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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Evejanische Gesetz erlaubte es jedem Einzelnen
von ihnen, ihn auf seinem Weg zum Podest zum Zweikampf zu fordern. Jardir fürchtete die Damaji nicht, doch er wollte sie auch nicht töten.
    »Bring sie um, wenn es sein muss«, hatte Inevera ihm geraten, »doch dein Sieg über sie wird triumphaler sein, wenn du ihren Kampfgeist brichst.« Sie hatte ihm sogar gesagt, was er ihnen anbieten sollte.
    »Damaji«, begann er. »Ihr alle seid getreue Diener Everams und ich will mich nicht mit euch streiten. Ich bitte euch nur, beiseitezutreten.«
    »Und was wird aus uns, wenn du erst auf dem Schädelthron sitzt?«, rief Kevera von den Sharach. Als Damaji des kleinsten krasianischen Stamms oblag es ihm, Jardir als Erster herauszufordern.
    Jardir lächelte. »Nichts wird sich ändern, mein Freund. Befürchtet ihr Damaji , ihr könntet eure Paläste verlieren? Behaltet sie und kümmert euch um eure Stämme wie bisher. Ich erbitte von euch nur eine symbolische Geste der Unterstützung.«
    Keveras Augen verengten sich. »Und worin soll diese Geste bestehen?«
    »Mein zweiter Sohn, den ich mit Qasha gezeugt habe, ist ein nie’dama «, bemerkte Jardir.
    Kevera nickte. »Ein vielversprechender Knabe.«
    Jardir behielt sein freundliches Lächeln bei. »Ich ersuche dich, ihn an deiner Seite zu halten, damit er von dir lernen kann.«
    »Und eines Tages mein Nachfolger wird …« Es klang eher wie eine Feststellung als eine Frage.
    Jardir zuckte mit den Schultern. »Wenn dies Everams Willen entspricht.«
    Jardir beobachtete die anderen Damaji , die dieses Angebot erst einmal auf sich wirken ließen, und wieder staunte er, wie weitsichtig Inevera alles plante. Seine dama’ting -Gemahlinnen hatten sich als fruchtbar erwiesen, und die Würfel zeigten unfehlbar den richtigen
Zeitpunkt für eine Empfängnis an. Jede Braut hatte Jardir bereits nach vier Jahren Ehe mit zwei Söhnen und einer Tochter beglückt, und auch danach waren sie ständig guter Hoffnung. Mittlerweile hatte er einen nie’dama -Sohn in jedem Stamm, der den schwarzen Turban aufsetzen konnte, wenn der derzeitige Damaji starb, so wie seine Gemahlinnen beim Tod der Damaji’ting ihres jeweiligen Stammes auf deren Position nachrücken würden. Vor mehr als zehn Jahren hatte Inevera die Grundlagen für seinen Machtanspruch geschaffen. Es war … beunruhigend.
    Die Damaji überlegten immer noch. Ihre Titel waren nicht erblich, aber sie alle hatten Söhne und Enkelsöhne unter den dama ihres Stammes, und es war keineswegs ungewöhnlich, dass der schwarze Turban innerhalb der Familie weitergegeben wurde. Nichtsdestotrotz würden sie sich eher mit seinem Aufstieg abfinden, wenn er ihre eigene Macht nicht schmälerte, und selbst wenn es die Damaji schmerzte, ihre ehrgeizigen Pläne für ihre Söhne aufzugeben, so war dies doch immer noch besser, als zusehen zu müssen, wie sie durch den Speer zu Tode kamen. Kaji hatte die Söhne seiner unterworfenen Feinde töten lassen, und sie wussten, dass Jardir ohne weiteres seinem Beispiel folgen konnte. Er musste seine eigenen Söhne nicht als Geiseln anbieten, und wenn er es doch tat, so durfte man es getrost als eine noble Geste betrachten, um Einheit unter den Stämmen herzustellen.
    Die weniger bedeutenden Stämme gaben sich damit zufrieden.
    »Shar’Dama Ka«, sagte Kevera von den Sharach, verbeugte sich und trat zur Seite.
    Die anderen folgten seinem Beispiel, und vor Jardir teilte sich die Gruppe wie Ala vor dem Pflug: Die Bajin, Anjha, Jama, Khanjin, Halvas und Shunjin ließen ihn unangefochten passieren. Jardirs Anspannung wuchs, als er sich den Damaji der Krevakh und Nanji näherte. Die Stämme, die die Aufpasser stellten, waren sehr loyal und betrieben ihre eigenen sharusahk -Schulen, angeblich die tödlichsten im gesamten Wüstenspeer. Jardir fühlte sich durchdrungen
von Everams Willen und fürchtete sich vor niemandem, aber er blieb wachsam und respektierte ihre Kampfkunst.
    Aber er hätte sich keine Sorgen machen müssen. Die Damaji der Aufpasser glichen ihren Sharum , sie zogen es vor, zu beobachten und zu beraten, anstatt zu gebieten. Sie machten Platz, und dann standen nur noch die drei mächtigsten Damaji zwischen ihm und dem Schädelthron: Enkaji vom Stamm der Mehnding, Aleverak von den Majah und Amadeveram, das geistliche Oberhaupt der Kaji. Diese Männer herrschten über Tausende von Stammesangehörigen, lebten in verschwenderischem Luxus und frönten den zügellosesten Ausschweifungen. In ihren Stämmen gab es Dutzende

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