Das Flüstern der Stille
Monate später erreichte mich die Nachricht von Bens Geburt. Man musste kein Genie sein, um es sich auszurechnen. Ich hätte mich mehr anstrengen müssen. Ich hätte sie nicht fortlassen dürfen.
„Lass uns gehen“, sagte Griff. Der hefeartige Geruch, den er verströmte, brachte mich zurück in die Gegenwart und ins Behnke’s, und ich folgte ihm aus der Bar. Die kalte Luft draußen war eine angenehme Abwechslung zu dem abgestandenen Nikotingeruch drinnen.
„Was ist los?“, fragte er unschuldig. „Ist mit Toni alles okay?“
„Sie ist im Mercy Hospital“, war alles, was ich sagte. So sehr ich diesen Typen auch hasste, brachte ich es doch nicht über mich, ihm zu sagen, dass das Baby gestorben war.
„Was ist passiert? Was hat sie gesagt?“, wollte Griff wissen.
„Ich bin mir nicht sicher“, erwiderte ich. „Im Moment redet sie nicht viel. Ben hat nach Hilfe gerufen.“ Ich ließ unerwähnt, dass Ben mich zu Hause angerufen hatte, weil ich wusste, dass ihm das später nur Ärger einbringen würde.
Griff blieb an seinem Truck stehen, Schlüssel in der Hand, und drehte sich zu mir um. „Ist wohl keine so gute Idee, wenn ich jetzt fahre, oder?“
„Vielleicht nicht“, stimmte ich zu. Wir schauten einander für einen Augenblick an. „Komm“, sagte ich schließlich. „Ich bring dich hin.“
Wir stiegen ein, und ich startete den Motor. Das einzige Geräusch kam von der Heizung, die vergeblich versuchte, das Innere des Wagens zu erwärmen. Nachdem wir einige Minuten gefahren waren, räusperte sich Griff.
„Was hat Calli gesagt?“, fragte er, ohne mich anzuschauen.
„Was glaubst du, das sie gesagt hat?“, fragte ich zurück. Ich wusste nur zu gut, dass Calli nicht einen einzigen Laut von sich gegeben hatte, zumindest nicht, nachdem ich eingetroffen war.
Er räusperte sich erneut. „Toni ist gestürzt, aber es ging ihr gut. Sie ist gleich wieder aufgestanden. Hat gesagt, alles sei in Ordnung. Dann hat sie sich auf die Couch gelegt. Ihr ging es gut, als ich weg bin.“
„Im Moment geht es ihr nicht so gut.“ Ich bog auf den Parkplatz des Krankenhauses ein. Als ich den Motor ausgestellt hatte, wandte ich mich an Griff. „Griff, wenn ich herausfinde, dass du Toni in irgendeiner Weise wehgetan hast, werde ich dich finden, verhaften, ins Gefängnis werfen und dir irgendwann nachts, wenn keiner guckt, die Scheiße aus dem Leib prügeln.“
Griff lachte, als er die Tür öffnete. „Nein, wirst du nicht, Deputy .“ Da war wieder dieser widerliche Tonfall. „Du bist so ein Paragraphenreiter … das machst du nicht. Aber vielen Dank fürs Rumbringen.“ Er schlug die Tür hinter sich zu und ließ mich allein im Auto zurück, mein frostweißer Atem tanzte um meinen Kopf.
Verdammt, er hatte recht.
Ben
Als ich sieben war, fing ich an, in der Sommerliga Fußball zu spielen. Mom meinte, es wäre gut für mich, rauszukommen und mich zu bewegen, neue Freunde kennenzulernen. Ich war groß, aber nicht unbedingt der athletische Typ. Meine Füße schienen immer zu groß, und ich stolperte ständig über sie und machte mich zum Affen. Nachdem ich ungefähr drei Kinder des anderen Teams und einen meiner Mitspieler beinah zerquetscht hätte, setzte mich der Trainer als Torhüter ein. Das konnte ich. Ich war ungefähr doppelt so groß wie die anderen, also war es nur wahrscheinlich, dass ich einen Ball davon abhalten könnte, ins Netz zu gehen. Ich fing die auf mich zufliegenden Bälle in der Luft ab und blockte sie dann mit meinem Körper. In vier Spielen nacheinander gelang es keiner Mannschaft, ein Tor gegen uns zu machen. Ich konnte dich und Mom an der Seitenlinie hören, wie ihr mich angefeuert habt. Ich glaube, du warst zwei Jahre alt. Manchmal hast du versucht, über das Spielfeld zu mir zu laufen, und dann musste der Schiedsrichter das Spiel immer unterbrechen, und Mom rannte zu dir und hob dich hoch, wobei sie in alle Richtungen „Entschuldigung, Entschuldigung“ rief.
Einmal war Dad in der Stadt und kam zu einem meiner Spiele. Es hatte kurz vorher geregnet, und der Rasen war ganz rutschig. Dad kam ein bisschen zu spät, das Spiel hatte schon angefangen, und ich stand im Tor, mit meinem blauen Fußballtrikot mit der Rückennummer 4 und meinen schwarzen Torwarthandschuhen. Ich fand sie so cool, diese Handschuhe. Sie sahen so professionell aus und hatten diese kleinen Knubbel für einen besseren Halt am Ball. Du und Mom habt auf einer alten Decke gesessen, aber Dad ist ruhelos die Seitenlinie auf
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