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Das Flüstern der Stille

Das Flüstern der Stille

Titel: Das Flüstern der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Senn Heather Gudenkauf
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kurz. Seine Zähne sind klein und weiß, und er hat einen leichten Unterbiss, der sein Kinn nach vorn schiebt. „Wir haben die Polizei von Julien gebeten, zu der Hütte zu fahren, in der ihr Mann sich aufhält. Der Officer sagte, er habe die Hütte und Rogers Truck gefunden. Der Bootssteg war leer. Es sieht aus, als ob die Männer auf dem Fluss angeln sind. Der Officer wartet so lange, bis sie zurückkommen.“
    Ich weiß es, aber ich sage es nicht. Ich weiß, dass Griff nichts damit zu tun hat.
    „Was hat Calli letzte Nacht angehabt?“, stellt Agent Fitzgerald seine nächste Frage.
    „Ein pinkfarbenes Nachthemd mit kurzen Ärmeln, das ihr bis über die Knie reichte.“
    „Schuhe?“
    „Nein, keine Schuhe.“
    Einen Moment lang sitzt Agent Fitzgerald schweigend da, seine kleinen Finger halten einen Stift, er kritzelt in seine Aktenmappe.
    „Hat Calli gesagt, dass sie heute irgendwo hinwollte?“, fragt er, ohne von seinen Notizen aufzusehen.
    Ich schaue Louis an. „Du hast es ihm nicht gesagt?“ Er schüttelt den Kopf. Er ist sehr schweigsam, und das irritiert mich. Ich schaue wieder Agent Fitzgerald an. „Calli spricht nicht“, erkläre ich. Sein Gesichtsausdruck bleibt neutral. „Sie hat nicht mehr gesprochen, seit sie vier war.“
    „War sie krank?“, fragt er und schaut mir direkt in die Augen.
    „Nein“, ich schaue genauso zurück. „Ich verstehe nicht, was das damit zu tun hat“, sage ich und verschränke die Arme vor der Brust.
    „Calli hat mit angesehen, wie ihre Mutter die Treppe hinuntergefallen ist und ihr Baby verloren hat. Das war sehr traumatisch für sie“, sagt Louis sanft.
    Ich schaue ihn an. Jetzt spricht er auf einmal.
    Agent Fitzgerald setzt sich gerader hin, mit einem Mal sehr aufmerksam. „Wie kommunizieren Sie miteinander?“
    „Sie nickt und schüttelt den Kopf, zeigt auf Sachen und benutzt Gesten. Sie kann ein bisschen Zeichensprache.“
    „Was sagen die Ärzte?“
    „Dass sie reden wird, wenn sie dazu bereit ist. Dass wir es nicht erzwingen sollen.“ Ich stehe auf und trete ans Küchenfenster.
    „Ist sie in Behandlung?“
    „Bei einem Psychiater?“, frage ich mit Wut in der Stimme zurück.
    „Entschuldigen Sie, Agent Fitzgerald, kann ich einen Augenblick allein mit Mrs. Clark sprechen?“, schaltet Louis sich ein. Seine Stimme klingt angestrengt. Mrs. Clark , denke ich. So hat er mich noch nie genannt.
    „Sicher“, erwidert Agent Fitzgerald. Er schließt seine Mappe, steckt sich den Stift hinters Ohr und steht auf. Louis und ich schauen ihm nach, als er aus der Haustür geht. Louis mustert mich vorsichtig.
    „Was?“, frage ich endlich.
    „Toni, das hier ist ernst.“
    „Verdammt, Louis, das weiß ich! Es ist meine Tochter, die verschwunden ist“, schreie ich. „Also wage es ja nicht, in mein Haus zu kommen und mir zu sagen, ich solle ernsthafter sein.“ Jetzt weine ich, und ich hasse es, vor anderen Leuten zu weinen, ganz besonders vor Louis.
    Er kommt zu mir herüber. „Toni, es tut mir leid“, sagt er leise. „Es tut mir leid, ich wollte nicht … verzeih.“ Er nimmt meine Hände. „Schau mich an, Toni“, verlangt er, und ich tue es. „Wir werden Calli finden, das verspreche ich dir. Du musst mit Agent Fitzgerald reden. Je gründlicher und schneller du seine Fragen beantwortest, desto eher können wir uns wieder auf die Suche nach ihr machen.“
    „Ich habe so viele Fehler gemacht“, flüstere ich. „Ich kann es nicht ertragen, noch ein Kind zu verlieren. Ich könnte es nicht ertragen.“
    „Das musst du auch nicht, versprochen“, sagt Louis entschlossen. „Du gehst jetzt Ben holen und ich Fitzgerald. Lass uns diese Befragung hinter uns bringen, damit wir rausgehen und Calli finden können.“
    Er drückt meine Hand noch einmal, bevor er sie loslässt, und ich steige die Treppe hinauf, um Ben zu suchen.

Petra
    Ich weiß nicht, wo ich bin. In der einen Minute sind sie noch da, und in der nächsten sind sie verschwunden. Ich höre Geräusche und Rascheln in den Büschen, und gerade ist mir eine Schlange über den Schuh gekrochen. Ich habe mich verlaufen und weiß nicht, was ich tun soll, also setze ich mich auf einen Baumstamm und ruhe mich aus.
    Calli wüsste es. Jeder denkt, ich bin die Zähe, Kluge von uns beiden. Aber das bin ich in Wahrheit gar nicht. Ich kannte Calli nicht einmal, als wir im Kindergarten waren. Ich wusste, dass sie meine Nachbarin ist, aber wir haben nie zusammen gespielt. Von Lena Hill hab ich erfahren, dass Calli

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