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Das Fluestern des Todes

Das Fluestern des Todes

Titel: Das Fluestern des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Wignall
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Abwesenheit er intensiver empfand als alle anderen Gefühle.
    Und es war auch das Verbindungsglied zu etwas anderem, zu dem Sommertag, als das Foto entstand, zu dem verliebten Lachen, zu einer Welt, aus der er verbannt worden war – der Welt seiner Tochter. Ella hatte ihm geraten, sie doch einfach zu kontaktieren. Er hatte den Vorschlag umgehend von sich gewiesen, wusste aber nur allzu gut, dass die letzten Jahre seines Lebens eigentlich nur diesem Ziel gedient hatten: für sie sein Leben neu auszurichten.
    Zunächst hatte er sich noch selbst etwas vorgemacht: dass er nur darauf vorbereitet sein wollte, falls sie eines Tages wie aus heiterem Himmel vor seiner Tür stehen sollte. Sie sollte einen anderen Mann kennenlernen als den, den Madeleine ihr höchstwahrscheinlich beschrieben hatte. Doch inzwischen – vor allem nach dem, was in den letzten Tagen mit Ella passiert war – wollte er nicht mehr warten, auch wenn er das Madeleine damals versprochen hatte. Er wollte sie sehen. Er wollte sie beide sehen.
    Das Telefon klingelte. Er ließ es ein paarmal läuten, bevor er abnahm.
    »Lucas, Dan hier.«
    »Was hast du rausgefunden?« Eigentlich tangierte es ihn schon nicht mehr, aber neugierig war er trotzdem.
    »Nicht viel, aber: Entgegen unseren Erwartungen hatte Hatto keine Feinde.«
    »Wurde vielleicht kürzlich jemand aus dem Knast entlassen?«
    »Auch Fehlanzeige. Glaub mir, mein Freund: Niemand wollte Hatto umbringen.«
    »Dann erzähl das mal seiner Tochter.«
    »Zumindest niemand aus dem geschäftlichen Umfeld. Ein paar Leute meinten, wir könnten vielleicht fündig werden, wenn wir uns mal mit seinem Privatleben beschäftigen würden. Schon mal von Simon Hatto gehört?«
    Lucas konnte nicht glauben, dass er einen derart offensichtlichen Kandidaten übersehen hatte, und doch war es passiert – was nur ein weiteres Indiz war, dass er in diesem Geschäft bereits Rost angesetzt hatte. Hattos Bruder hatte mit Sicherheit einen Vorteil, wenn der Rest der Familie ausradiert würde. Ging es also gar nicht um Vergeltung – zumindest nicht um die rasende, blutrünstige Rache, an die er spontan gedacht hatte –, sondern schlicht und einfach um Gier? »Was meinst du? Soll ich mich mal mit Simon beschäftigen?«
    »Nein«, sagte Lucas, »zumindest im Moment nicht. Das geht uns nichts mehr an. Aber danke fürs Angebot.«
    »Kein Problem. Ruf mich an, wenn du was brauchst.«
    Lucas legte den Hörer auf und ging auf den Balkon. Er schloss seine Augen, atmete den Duft des Waldes ein, lauschte den Vögeln und den anderen entfernten Geräuschen, die in der Luft lagen. Einen Moment lang stellte er sich vor, wie er die Augen öffnete und Ella und Chris auf das Haus zukommen sah. Sie waren wirklich nette Kids gewesen, doch er musste sich nun auf das Wichtige konzentrieren: auf seine Rückkehr nach Paris, um seine Tochter und Madeleine zu sehen.
    Aber vielleicht war es auch nur eine Schnapsidee. Soweit er wusste, hatte Madeleine wieder geheiratet und weitere Kinder bekommen. Wahrscheinlich waren sie glücklich. Und vermutlich verschwendete seine Tochter keine Gedanken an ihren unbekannten Vater. Sein Erscheinen würde ihr Leben womöglich völlig aus dem Gleichgewicht bringen, aber trotzdem: Es war ein Risiko, das er eingehen musste.
    Für die Hattos war dieses Kapitel längst abgeschlossen. Sie hatten nicht mehr die Möglichkeit, die Dinge zu sagen, die sie sich sagen wollten, sie konnten keine gemeinsamen Pläne mehr schmieden, keine Beziehung zueinander aufbauen. Aus dieser Familie hatte nur eine überlebt – und die war so allein und isoliert wie er selbst. Er hatte immerhin noch die Möglichkeit, den Weg zurück zu finden.
    Er dachte an die Information, die er von Dan erhalten hatte, dachte noch einmal daran, wie Ella und Chris aufs Haus zukamen, sah Ella vor sich, wie sie es sich auf dem Sofa bequem machte. Aber er wollte nicht mehr daran erinnert werden, wollte nicht mit der Möglichkeit konfrontiert werden, dass womöglich er es war, der sie direkt in die Fänge eines Killers zurückgeschickt hatte.
    Er hoffte, dass Dan sich getäuscht hatte – mehr konnte er nicht tun. Wenn Simon Hatto die Familie umgebracht hatte, dann sicher in der Absicht, die Kontrolle über Hattos Imperium an sich zu reißen. Und falls das der Fall war, würde er mit Sicherheit wieder zuschlagen, sobald der passende Zeitpunkt gekommen war. Dan musste sich einfach irren – andernfalls war Ella tot. Sie wusste es nur noch nicht.

SIEBEN
    »Nehmen Sie

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