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Das Fluestern des Todes

Das Fluestern des Todes

Titel: Das Fluestern des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Wignall
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Simon anzusprechen. Seiner Meinung nach schwebte sie noch immer in Lebensgefahr. Mehr noch: Wenn ihr Onkel von Ellas Entschluss erfuhr, könnte er sich womöglich gezwungen sehen, weitere Maßnahmen zu ergreifen. Trotzdem hatte sich Lucas die Frage verkniffen. Er hatte Angst, dass die emotionalen Auswirkungen dieser Frage Ella völlig aus der Bahn werfen könnten. Und natürlich bestand noch immer die theoretische Möglichkeit, dass sie mit ihrer Vermutung auf dem Holzweg waren.
    Irgendwie ahnte er, dass sie ihrem Onkel nichts von ihren Plänen erzählen würde. Sie verschloss die Augen vor der Realität und wollte nicht wahrhaben, dass der Mann, der sie in ihr Haus aufgenommen hatte, der gleiche Mann sein sollte, der die Killer auf sie angesetzt hatte. Aber tief in ihrem Innersten musste sie ihn verdächtigen – und dieser Verdacht würde dazu führen, dass sie Simon gegenüber auf der Hut war. Vielleicht war das ja der wahre Grund, warum sie in ein Hotel zog. Sie wusste es. Er hoffte nur, dass sie umsichtig genug war, um sich nicht unnötig in Gefahr zu bringen.
    Er war sich aber auch sicher, dass ihr Verlangen nach Rache nur noch extremer ausfallen würde, sollte die Spur tatsächlich zu ihrem Onkel führen. Sie hatte diese Möglichkeit bisher aus ihrem Bewusstsein verdrängt, doch sollte sie sich als wahr herausstellen, würde ihr Ärger umso größer sein – gerade weil sich ihr Onkel in den letzten drei Monaten scheinbar rührend um sie gekümmert hatte. Wenn Simon Hatto wirklich dahintersteckte, würden ihm alle Nettigkeiten dieser Welt nichts nutzen. Jetzt musste er tun, was er von Anfang an hätte tun sollen: seinen Job zu Ende bringen.

ZWÖLF
    Der Mann am Empfang war höflich, fast schon unterwürfig, schaffte es aber gleichzeitig, ein kühles, leicht abfälliges Verhalten an den Tag zu legen. Er machte auch keinen Hehl daraus, dass er Lucas nicht kannte, obwohl er erst letzte Woche ein paar Tage in dem Hotel verbracht hatte.
    Er war mit den Formalitäten fast fertig, als der Rezeptionist eine plötzliche Eingebung hatte und nach einer Notiz auf seinem Pult griff. »Oh, Mr. Lucas, ich vergaß, dass ein Gentleman in der Bar auf Sie wartet.«
    »Was für ein Gentleman?«
    »Jung, Australier, mit Anzug.« Die letzten Worte waren offensichtlich eine dezente Anspielung auf Lucas’ legere Kleidung. »Zur Bar geht es direkt hier entlang.«
    »Ich weiß. Ich war schon mal hier.«
    »Natürlich.«
    Er ging zur Bar, wo Dan auf einem Barhocker saß und eifrig mit dem Barkeeper diskutierte. Als er Lucas sah, stand er auf und schüttelte ihm lächelnd die Hand.
    »Gut angekommen?«
    Lucas nickte.
    »Wie wär’s mit einem Drink? Die haben hier einen achtzehnjährigen Macallan.«
    »Warum nicht.«
    »Ich nehm auch einen. Rico?« Der Barkeeper nickte. »Rico stammt aus Brasilien«, sagte Dan, als sie sich an einen Tisch setzten. »Er ist eigentlich Schuh-Designer für Modeschauen.« Lucas musste lachen. Dan war vielleicht gerade mal zwanzig Minuten hier und kannte bereits den ganzen Lebenslauf des Barkeepers. Beim nächsten Besuch würde er die Drinks vermutlich kostenlos bekommen.
    »Also: Novakovic.«
    »Ja, Novakovic.« Dan wiederholte den Namen, als würde er auf einen alten Bekannten anstoßen. »Wie bist du ihm überhaupt auf die Schliche gekommen?«
    »Ich hab Lo Bello angerufen und gefragt, wer für einen derartigen Job in London wohl infrage käme.«
    »Hat er mich auch erwähnt?«
    Lucas lächelte, weil Dans Eitelkeit einfach zu rührend war. »Nur am Rande. Wir waren beide der Meinung, dass das wohl unter deinem Niveau sei.«
    Dan lachte. »Ich kann nicht glauben, dass du tatsächlich Lo Bello kennst. Wie cool ist das denn?«
    »Früher kannte ich jeden.« Er wollte noch anfügen, dass diese Zeit nun schon sehr lange zurücklag, verkniff es sich aber. »Wo steckt unser Freund Novakovic denn?«
    »Direkt vor unserer Haustür. Er wohnt mit ein paar anderen Jungs vom Balkan, meist Illegalen, in einem Haus in West-London. Könnte etwas unübersichtlich werden. Deshalb würde ich vorschlagen, dass ich dich um vier Uhr früh abhole und wir die Sache durchziehen, wenn sie noch im Bett liegen.«
    »Klingt gut.«
    Der Barkeeper stellte ihnen die Drinks auf den Tisch.
    »Danke, Rico.« Dan nahm sein Glas und prostete Lucas zu. »Auf deine Gesundheit. Gut, dass du wieder mit von der Partie bist, Alter.«
    Lucas hob sein Glas und sagte: »Ich bin nicht mit von der Partie.«
    Dan lächelte ungläubig, ließ sich dann

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