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Das Flüstern der Stille

Das Flüstern der Stille

Titel: Das Flüstern der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Senn Heather Gudenkauf
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die versucht, sich zu wärmen, indem sie das Laken, das man über sie gebreitet hat, enger um sich zieht.
    „Das ist Calli Clark. Ich bin Toni, ihre Mutter. Sie war den ganzen Tag im Wald. Ich weiß nicht, was mit ihr passiert ist.“
    „Ist sie so gefunden worden?“
    „Sie kam allein aus dem Wald, aber sie war erschöpft. In dem Moment, wo ich sie auf den Arm genommen habe, ist sie sofort eingeschlafen.“
    Dr. Higby blättert in den Notizen auf einem Klemmbrett. „Ihre Vitalfunktionen sind stark. Schauen wir uns mal genauer an, was los ist. Dazu müssen wir sie allerdings aufwecken, Mrs. Clark“, sagt er beinah entschuldigend. „Wenn sie wach ist und uns sagen kann, wo es wehtut, können wir ihr besser helfen. Wollen Sie sie aufwecken? Sie könnte sich vielleicht erschrecken, wenn sie als Erstes meine Furcht einflößende Visage sieht.“ Er lächelt mich an.
    „Calli, Honey“, ich trete an ihre Seite und reibe ihre Schulter. „Calli, du musst jetzt aufwachen.“ Vorsichtig versuche ich, ihr das Laken wegzuziehen. Ihre Lider öffnen sich, sie ist sofort hellwach, schaut sich panisch um. „Alles okay, Calli, Mom ist hier“, summe ich. „Du bist im Krankenhaus. Du musst aufwachen, damit du uns sagen kannst, wo es dir wehtut. Das hier ist Dr. Higby. Er wird dir helfen, dass es dir besser geht.“
    Dr. Higby tritt in Callis Gesichtsfeld, und sie mustert ihn einen Augenblick sorgfältig, bemerkt seine rote Brille und seinen Schlips.
    „Hallo, Calli, ich bin Dr. Higby. Wie deine Mom schon gesagt hat, möchte ich dich untersuchen, um zu sehen, ob du irgendwo verletzt bist. Ich hörte, du hattest einen ziemlich fürchterlichen Tag.“
    Calli reagiert nicht, sondern fährt fort, den Arzt zu betrachten.
    „Calli, ich möchte, dass du weißt, dass du bei uns absolut sicher bist“, erklärt ihr Dr. Higby. „Hier wird dir nichts Böses passieren. Wir sind alle da, um dir zu helfen, okay?“ Calli antwortet nicht.
    „Dr. Higby, kann ich Sie einen Moment sprechen? Calli, wir sind gleich hier vor der Tür. Alles okay mit dir?“ Sie nickt, und Dr. Higby folgt mir auf den Flur.
    „Calli spricht nicht. Ich meine, heute hat sie zum ersten Mal seit vier Jahren etwas gesagt. Den Namen ihres Bruders. Das ist alles, was sie gesagt hat, aber für uns ist das ein großer Erfolg. Ich weiß nicht, was wir jetzt zu erwarten haben, ob sie nun einfach wieder spricht oder nicht.“
    „Calli leidet unter selektivem Mutismus?“, fragt er. „Es gibt keinen physischen Grund für ihr Schweigen?“
    „Das wurde uns zumindest gesagt. Ich hatte schon beinah die Hoffnung aufgegeben, dass sie jemals wieder sprechen würde, aber heute hat sie es getan. Sie hat den Namen ihres Bruders gesagt.“ Ich fühle wieder die Aufregung und Hoffnung, als ich Dr. Higby davon erzähle.
    „Das sind sehr gute Neuigkeiten. Ich habe nur wenig Erfahrung mit selektivem Mutismus, Mrs. Clark, aber wir haben eine Psychiaterin hier, die sicher besser mit dem Thema vertraut ist. Soll ich sie rufen lassen?“
    „Calli ist nicht verrückt“, sage ich ihm; meine anfängliche Sympathie für den Mann schwindet rapide.
    „Nein, natürlich nicht. Das wollte ich damit nicht sagen. Dr. Kelsing ist eine Ärztin mit großer Erfahrung. Sie könnte hilfreich sein.“ Geduldig wartet Dr. Higby, bis ich darüber nachgedacht habe.
    „Glauben Sie, dass sie gut ist?“, frage ich. „Glauben Sie, sie könnte Calli helfen?“
    „Ich vertraue ihrem Urteil voll und ganz, Mrs. Clark“, erwidert er.
    „Okay, dann würde ich sie gern kennenlernen.“ Während ich das sage, sehe ich zwei Polizisten durch die Türen der Notaufnahme kommen.
    „Ich werde sie gleich anrufen, und dann machen wir uns dran, Calli wieder vollständig herzustellen.“ Er drückt meinen Arm und geht dann, um Dr. Kelsing zu rufen.
    Die beiden Polizisten sprechen mit der Empfangsschwester und kommen dann zu mir rüber, als ich gerade in den Untersuchungsraum nach Calli schaue. Sie winkt mir mit wackeligen Fingern etwas halbherzig zu, und ich lächle sie an und hebe einen Finger, um ihr zu zeigen, dass ich gleich zurück sein werde. Ich treffe die Officer im Flur. Ihre Gesichter kommen mir bekannt vor, und ich erinnere mich daran, dass sie auf der Schule einige Klassen unter mir waren.
    „Mrs. Clark?“, fragt mich der größere der beiden. Ich nicke. „Ich bin Officer Bies, und das hier ist Officer Thumser. Ich glaube, Sie sind mit meiner Schwester Cheryl zusammen in die Schule gegangen?“
    Ich

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