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Das Fluestern des Todes

Das Fluestern des Todes

Titel: Das Fluestern des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Wignall
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Fingern über ihren Körper und erreichte schließlich auch ihre linke Brust, die er vorsichtig drückte.
    Er hatte nie so recht gewusst, was er mit ihren Brüsten anstellen sollte.Manchmal hatte sie versucht, ihn sanft auf die richtige Spur zu bringen, hatte ihre Bemühungen aber schnell wieder eingestellt und sich mit der wenig befriedigenden, manchmal sogar unangenehmen Situation abgefunden. Schließlich hatte er ja noch andere Qualitäten.
    Er ließ sie abrupt los und löste sich von ihr. »Was ist denn?«
    »Was meinst du?«
    »Es gefällt dir nicht, oder? Du bist so zurückhaltend.«
    »Tut mir leid.«
    »Ich möchte keine Entschuldigung, ich möchte nur verstehen, was hier abläuft. Bist du irgendwie sauer auf mich?« Sie sah ihm in die Augen und versuchte, sich zu erinnern, wer er war. Sicher, sie liebte ihn noch immer, aber es kam ihr so vor, als würde er sie in einem Hochsicherheits-Gefängnis besuchen, als könne sie ihm durch die dicken Glasscheiben nicht vermitteln, was in ihrem Inneren vorging.
    »Ich kann einfach nicht normal denken. Wenn du mich anfasst, spüre ich gar nichts, nur … Ich brauche einfach mehr Zeit.«
    Er sah sie besorgt an. »Deine Tante hat mir gesagt, dass du Medikamente bekommst. Vielleicht solltest du mal fragen, ob sie die Dosis erhöhen können?«
    Sie schaute ihn fassungslos an.«Du möchtest wohl, dass sie mir die rosa Brille aufsetzen, damit wir in Ruhe ficken können?«
    »Davon war nicht die Rede.«
    »Chris, ich schmeiß die Pillen jedes Mal ins Klo.«
    Nun war er es, der sie fassungslos anstarrte.
    »Ich dachte, der Arzt hat gesagt, dass du unter Depressionen leidest.«
    »Natürlich hab ich Depressionen, schließlich hat jemand meine Familie umgebracht. Ich hab Depressionen, ich verspüre nichts als Wut und Hass – aber genau so sollte ich in dieser Situation auch reagieren.«
    »Warum? Was hast du davon, dich selbst runterzuziehen?«
    Weitere Erklärungen schienen sinnlos. Alle wollten nur, dass sie glücklich war, aber genau das war die Lüge, der sie alle aufsaßen. Schluck die Pillen, sei glücklich – und vergiss einfach, dass man dein Leben zerstört hat. Aber sie kam sich nun mal vor wie ein Land, das sich im Kriegszustand befand, dessen Territorium im Handstreich erobert wurde, dessen Einwohner massakriert worden waren – und das nun ums schlichte Überleben kämpfte. Aber wie sollte sie Chris das erklären?
    Schließlich legte sie die Hand auf die seine. »Du musst mir einfach Zeit geben. Nur ein paar Wochen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein.« Offensichtlich hatte er ihre Verwirrung registriert, weil er umgehend fortfuhr: »Du brauchst mich jetzt, ob dir das nun bewusst ist oder nicht. Und wenn du mir in diesem Punkt nicht vertraust, sehe ich auch nicht, wie ein paar Wochen einen Unterschied machen sollten.«
    Sie wusste, was er wollte. Er wollte die Person zurück, die sie früher einmal gewesen war. Er wollte, dass sie ihre Pillen nahm und wieder glücklich wurde, er wollte die Uhr zurückdrehen zu dem Moment in Montecatini, bevor Lucas über die Straße kam und zwei Männer für sie tötete. Und wie der dumpfe Klang einer weit entfernten Glocke drang die Erkenntnis in ihr Bewusstsein, dass ihre Vorahnung nun wohl Wirklichkeit würde: Es war aus und vorbei, es gab keine Hoffnung mehr für ihre Beziehung.
    Verzweifelt wünschte sie sich, dass Chris sie so akzeptierte, wie sie jetzt war, aber tief im Inneren wusste sie auch, dass er immer auf ihre vermeintliche Genesung warten würde. Er würde nie begreifen können, dass sie nicht traumatisiert war. Im Gegenteil: Sie hatte eine neue Stufe des Bewusstseins erklommen. Erst jetzt war sie in der Lage, die Welt und das Leben vollständig zu verstehen.
    »Wenn die Polizei jemanden finden sollte …«, begann sie.
    »Und wenn nicht?«
    »Keine Ahnung.«
    Er stand auf. Er wollte offensichtlich bereits gehen – und ein Teil von ihr war erleichtert, auch wenn sie überrascht war, dass er so schnell aufgab. »Warum bist du überhaupt gekommen?«
    Es war die falsche Frage, nicht das, was sie eigentlich hatte sagen wollen.
    »Weil ich dich vermisst habe. Und weil ich dachte, du würdest mich brauchen«, antwortete er. Sie wollte aufstehen, um ihn in den Arm zu nehmen, doch seine Gefühle waren offensichtlich unwiderruflich verletzt.
    »Ich werde die Pillen nehmen«, log sie, um ihn versöhnlich zu stimmen. »Und im September fahren wir zusammen irgendwohin.«
    »Also willst du, dass ich bleibe?« Es war kein

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