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Das Fluestern des Todes

Das Fluestern des Todes

Titel: Das Fluestern des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Wignall
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Interesse nun völlig unschuldig war oder eine clevere Falle. Da eine Ausflucht nicht mehr möglich war, versuchte sie, tapfer zu lächeln, und sagte die Wahrheit. »Ich war in Budapest.« Simons Lächeln gefror, und sie ergriff die Gelegenheit, um gleich nachzuhaken. »Das ist doch nicht schlimm, oder?«
    »Nein, natürlich nicht. Bist du alleine gefahren?«
    »Ja. Chris und ich wollten ja eigentlich in den Sommerferien dorthin. Ich hab mich einfach spontan entschlossen, alleine zu fahren. Um ganz ehrlich zu sein: Es war die Mühe nicht wert.«
    Er nickte, doch irgendwie spürte sie, dass er ihr nicht glaubte.
    Sie versuchte, seine Gedanken zu lesen, aber plötzlich schien er wieder völlig entspannt. »Allein zu reisen macht einfach keinen Spaß.« Er lächelte. »Hausaufgabe für diese Woche: Wir gehen aus und suchen uns einen netten jungen Mann!« Er küsste sie auf die Wange und verschwand.
    Sie ging zurück durch die Lobby, noch immer verärgert über die Tatsache, dass sich Simon so einfach an sie hatte heranschleichen können. Sie ging zur Rezeption und bestellte noch für den heutigen Tag eine Suite. Ab sofort würde sie ihre geschäftlichen Besprechungen hinter verschlossenen Türen abhalten.
    Sie fing an, die Tage zu zählen, doch von Dan kam kein Lebenszeichen. Stattdessen meldete sich kurz nach ihrem Umzug die Rezeption und informierte sie, dass jemand sie besuchen wollte, eine Miss Welsh. Als sie darum bat, Miss Welsh nach oben zu schicken, versuchte Ella so jovial wie möglich zu klingen – ganz so, als sei Vicky Welsh eine alte Freundin. Das Hotelpersonal musste ja nicht wissen, dass sie Besuch von der Polizei bekam.
    Und der Besuch kam definitiv zur falschen Zeit. Vermutlich hatten die Ermittlungen etwas Interessantes ans Tageslicht befördert – bis vor einigen Wochen wäre sie für neue Erkenntnisse mehr als dankbar gewesen. Inzwischen hatten diese Dinge ihre Relevanz längst verloren. Was immer man ihr mitteilen würde: Den Weg, den sie nun eingeschlagen hatte, würde sie deshalb nicht verlassen.
    Zu Ellas Erleichterung trug Vicky Welsh einen Hosenanzug und sah mehr wie eine Angestellte denn wie eine Polizistin aus. Sie war zuvorkommend, lehnte den angebotenen Kaffee höflich ab, äußerte sich bewundernd über die Räumlichkeiten und fragte Ella, wie es ihr ging.
    Als sie sich setzte, änderte sich ihr Tonfall. »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich Ihnen gerne ein paar Fragen stellen – auf rein informeller Basis.«
    »Natürlich.« Sie holte ein Notizbuch aus der Tasche – was Ella zu der Frage veranlasste: »Rein informell, sagten Sie?«
    »Ja, informell im rechtlichen Sinne. Ich möchte mir nur über einige Fragen Klarheit verschaffen.«
    Ellas schwirrte der Kopf, als sie sich auf die neue Situation einzustellen versuchte. Es ging also gar nicht um Fortschritte in den Ermittlungen, sondern um neue Fragen, die ihr gestellt wurden.
    »Nun, ich bin glücklich, Ihnen helfen zu können.« Sie realisierte, wie gestelzt ihre Worte klangen – sie war auf dem besten Weg, so wie Simon zu sprechen.
    Vicky Welsh lächelte gequält. »Na gut, dann schauen wir mal. Wenn unsere Informationen zutreffen, waren Sie letzte Woche in Budapest?«
    »Richtig.«
    »Geschäftlich oder privat?«
    »Privat.« Ella spürte, wie sich ihre Gesichtsmuskeln anspannten, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. »Ja, es war einer der Orte, die wir im Sommer gemeinsam besuchen wollten. Also entschloss ich mich kurzfristig, alleine zu fahren.«
    »Sagt Ihnen der Name Bruno Brodsky irgendetwas?«
    Ella schüttelte den Kopf. Vicky Welsh schaute sie durchdringend an, was sie nur noch nervöser machte.«Ich verstehe nicht so recht, weshalb Sie hier sind. Ich dachte, hier geht es um meine Familie. Sollte das nicht der Fall sein, wäre ich dankbar zu erfahren, worum es sonst geht.«
    Vicky Welsh nickte, notierte aber erst etwas in ihr Notizbuch, bevor sie antwortete. »Möglicherweise betrifft es ja Ihre Familie. Stephen Lucas hielt sich in dem gleichen Hotel in Budapest auf wie Sie. Ich gehe davon aus, dass Sie mit diesem Namen vertraut sind?«
    Ihr Gesichtsausdruck und Tonfall ließen kein weiteres Leugnen zu. Nachdem sie miterlebt hatte, wie rückgratlos sich Chris verhalten hatte, musste sie davon ausgehen, dass er ihnen Lucas’ vollen Namen bereits zu Beginn der Ermittlungen verraten hatte.
    »Ja, ich hatte mich dort mit ihm verabredet. Er lebt auf dem Kontinent, und es schien eine gute Gelegenheit, mich mit ihm zu

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