch ich hatte einen Verdacht - und Dinge wie den Grauen Star oder Diabetes konnte ich mit ziemlicher Sicherheit ausschließen. Ich fragte mich, ob Rawlings irgendetwas gesehen hatte, was mir entgangen war, und ob sich ihr Zustand seit seiner Visite merklich geändert hatte.
     
    Habe den Schmied zur Ader gelassen, seiner Frau Sennaöl (1/6

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