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Das Flüstern der Toten (German Edition)

Das Flüstern der Toten (German Edition)

Titel: Das Flüstern der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
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denn?«
    »Es kommt mir so vor … na ja, als gingen Sie seit heute Morgen ein bisschen auf Abstand.«
    »Tut mir leid«, sagte sie darauf und nahm die Vorhaltung an, ohne sich zu erklären. Oder um eine Erklärung zu vermeiden.
    »Oh, Sie müssen sich nicht entschuldigen«, fügte ich rasch hinzu, »ich habe mich bloß gefragt, ob irgendwas vorgefallen ist.«
    Sie holte tief Luft – noch so eine physiologische Überflüssigkeit – und erwiderte: »Es ist bloß, dieser Mann, der aus dem Nichts materialisierte, ihr Freund, er war … er war so schön.«
    »Erzählen Sie mir von ihm«, bat ich und nickte ermunternd.
    »Einfach umwerfend.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Sexy.«
    Ich beugte mich vor. »Weiter so, das gefällt mir.«
    »Aber … «
    »Ja?«
    »Etwas kam mir seltsam vor.«
    »Seltsam?«
    »Ja.« Nun beugte sie sich ihrerseits vor. »Charlotte, er trug … er trug Sträflingskleidung.«

7
    Genialität hat ihre Grenzen. Wahnsinn … eher nicht.
    – Autoaufkleber
    Sträflingskleidung? Was hatte das zu bedeuten? Hatte er gesessen? War er im Knast gestorben?
    Bei dem Gedanken zogen sich meine Herzmuskeln zusammen. Er hatte so ein mieses Leben gehabt, das war mir vom ersten Augenblick an klar gewesen. Und dann so ein Ende. Ich konnte mir nicht mal vorstellen, was er alles durchgemacht hatte.
    Am liebsten wäre ich auf der Stelle zum Gefängnis aufgebrochen. Dabei wusste ich nicht mal, in welchem er gesessen hatte: Sing Sing vielleicht, das war gut möglich. Ich musste erst mal wieder runterkommen und mich auf den Fall konzentrieren. Onkel Bob beschäftigte sich mit dem Durchsuchungsbeschluss und den Verhandlungsprotokollen, und die Anwälte sahen nach ihren Familien, also fuhr ich zum Metropolitan Detention Center, wo ich mich mit Mr Weir unterhalten wollte, dem Mann, der laut Carlos Rivera unschuldig einsaß.
    Die Vollzugsbeamtin an der Anmeldung musterte meinen Polizeiausweis. »Charlotte Davidson?«, fragte sie und runzelte die Stirn, als hätte ich etwas ausgefressen.
    »Das bin ich«, sagte ich blöde kichernd.
    Sie lächelte nicht. Nicht mal ein bisschen. Ich musste unbedingt den Ratgeber lesen, der einem erklärte, wie man sich Freunde machte und Menschen positiv beeinflusste. Allerdings hegte ich momentan etwas handfestere Wünsche.
    Die Beamtin dirigierte mich in einen Wartebereich und zitierte derweil Mr Weir herbei. Während ich über meine handfesten Wünsche nachdachte, vor allem über die, die ich mit Reyes verband, hörte ich, wie jemand neben mir Platz nahm.
    »Hey, Schnitterin, was führt Sie in meinen Bereich des Vollzugssystems?«
    Ich sah hin und lächelte, griff nach meinem Handy und klappte es auf, um mich zu vergewissern, dass es stumm geschaltet war, dann legte ich los: »Mann, Billy«, sprach ich ins Telefon, »Sie sehen gut aus. Haben Sie abgenommen?«
    Billy war ein Gefängnisinsasse indianischer Abstammung, der vor ungefähr sieben Jahren im Knast Selbstmord verübt hatte. Ich wollte ihn zum Übergang bewegen, doch er bestand darauf zu bleiben, damit er andere davon abhalten könne, seinem dummen Beispiel zu folgen, wie er sich ausdrückte. Ich fragte mich oft, wie er das bewerkstelligen wollte.
    Auf seinem Gesicht breitete sich ein verschämtes Grinsen aus. Ungeachtet der Tatsache, dass die Verstorbenen nicht mehr abnehmen konnten, wirkte er tatsächlich ein wenig magerer. Vielleicht gab es da etwas, das ich nicht wusste, auf jeden Fall aber war er ein gut aussehender Bursche.
    Er knuffte mich spielerisch. »Sie mit Ihren Telefonen.«
    »Entweder das, oder ich werde weggesperrt, weil ich Selbstgespräche führe, Mr Unsichtbar.«
    Aus seiner Brust stieg ein tiefes Glucksen auf. »Sind Sie hier, weil Sie mir an die Wäsche wollen?«
    »Ist das so offensichtlich?«
    »Hätte ich mir denken können«, gab er enttäuscht zurück. »Ich ziehe immer die Verrückten an.«
    Ich holte empört Luft und wollte gerade einen oscarreifen Auftritt hinlegen, bei dem ich die Beleidigte spielte, als auch schon mein Name aufgerufen wurde.
    »Uupsie, das bin ich, Großer. Sehen wir uns mal wieder?«
    »Wir?«, fragte er, während ich aufsprang, um der Vollzugsbeamtin in den Besucherraum zu folgen. »Wie könnten wir uns nicht wiedersehen? Sie strahlen so hell wie die verdammten Suchscheinwerfer da draußen.«
    Als ich mich umdrehte, war er verschwunden. Ich mochte den Mann wirklich gerne.
    Ich nahm in Kabine sieben Platz, wo sich mir gegenüber ein schlaksiger Mann in den Vierzigern niederließ. Er hatte

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