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Das Fliederbett

Das Fliederbett

Titel: Das Fliederbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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das wir gespielt hatten. Ich streichelte ihr langes Haar, das nun nach hinten über die Schultern fiel, und sie beugte den Kopf zurück, damit ich sie küssen konnte. Sie schmeckte ein wenig nach Wodka, ein wenig nach Stroh und sehr nach junger Frau. Sie legte sich vornüber auf das Bett, und ich streichelte ihren Rücken, ihren Hintern und ihre Schenkel, die Beine hinunter und dann langsam wieder hinauf, die Kniekehlen und die Schenkelgegend leicht betonend.
    Sie hob den Unterkörper etwas an und stellte sich auf die Knie, damit ich leichter heran könnte. Wenn ich auch das Gefühl hatte, daß mir eine kleine Pause zum Sammeln neuer Energien gut bekommen würde, so gab es dazu noch keine Möglichkeit. Es knackte bedenklich, als wir uns auf dem Sofa bewegten.
    Katzen soll man natürlich von hinten decken. Mir fiel auf, daß ich eigenartigerweise nicht früher daran gedacht hatte. Ich suchte nach ihren Brüsten und biß sie mehrmals in den Nacken. Und nach einer Weile stellte sich ein ermutigender Erfolg ein. Zwischen all dem heroischen Schrott, den staubigen Demonstrationstransparenten und der naiven Plakatkunst packte mich ein Hauch von Heimweh. Ich fühlte mich plötzlich ganz ungeheuer patriotisch.
    Sicher:
    Der Friede und die ganze Herrlichkeit — das war nicht so dumm — aber wir brauchten uns auch nicht zu verstecken, schon gar nicht unserer Geschichte wegen.
    Und hinein mit dem Harten, bis der Saft zwischen den Schenkeln schäumt. Hei, wie das geht! Zum Teufel mit diesen Plakatidioten hier. Auch wir haben Geschichte gemacht!
    Eine rechtschaffene Nummer für Gustav Eriksson Vasa und Engelbrekt und die ganze Reformation, und schnelle Stöße für die Schlacht bei Lützen und die Königin Kristina, und hinein bis zur Wurzel für Karl XII. und Mazeppa, den großen Kosaken, und schnell rein und raus für Gustav III. und den Mörder Anckarström, langsam und zart für die Staatsreform von 1809 und den Marschall von Frankreich, und hei und hallo für den Durchbruch der Demokratie, schnaufend und froh für August Strindberg und den Bauernzug, Hjalmar Branting und das Brattsystem, härtere Stöße für Ädalen und Per Albin, das Volksheim, das Koalitionskabinett, die Lebensmittelkommission, den Urlauberverkehr, und mehr rechtschaffen — bieder rein und raus für Wigfors und Gustav Möller, für Alva Myrdal und das Nachkriegsprogramm, nur leicht feilend am bewußten Schlitz der Sparbüchse für Wallenberg und Enskilda Banken, Findus, den Wohlstand, den Pensionsfond, und ein bißchen altmodisch für Jockmocks Jocke, Edenman und Roland Pahlson, und einen verflucht guten Stoß für einen Buch Verleger in Malmö, der Forsberg heißt.
    Nein, es gab nichts, dessen wir uns direkt zu schämen hatten, wenn man internationale Vergleiche anstellte. Und mit einem schallenden Lachen fiel ich hintenüber aufs Sofa und ließ es wie eine Fontäne in die Luft gehen.
    Dann lag ich still auf dem Rücken und keuchte.
    Ich merkte, wie Sonja, die Bibliothekarin, aufstand und anfing, sich wieder das Trikot anzuziehen. Es dauerte eine Weile, bis auch ich auf die Idee kam, meine eigenen Klamotten zusammenzuklauben. Wir suchten eine Weile nach der Maske mit den Schnurrbarthaaren, der Haube und dem kleinen Schwanz.
    »Wir haben eine schöne Stunde auf den Barrikaden verlebt«, sagte ich in einem Versuch, geistvoll zu sein.
    Sie lächelte und setzte mir meinen schwarzen Zylinder auf. Wir schlichen vorsichtig zur Treppe. Sonja eilte voraus.
    »Warte!« rief ich.
    Sie war aber schon an der Tür und machte sie auf.
    »Warte auf mich!« flüsterte ich, hörte aber nur ihr glucksendes Lachen.
    Ich versuchte, sie auf der Treppe einzuholen, stieß aber mit Tai-Wong, der als Parteisekretär aus der Ukraine maskiert war, zusammen. Er schüttelte sein pelzbemütztes Haupt und murmelte vor sich hin:
    »Diese Revisionisten! Bloß trinken und tanzen, nicht eine kleine Bürsterei!«
     
    An diesem Abend entdeckte ich keine schwarze Katze mehr, und gegen Morgen ging ich in mein Hotel. Den größten Teil des nächsten Tages ruhte ich mich aus. Am Abend kam Sergej und holte das Kostüm. Er fragte, ob ich Lust hätte, mitzukommen und mir ein Licht- und Lautspiel anzusehen, das die Erstürmung des Winterpalais darstellte. Aber ich entschuldigte mich mit einer gewissen Übersättigung an Manifestationen.
    Am Sonnabend kehrte Tanja aus Gorki zurück, und wir machten einen Spaziergang am Newaufer. Neben dem alten, ehrenwerten Kreuzer Aurora lag ein modernerer und

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