Das Flüstern der Nacht
ein paar kha’Sharum auszusuchen, die mir zur Hand gehen, wäre ich sehr zufrieden.«
»Wie viele?«
Abban zuckte mit den Schultern. »Hundert würden mir reichen. Eine Bagatelle.«
»Kein Krieger, nicht mal ein kha’Sharum , ist eine Bagatelle, Abban«, mahnte Jardir.
Wieder verbeugte sich Abban. »Selbstverständlich zahle ich ihren Familien aus meinen eigenen Schatullen eine Unterstützung.«
Jardir dachte noch eine Weile nach, dann hob und senkte er die Schulten. »Wähle dir hundert Männer aus.«
Abban verneigte sich so tief wie seine Krücke es zuließ. »Werden die Versprechen, die du der Meisterin vom Stamm der Talbewohner gabst, etwas an deinen Plänen ändern?«
Jardir schüttelte den Kopf. »Nicht im Geringsten. Es ist nach wie vor meine Pflicht, die Bewohner des Nordlandes für den Sharak Ka zu einen. Im Frühling rücken wir nach Lakton vor.«
33
Ein Versprechen wird eingelöst
333 NR - Sommer
W arum all diese Flöße, wenn es doch eine Brücke gibt, die vollkommen in Ordnung ist?«, wunderte sich Renna und zeigte auf die namenlose Ansammlung von Hütten, zu wenige, um als Weiler zu gelten. Vor jeder winzigen Bude lag in der Nähe des Wassers ein Floß, umgeben von Siegelpfosten, die im Ufer des Grenzflusses steckten.
Ein paar Dämonen streiften durch die Gegend und testeten die Siegel an den Hütten; aber Renna hatte sich in ihren Tarnumhang gehüllt und Arlen verströmte eine solche Aura von Macht, dass ein gelegentliches Zischen und Blickkontakt genügten, um die Horclinge von ihm fernzuhalten, während sie sich am Flussufer entlang bewegten.
»Händler, die nicht wollen, dass die Brückenwächter ihre Waren durchschnüffeln, bezahlen manchmal Flößer, um sie ans andere Ufer zu bringen«, erläuterte Arlen. »Meistens befördern sie etwas oder jemanden , von dem besser niemand etwas wissen sollte.«
»Dann können wir einen Flößer anheuern?«, fragte Renna.
»Das ginge, aber dann müssten wir bis zum Morgengrauen warten und es gäbe noch mehr Gemunkel. In dieser Gegend kann ich nicht den Arm ausstrecken, ohne jemanden anzustoßen, der dann einen Narren aus sich macht, weil er mich für den Erlöser hält.«
»Die Leute kennen dich eben nicht so gut wie ich.« Renna grinste.
»Das da käme für uns infrage.« Arlen zeigte auf ein Floß, das groß genug war, um Schattentänzer zu tragen. In das Ufer war eine tiefe Rinne eingegraben, die vom täglichen Transport ins und vom Wasser stammte. Er gab Renna eine seiner antiken Goldmünzen. »Geh und leg die vor die Tür.«
»Warum?«, fragte Renna. »Es ist Neumond. Der Flößer kann nicht sehen, wie wir uns das Floß nehmen, und selbst wenn er was hört, wird er sich schwer hüten, vor die Siegel zu laufen und uns zu verfolgen.«
»Wir sind keine Diebe, Ren«, versetzte Arlen. »Und selbst wenn der Mann ein Schmuggler sein sollte - mit diesem Floß verdient er sich seinen Lebensunterhalt.« Renna nickte, nahm die Münze und legte sie auf die Schwelle der Hütte.
Arlen prüfte das Floß. »Nicht mal ein verdammtes Wassersiegel!« Er spuckte auf den Boden.
Renna kam zurück und trat mit dem Fuß nach den Pfosten. »Die sind auch keinen Mund voll Spucke wert. Die Flöße sind überhaupt nicht gesichert, offenbar verlässt man sich hier mehr auf sein Glück als auf alles andere.«
Arlen schüttelte den Kopf. »Ich kann es mir auch nicht erklären. In Tibbets Bach kann jedes zehnjährige Kind bessere Siegel anfertigen als die meisten Erwachsenen in den Freien Städten. Dort werden die Leute mit der Überzeugung groß, dass man keinem, der nicht von einer Gilde lizensiert wurde, den Schutz einer verdammten Fensterbank anvertrauen darf.«
»Könntest du nicht gleich die Siegel anbringen?«, schlug Renna vor.
Arlen wiegte den Kopf. »Vor morgen früh würde die Farbe nicht trocknen.«
Renna schaue über die weite Wasserfläche. Selbst mit ihren Augen, deren Sehkraft durch Siegel verstärkt war, konnte sie das
entgegengesetzte Ufer nicht sehen. »Was passiert, wenn wir die Überfahrt ohne Siegel versuchen?«
»Normalerweise verstecken sich Frösche dicht am Ufer. Zuerst töten wir die …« Er zuckte die Achseln. »Wir haben Neumond. Von oben scheint kein Licht auf das Floß, so dass die Flussdämonen uns vielleicht nicht wahrnehmen. Die Chancen stehen gut, dass wir sicher über das tiefe Wasser gelangen. Wenn wir das andere Ufer erreichen, wird der Himmel schon heller, und die meisten Frösche sind in den Horc
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