Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Flüstern der Stille

Das Flüstern der Stille

Titel: Das Flüstern der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Senn Heather Gudenkauf
Vom Netzwerk:
nicht spricht. Kein Wort. Niemals. Ich habe Lena nicht geglaubt, aber sie sagte, dass sie in der gleichen Kindergartengruppe waren und Calli niemals nicht auch nur ein Wort gesagt habe, sogar, wenn die Leiterin ihr eine Frage gestellt hat. Ich habe Lena gefragt, ob Calli in einer besonderen Klasse für Schüler sei, die nicht so gut lernen. Sie sagte Nein, aber dass Calli zu Mr. Wilson, dem neuen Schulpsychologen, gehen müsste. Ich fand das irgendwie toll. Mr. Wilson ist cool.
    In der Mittagspause der zweiten Woche im ersten Schuljahr habe ich Jake Moon von seinem Stuhl vertrieben, damit ich neben Calli sitzen konnte. Ihm hat es nicht viel ausgemacht. Ich wollte sehen, ob sie wirklich nicht redet. Viele Kinder sagen nichts, wenn wir in der Klasse sind, aber jeder spricht in der Mittagspause. Aber sie nicht. Sie saß einfach da und aß ihr Sandwich.
    „Was für ein Sandwich hast du da?“, fragte ich sie. Anstatt einer Antwort hob sie die obere Brotscheibe an und zeigte mir, dass sie Erdnussbutter und irgendetwas Weißes, Cremiges darauf hatte.
    „Ich hoffe nur, dass das keine Mayonnaise ist. Eklig!“, sagte ich. Calli rümpfte die Nase und streckte ihre Zunge heraus, um mir zu zeigen, dass sie es auch eklig fand. Sie reichte mir die andere Hälfte ihres Sandwichs, und ich biss einmal ab.
    „Erdnussbutter mit Marshmallow-Creme“, rief ich. „Du Glückliche. Ich kriege nie so leckere Sandwichs.“ Calli schüttelte den Kopf, als habe sie mich verstanden.
    Wir gingen gemeinsam nach draußen in die Pause. Ich sah meine Gruppe Freunde, mit denen ich immer spielte. Ich sagte: „Komm mit“, und sie folgte mir dahin, wo die anderen Seilspringen spielten. Wir stellten uns in die Reihe.
    „Ich mag Limo, ich mag Kohl, und zum Springen ich Petra hol!“, rief Bree. Ich stand gerade außerhalb der Mitte des kreisenden Seils und musste meinen Einsprung richtig planen. Dann sprang ich, und Bree und ich hüpften, hüpften, hüpften, bis sie heraussprang und ich nur noch allein hüpfte.
    „Ich mag Saft, ich mag Kuchen, jetzt soll Calli es versuchen!“ Und Calli sprang direkt im Takt mit mir. Herum und herum ging das Seil, zischte bei jeder Runde über den Asphalt. Und wir beide lächelten einander an; uns fehlten die gleichen Vorderzähne. Dann sprang ich raus, weil das zu den Regeln des Spiels gehörte. Calli hüpfte einfach weiter und weiter, rief nicht, dass sie Cola mochte oder Eis.
    Die anderen wurden langsam böse und riefen ihr zu: „Komm, Calli, ruf endlich jemanden“ und „Hör auf, das Seil zu besetzen“. Dann hörten die Mädchen einfach auf, das Seil zu drehen, und es fiel stumpf zu Boden. In diesem Moment ertönte die Pausenglocke, und alle rannten los, um sich in einer Reihe aufzustellen.
    In der Reihe stand Nathan hinter mir, und ich hörte, wie er anfing: „Ich will nicht neben dem Krauskopf stehen. Jemand soll mit mir den Platz tauschen. Los, ich will den Platz tauschen.“
    Aber niemand tauschte mit ihm. Nicht einmal Lena und Kelli, die meine Freundinnen waren, wollten bei mir stehen. Mein Herz fühlte sich an wie von tausend Nadeln durchstoßen. Und dann kam mit einem Mal Calli, schob sich an Nathan vorbei und stellte sich direkt neben mich. Das Beste war, wie sie Nathan anstarrte. Sie schaute ihm so lange in die Augen, bis er sagte: „Gut, die beiden Spinner stehen nebeneinander.“
    Am nächsten Tag setzte ich mich zum Lunch wieder neben Calli. Sie hatte ein Sandwich mit Mortadella und Erdnussbutter.
    „Ich verzichte, danke“, sagte ich, als sie mir eine Hälfte hinhielt. Als wir hinaus in die Pause gingen, nahm ich ihre Hand und zog Calli mit mir zu der Schlange beim Seilspringen. Sie schien darüber nicht sehr glücklich zu sein, und die anderen Kinder auch nicht.
    Als ich dran war, rief ich: „Ich mag tanzen, ich mag singen, Calli soll jetzt mit mir springen!“ Und wir sprangen so lange, bis ich hinaushüpfte. Dann war Calli wieder allein, und bevor alle wieder nervös und böse auf sie werden konnten, rief ich: „Calli mag Mortadella, Calli mag mich! Calli will, dass Lena mit ihr springt.“ Ich weiß, das reimt sich nicht, aber es funktionierte. Lena sprang zu Calli, sie hüpften eine Weile gemeinsam, und dann sprang Calli raus.
    Ich wünschte, Calli wäre hier. Sie würde mir helfen, den Weg nach Hause zu finden, oder wir hätten uns zumindest zusammen verirrt.
    Ich habe so einen Durst.

Deputy Sheriff Louis
    Langsam kommt Ben die Treppe hinunter. Ich bin geschockt, wie ähnlich er

Weitere Kostenlose Bücher