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Das Flüstern der Albträume

Das Flüstern der Albträume

Titel: Das Flüstern der Albträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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beruhigt, und sie fühlte sich wieder wie ein Mensch. Als sie den Namen unter der Nachricht sah, lächelte sie.
    »Gilt das mit dem Abendessen noch?«
    Angie schrieb zurück: »Nachdem ich überlebt habe, ja. Wo?«
    »Im O’Malleys .«
    »Prima. Wann?«
    »Um sieben.«
    Sieben Uhr war früh für ihre Verhältnisse, und sie hatte zu viel zu tun, als dass sie um die Zeit schon hätte Feierabend machen können. Aber das O’Malley’s war gleich um die Ecke, und sie konnte ja rasch eine Kleinigkeit mit Jim essen und dann wieder zurück ins Büro gehen. Es würde ein langer Abend werden, aber das war immer noch besser, als allein zu Hause zu sitzen.
    »Abgemacht.« Lächelnd legte sie das Handy weg und versuchte, sich auf ihre Eingabe zu konzentrieren. Die Sätze erschienen ihr langweilig und wirr, und sie wünschte sich sehnlichst, das Ganze einfach hinzuwerfen und aufzuspringen.
    Die Stunde verging im Schneckentempo. Angie bemühte sich, nicht auf die Uhr zu schauen, aber sie tat es doch. Um zehn vor sieben nahm sie ihren Mantel und verließ das Büro.
    Sie kam genau um sieben beim O’Malley’ s an und fühlte sich ein bisschen armselig, weil ihr vor Aufregung flau im Magen war. Sie wollte unbekümmert sein, wollte kein Kribbeln verspüren. Sie wollte cool und ungerührt sein, denn tief in ihrem Inneren wusste sie, so sehr sie sich auch anstrengte, sie wurde immer von allen verlassen.
    »Hör auf damit«, murmelte sie und stieß die Tür zu der Bar auf. Musik und Gelächter schlugen ihr entgegen. »Nur das Jetzt zählt.«
    Als sie sich im Raum umschaute, war kein Jim zu sehen. Sie unterdrückte ihre Enttäuschung und ging an die Bar. Sie wählte einen Platz ganz am Ende, stellte ihre Tasche ab und bestellte ein Glas Weißwein. Was tat sie hier? Sie hätte im Büro sein und die Eingabe fertig schreiben müssen. Stattdessen saß sie hier, allein, und wartete auf einen Mann, der womöglich gar nicht auftauchen würde.
    Der Barkeeper stellte den Wein vor sie hin. Sie bedankte sich, trank einen Schluck und widerstand dem Drang, zur Tür zu schauen. Einige Minuten vergingen. Zehn Minuten vergingen. Nach und nach leerte sie das Glas und fühlte sich wie ein Narr. Als sie wieder auf die Uhr blickte, stellte sie fest, dass er bereits zwanzig Minuten zu spät war – falls er sie nicht versetzt hatte. Sie nahm einen Zehndollarschein aus der Geldbörse, händigte ihn dem Barkeeper aus und stand auf.
    Angie war gerade hinaus auf die Straße getreten, als sie ihren Namen hörte.
    »Angie!« Jims Stimme klang abgehetzt und atemlos.
    Ihr Herz machte einen Sprung, und sie drehte sich um, um Gelassenheit bemüht. »Hey!«
    Er lief auf sie zu und blieb vor ihr stehen. »Tut mir leid, dass ich zu spät bin. Ich bin bei der Arbeit aufgehalten worden. Immer wenn ich früh Schluss machen will, bricht unweigerlich die Hölle los.«
    Erleichterung wallte in ihr auf. »He, kein Problem.«
    »Wollten Sie gerade gehen?«
    »Ich dachte, wir hätten uns vielleicht missverstanden.« Angie schaute in seine Augen. Er hatte schöne Augen. Freundliche Augen. Und er roch ganz leicht nach Aftershave. Am Morgen war ihr das nicht aufgefallen, also musste er vor ihrem Date ein wenig davon aufgelegt haben.
    »Nein. Und ich bin froh, dass Sie so lange gewartet haben. Ich weiß nicht, ob ich die Geduld aufgebracht hätte. Ich hasse Leute, die zu spät kommen.«
    »Wieso fangen wir nicht noch mal von vorne an?«
    »Einverstanden.« Er öffnete die Tür zum O’Malley’s . Sie gingen an der Bar vorbei und nahmen einen Tisch in der Ecke. Er rückte ihr den Stuhl zurecht, was sie wunderbar altmodisch und charmant fand.
    Sie bestellten etwas zu trinken, und bald war Angie entspannt und unterhielt sich angeregt. Es war so angenehm, mit diesem Mann zusammen zu sein. Er stellte ihr Fragen, und wenn sie antwortete, sah er ihr tief in die Augen, als gäbe es niemanden sonst auf der Welt. Angie hatte nicht gewusst, wie ausgehungert sie nach dieser Form von Aufmerksamkeit war.
    »Und haben Sie Familie hier in der Gegend?«
    Nicht einmal diese Frage verdarb ihr die Stimmung. »Meine Eltern sind schon vor langer Zeit gestorben. Meine Schwester lebt an der Westküste.« Tatsächlich hatten sie seit fast zehn Jahren nicht mehr miteinander gesprochen. Angie hatte versucht, ihre Schwester zu finden, doch alle ihre Bemühungen waren erfolglos geblieben.
    »Wo an der Westküste?«
    Angie war gut darin, Ausflüchte zu machen – vielleicht hatte sie sich deshalb für Jura

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