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Das Fluestern des Todes

Das Fluestern des Todes

Titel: Das Fluestern des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Wignall
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Wind. Bevor sie ihn erreichte, sah sie, wie er drei, vier Mal zum Handy griff – und sie war sich sicher, dass die Person, die er anrufen wollte, dort in einem der Särge lag.
    Er lächelte hilflos »Bist du okay?«, fragte er. Sie nickte. »Eine unangenehme Pflicht – besser, man bringt es schnell hinter sich.«
    »Haben sie inzwischen eine Ahnung, wer es war?«
    Er verzog das Gesicht. »Noch nicht. Sie wollen mit dir aber darüber sprechen.«
    »Habe ich mir schon gedacht Aber was kann ich ihnen schon erzählen?«
    »Vermutlich werden sie dich fragen, ob Mark Feinde hatte – oder ob du zufällig mal was von einer geschäftlichen Auseinandersetzung mitbekommen hast.« Mit verschwörerischer Miene schaute er sich einmal kurz um.»Und vielleicht packen sie die Gelegenheit gleich beim Schopfe, um unser Geschäft genauer unter die Lupe zu nehmen – oder versuchen zumindest, von dir die Erlaubnis zu bekommen. Sollten sie dich also nach Unterlagen, Konten oder so was fragen, verweis sie besser gleich an mich.«
    Sie fühlte sich unwohl in ihrer Haut. Sie hatte den Eindruck, als würde sie ohne große Vorrede gleich mit Geheimnissen konfrontiert, die man bislang immer vor ihr geheim gehalten hatte.
    »Simon, das würde ich doch ohnehin tun. Ich will mit der ganzen Sache nichts zu tun haben. Ich bin zu jung, ich muss das College abschließen, ich bin noch nicht bereit dazu.«
    Er lächelte wieder, diesmal deutlich freundlicher: »Mach dir mal keine Gedanken. Das verlangt auch keiner von dir. Ich kann dir deine Familie nicht zurückgeben, aber eines verspreche ich dir: Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, damit dein Leben so reibungslos wie möglich weitergeht.« Er legte seinen Arm um ihre Schulter und führte sie behutsam zum Ausgang. »Und in der Zwischenzeit: Sprich mit der Polizei nicht übers Geschäft. Darüber können wir uns unterhalten, wenn wir wieder zu Hause sind.«
    »In Ordnung.«
    Einer der Polizisten wartete draußen und lächelte verständnisvoll, als er ihnen die Tür öffnete. Er setzte sich neben den Chauffeur, der sie zurück zu Simons Haus fuhr.
    Gelegentlich drehte sich der Polizist auf dem Beifahrersitz um und fragte freundlich nach ihrem Befinden oder machte andere nebensächliche Bemerkungen. Auch wenn es der Situation alles andere als angemessen war, hätte Ella angesichts seiner Bemühungen fast losgelacht. Sie musste an Lucas denken, an seine Mundfaulheit und zwischenmenschliche Macken – und vermisste ihn schon.
    Auch an Chris musste sie denken. Noch vor zwei Tagen hatten sie in einem Schweizer Wald leidenschaftlichen, fast schon verzweifelten Sex gehabt – vielleicht weil sie instinktiv spürten, dass es womöglich das letzte Mal gewesen war. Sie wollte ihn anrufen, wollte ihn sehen, ihn berühren.
    »Hast du was dagegen, wenn ich später Chris anrufe?«
    Simon drehte sich zu ihr um: »Ella, du brauchst wirklich nicht zu fragen. Fühl dich ganz wie zu Hause, so lange du bei uns wohnst. Bleib, so lange du willst. Wir werden deinen Computer holen und alles andere und in deinem Zimmer wieder aufbauen. Wir werden dir sogar eine eigene Telefonleitung installieren.«
    Sie gab ihm gerade einen Kuss auf die Backe, als sich der Polizist räusperte und sagte: »Entschuldigung. Ich bin mir sicher, dass es nur eine zeitlich begrenzte Maßnahme ist, aber soweit ich weiß, wurden alle Computer aus dem Haus konfisziert, um sie zu analysieren.«
    »Sie haben meinen Computer mitgenommen?«
    »Alle. Was nicht bedeutet, dass sie beschlagnahmt wurden. Man möchte nur überprüfen, ob sich darauf etwas befindet, das bei der polizeilichen Untersuchung hilfreich sein könnte.«
    »Polizeiliche Untersuchung?«, fragte Simon. Er klang verärgert. Er griff zu seinem Handy und wählte eine Nummer. »Tim, Simon hier. Die Polizei hat alle Computer aus Marks Haus entfernt, auch den Computer von Ella, auf dem sich ihr ganzer College-Kram befindet – von rein persönlichen Daten ganz zu schweigen. Sei so nett und hol sie wieder zurück. Erinner sie daran, was sie hier eigentlich untersuchen, nämlich den Mord an drei unschuldigen Menschen.«
    Ella schwirrte der Kopf. Sie konnte sich keinen Reim darauf machen, warum sich die Polizei so verhielt – auf der einen Seite überaus zuvorkommend, gleichzeitig aber so argwöhnisch, als stünde sie selbst unter Verdacht. Diese offensichtliche Skepsis hatte sie in den Blicken aller Polizisten bemerkt, mit denen sie bisher zu tun gehabt hatte.
    Bis letzte Woche hatte

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